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Das Regenbogenschwert: Die Legende von Hawk und Fisher (Dämonenkrieg) (German Edition)

Das Regenbogenschwert: Die Legende von Hawk und Fisher (Dämonenkrieg) (German Edition)

Titel: Das Regenbogenschwert: Die Legende von Hawk und Fisher (Dämonenkrieg) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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meinen Bruder zu verlieren. Komm. Ich bin müde, und morgen muss ich in aller Frühe aufstehen.“
    Julia sah ihn einen Augenblick lang forschend an und lächelte dann zögernd. „Es war ein langer Tag, nicht? Gehen wir.“
    „Entschuldige“, sagte Harald und schnitt Rupert elegant den Weg ab. „Aber findest du nicht, dass ich Prinzessin Julia zu ihren Gemächern geleiten sollte? Verdammt, immerhin ist sie meine Verlobte.“
    „Harald“, antwortete Rupert ruhig, „ich bin jetzt nicht in der Stimmung für diese Art von Blödsinn. Ich bin selten in der Stimmung, und heute weniger denn je. Also geh mir aus dem Weg, sonst scheuere ich dir eine. Oder noch schlimmer, ich könnte Julia dabei den Vortritt lassen.“
    Harald sah Julia nachdenklich an. Sie lächelte ihn strahlend an und legte die Rechte lässig auf den Schwertgriff. Harald verneigte sich vor ihr und wandte seine Aufmerksamkeit wieder Rupert zu.
    „Wie tapfer du geworden bist, seit du einen Drachen an deiner Seite weißt“, sagte er liebenswürdig. „Falls du deine Reise zum Dunklen Turm überlebst, solltest du auf schnellstem Wege heimkehren. Ich habe dich nämlich zu meinem Trauzeugen auserkoren.“ Er lachte, als Rupert die Zornesröte in die Wangen stieg. „Ich dachte mir schon, dass dir das Spaß machen würde. Wir beide sehen uns morgen, Julia. Wir haben eine Menge zu … besprechen.“
    Er trat zurück, verbeugte sich noch einmal vor beiden und rauschte majestätisch aus der großen Halle. Rupert und Julia sahen ihm nach.
    „Einen netten Bruder hast du da“, sagte Julia. „Versteht sich wirklich darauf, Salz in eine Wunde zu streuen.“
    „Ja“, sagte Rupert. „Dennoch sollten wir ihn mit Langmut behandeln. Er hat nicht mehr lange zu leben.“
    „Warum nicht?“
    „Weil ich ihn irgendwann töten werde.“
    Julia kicherte vergnügt. „Darf ich mitmachen?“
    Sie lachten und begaben sich zu dem schlafenden Drachen. Rupert rüttelte ihn, schrie ihm ins Ohr und boxte ihm sogar gegen die harte Stirn, aber die beiden dünnen Rauchfahnen, die von seinen Nüstern aufstiegen, zitterten nicht einmal. Mit einem Seufzer schritt Rupert um den Koloss herum, nahm Maß, holte aus und trat ihm ins Hinterteil. Der Drache öffnete langsam die Augen, während Rupert eine Weile auf einem Bein umhertanzte und mit beiden Händen den Fuß des anderen massierte. Mürrisch wuchtete sich der Drache hoch und sah verschlafen in die Runde.
    „Julia, wo sind die anderen alle?“
    „Die sind alle schon weg.“
    „Schade. Mein Magen knurrt allmählich. Warum hüpft Rupert auf und ab und flucht leise vor sich hin?“
    „Ich glaube, das ist eine Art Volkstanz“, erklärte Julia.
    „Oh“, sagte der Drache zweifelnd, sah Rupert an und fragte: „Wo ist das Einhorn?“
    „Hier“, drang eine bekümmerte Stimme hinter einem Gobelin hervor. „Immer wenn sich Rupert mit seiner Familie unterhält, kriegt er schlechte Laune und lässt sie an mir aus.“
    „Komm da raus, Einhorn“, blaffte Rupert und humpelte ein paar Schritte, um sich auf Julia zu stützen.
    „Seht ihr?“, fragte das Einhorn und kam vorsichtig hinter dem Gobelin hervor. „Ich schlage vor, wir gehen, nachdem nun keine Leute mehr da sind, die ihr erschrecken könnt. Möglicherweise ist es euch entgangen, aber unsere letzte Mahlzeit liegt geraume Zeit zurück, und mein Magen glaubt allmählich, jemand habe mir die Kehle durchgeschnitten.“
    „Natürlich“, sagte Rupert. „Ich besorge dir so viel Gras, wie du nur fressen kannst.“
    „Oh, juchhu“, sagte das Einhorn.
    Sie gingen auf das zerstörte Doppelportal zu, Rupert immer noch humpelnd und auf Julia gestützt.
    „Das ist wieder mal typisch“, brummte das Einhorn.
    „Was?“, fragte Rupert.
    „All die Mühe, die ich mir gebe, um richtig zu humpeln, und niemand findet das auch nur erwähnenswert, während du …“
    Rupert und Julia sahen einander an, prusteten los und führten den Drachen und das nicht mehr humpelnde Einhorn aus der großen Halle.
    Der König wartete, bis die Schwanzspitze des Drachen verschwunden war, ehe er sich mit einem müden Seufzer in die Kissen sinken ließ. Grey nahm langsam auf den Stufen Platz, die zum Thron hinaufführten. Seine Knie knirschten, als er sich setzte. Sowohl der König als auch der Astrologe sahen plötzlich älter aus.
    „Wirkt der Thronsaal ohne Ruperts Freunde nicht viel größer?“, fragte König John.
    Grey lachte. „Ja, und stiller.“
    „Mir gefällt Julia“, sagte der König.

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