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Das Regenbogenschwert: Die Legende von Hawk und Fisher (Dämonenkrieg) (German Edition)

Das Regenbogenschwert: Die Legende von Hawk und Fisher (Dämonenkrieg) (German Edition)

Titel: Das Regenbogenschwert: Die Legende von Hawk und Fisher (Dämonenkrieg) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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geben.“
    „Welche?“
    „Abhauen?“
    Rupert tätschelte lachend den Hals des Einhorns. „Sind alle Einhörner so feige?“
    „Nur die, die mit einem Funken von Verstand gesegnet sind. Der einzige Grund, warum Einhörner so selten sind, ist, dass die meisten von uns zu doof sind, sich bei Regen unterzustellen. Oder sich von Menschen fernzuhalten.“
    Rupert musterte das Einhorn nachdenklich. „Du bist mein Freund, oder?“
    Das Einhorn scharrte mit den Hufen. „Ja, ich schätze schon. Ich habe mich an dich gewöhnt.“
    „Ich muss in den Düsterwald zurück. Es ist meine Pflicht.“
    „Ich weiß“, seufzte das Einhorn resigniert, „und mir bleibt keine andere Wahl, als dich zu begleiten.“
    Rupert tätschelte wieder den Hals des Einhorns. „Danke. Ich bräche ungern ohne dich auf.“ Er runzelte plötzlich die Stirn. „Einhorn …““
    „Ja?“
    „Mir ist etwas eingefallen … wir sind nun schon so lange zusammen, und ich kenne nicht mal deinen Namen.“
    Das Einhorn drehte langsam den Kopf nach hinten und starrte Rupert mit einem blutroten Auge an.
    „Meinen Namen? Ich bin ein Sklave, Prinz. Sklaven haben keine Namen.“
    Im Burghof schien es plötzlich kälter zu sein, und Rupert schaute weg, konnte den ruhigen Blick des Einhorns nicht länger ertragen.
    „Du bist kein Sklave …“
    „Nein? Du glaubst, ich trage diesen Sattel und dieses Zaumzeug freiwillig? Männer mit Stricken und Peitschen trennten mich von meiner Herde. Sie schlugen mich, bis mein Mut gebrochen war, und verkauften mich an dich. Das ist keine Sklaverei?“ Das Einhorn lachte bitter. „Du warst gut zu mir, Rupert. Ich mag dich – auf . Aber ich bin dennoch ein Sklave, und Sklaven sind namenlos. Früher hatte ich einen Namen. Als ich frei war.“ Die Stimme des Einhorns senkte sich zu einem Flüstern. „Eines Tages werde ich wieder einen haben.“
    „Tut … mir leid“, sagte Rupert hilflos. „Ich habe … mir bisher nie Gedanken darüber gemacht.“ Er sah auf, und ihre Blicke trafen sich. „Ich habe dich in den Düsterwald geführt, wo du nur um Haaresbreite dem Tod entronnen bist. Du hättest jederzeit fliehen und mich im Stich lassen können, aber du hast es nicht getan, weil ich dich brauchte. Du bist mein Freund. Wenn du nicht mitkommen willst, ist das in Ordnung. Ich werde dich nicht zwingen. Aber ich würde mich freuen, wenn du mitkämest.“
    Mensch und Einhorn starrten einander an.
    „Steig auf“, sagte das Einhorn schließlich. „Wir haben einen langen Ritt vor uns.“
    Rupert nickte, setzte den Fuß in den Steigbügel und schwang sich in den Sattel. Keine vierundzwanzig Stunden zurück und schon wieder unterwegs. „Julia hat recht“, dachte er plötzlich. „Wir hätten nicht in die Burg zurückkehren sollen. Wir waren glücklich im Wald. Wir wussten nichts über Haralds Heiratskontrakt und hatten keine Ahnung vom Vormarsch der Finsternis. Ich hätte dich lieben können, Julia. Bis mir mein Bruder dazwischenkam.“
    Er schüttelte den Kopf und blickte auf, als er Hufschlag hörte. Der Erste Ritter galoppierte heran und nahm neben ihm Aufstellung, aufrecht im Sattel eines Streitrosses, das an die zehn Handbreit höher war als das Einhorn. Das Tier schien die schwere Rüstung nicht als Last zu empfinden.
    „Eindrucksvoll“, dachte Rupert. „Bestens geeignet für Tjosten. Aber nicht sehr sinnvoll gegen ein Dämonenrudel.“
    „Rechnet Ihr mit Ärger , Herr Ritter?“, fragte er gelassen.
    „Immer, Hoheit. Ich nehme an, Ihr seid aufbruchsbereit?“
    „Natürlich. Ihr habt Eure Sache gut gemacht, Herr Ritter. Ich bin verletzt, aber nicht wirklich beeinträchtigt.“
    „Ich versuche, professionell zu sein.“
    „Eines Tages …“
    „… werdet Ihr was tun, Hoheit? Mir heimlich Gift in den Becher tun oder mich von hinten niederstechen? Das bezweifle ich; es widerspräche Eurer Natur. Ihr wollt mich im Zweikampf schlagen, so wie vorhin Euren Bruder Harald. Aber Ihr seid nicht gut genug, um mich auf diese Weise zu bezwingen.“
    „Darauf würde ich nicht unbedingt wetten“, sagte Rupert ruhig. „Es gab eine Zeit, da dachte Harald genauso.“
    Der Erste Ritter musterte ihn scharf, schwieg aber. Rupert hielt seinem Blick stand. Beide spürten, dass sich etwas in ihrer Beziehung verändert hatte, und zum ersten Mal wurde Rupert klar, dass er keine Angst mehr vor dem Ersten Ritter hatte. So lange Rupert zurückdenken konnte, war der für ihn die Verkörperung des Todes gewesen, ein Meuchelmörder mit

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