Das Regenbogenschwert: Die Legende von Hawk und Fisher (Dämonenkrieg) (German Edition)
mir“, sagte er ernst.
„Ich sehe bescheuert aus“, brummte sie. „Fehlt nur noch eine Narrenkappe mit Glocken. Das Kleid ist zu eng, meine Schuhe bringen mich um, und diese verdammte Frisur bereitet mir Kopfschmerzen. Aber am schlimmsten ist die eklige Wollunterwäsche, die man mir aufgezwungen hat.“ Sie begann, sich heftig zu kratzen und merkte dann erst, dass sie immer noch das blutige Taschentuch in der Hand hielt, mit dem sie Rupert das Gesicht abgewischt hatte. Sie schniefte, schob es unbekümmert in den weiten Ärmel und warf dem Prinzen einen anklagenden Blick zu. „Du hättest dich davongeschlichen, ohne Lebewohl zu sagen, was?“
Rupert zuckte hilflos die Achseln. „Ich hasse Abschiede. Sie haben so etwas Endgültiges.“
„Rupert“, sagte Julia langsam, „wie gefährlich ist dieser Erzmagier wirklich?“
„Sehr. Der letzte Bote, den wir zu ihm sandten, kam …verändert zurück.“
„Verändert? Inwiefern?“
„Wir sind nicht ganz sicher. Erinnerst du dich an die Krokodile, die früher im Burggraben lebten?“
„Du meinst, was immer sie fraß …“
„Wir vermuten es.“
Julia runzelte die Stirn. „Der Erzmagier ist unsere einzige Hoffnung gegen den Düsterwald?“
„Sieht so aus.“
„Dann sitzen wir so richtig in der Scheiße.“
Rupert nickte ernst, und Julia musste lachen. Er grinste, froh, dass er sie endlich aus ihrer miesen Stimmung herausgeholt hatte.
„Nun, Julia, wie kommst du mit der feinen Hofgesellschaft zurecht?“
„Ich gewöhne mich daran. Langsam.“
„In letzter Zeit jemanden geschlagen?“
„Niemanden von Bedeutung.“
Rupert lachte. „Dann ist ja alles gut.“
Sie standen eine Weile nebeneinander, ohne zu wissen, wie sie ihre Gefühle in Worte kleiden sollten. Dann beugte sich Julia vor und küsste ihn. Rupert zog sie an sich und hielt sie fest. Er spürte ihren Herzschlag an seiner Brust. Nach einer Weile gab er sie frei.
„Es ist fast Zeit zu gehen, Julia.“
„Ja.“
„Ich nähme dich mit, wenn ich könnte.“
„Ich verstehe.“
„Wartest du auf mich?“
„Klar. Hast du noch meinen Gunstbeweis?“
Rupert griff in sein Wams und zog ein sehr ausgefranstes, blutbeflecktes Taschentuch hervor. „Das Unterpfand meiner Dame. Nicht einmal für das ganze Waldkönigreich gäbe ich es her .“ Er schaute hoch und sah, dass auch in Julias Augen Tränen standen. Er wandte sich rasch ab und starrte auf den überlaufenen Burghof, während er das Taschentuch wieder an der Brust verstaute. Er hörte, dass Julia dicht hinter ihn trat, und spürte ihren warmen Atem im Nacken.
„Keine Abschiedsworte, Rupert. Nur … komm heil zurück. Sonst bin ich dir ernsthaft böse.“
Es entstand eine Pause, dann drehte sie sich um und enteilte. Er wünschte, es hätte noch etwas zu sagen gegeben, aber es gab nichts. Er legte die Hand aufs Herz und spürte den sanften Druck des Seidentüchleins unter dem Lederwams. Allem Anschein nach hatten die Minnesänger manchmal doch recht. Er grinste und schlenderte er über den Hof auf das Einhorn zu.
„Alles in Ordnung? Du bist ein bisschen rot im Gesicht.“
„Mir geht es gut. Gut.“
„Julia ist fort?“
„Ja.“
„Ich mag sie“, sagte das Einhorn.
„Ich auch“, sagte Rupert.
„Das war mir aufgefallen“, sagte das Einhorn trocken.
Rupert lachte und legte seinen Umhang wieder um. „Reisefertig?“
„Ich könnte gar nicht reisebereiter sein. Warum kommt der Drache nicht mit? Ich hatte mich an ihn gewöhnt.“
„Er ruht. Ich glaube, die Wunden, die ihm die Dämonen zugefügt haben, sind schlimmer, als er zugibt. Der Regenbogen hätte sie heilen sollen, aber ich nehme an, er ist einfach … nicht mehr so jung wie früher. Gestern Abend schaffte er es gerade noch bis in den Stall. Er wird mir fehlen, aber er ist der langen Reise nicht gewachsen, vom Kampf gegen die Dämonen ganz zu schweigen.“
„Dämonen?“, fragte das Einhorn scharf. „Welche Dämonen?“
„Wenn wir in den Düsterwald zurückkehren …“
„Den Düsterwald? Kein Mensch hat mir gesagt, dass wir nochmal in den Düsterwald müssen! Das war’s. Nimm mir den Sattel ab. Ich gehe nirgends hin.“
„Wir gehen nur ein ganz kleines Stück rein …“
„Dann werden wir wohl auch nur ein ganz kleines bisschen umgebracht. Vergiss es!“
„Schau mal, Einhorn, entweder gehen wir den Erzmagier holen, oder der Düsterwald kommt und holt uns. So einfach ist das.“
„Es muss eine Alternative
Weitere Kostenlose Bücher