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Das Regenbogenschwert: Die Legende von Hawk und Fisher (Dämonenkrieg) (German Edition)

Das Regenbogenschwert: Die Legende von Hawk und Fisher (Dämonenkrieg) (German Edition)

Titel: Das Regenbogenschwert: Die Legende von Hawk und Fisher (Dämonenkrieg) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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Gesichtsfeld, aber seine Finger umklammerten immer noch eisern den Türsturz. Es entstand eine Pause, dann verschwanden plötzlich auch die Hände.
    „Alles in Ordnung?“, rief Bodeen nach kurzem Zögern.
    „Natürlich“, entgegnete der Seneschall gereizt. „Warte, bis ich ein paar Stufen erklommen habe, und schick dann die Prinzessin hinterher. Sie soll aufpassen, es ist rutschig hier draußen.“
    Julia sah Bodeen an und schluckte trocken.
    „Lasst Euch Zeit“, rief er väterlich. „Wir haben keine Eile.“
    „Was mich stört, ist die Tatsache, dass wir uns freiwillig für dieses Abenteuer gemeldet haben“, meinte Julia, und Bodeen feixte.
    „Immer noch besser, als Pferdemist für die Gärten zu sammeln. Aber nur ein bisschen. Bereit?“
    Julia nickte, ließ ihren Dolch wieder in den Stiefel gleiten, um beide Hände frei zu haben, und setzte einen Fuß auf die Räuberleiter, die Bodeen für sie machte. Sie versuchte, den Türsturz zu umklammern, aber ihre Finger rutschten von dem glatten Holz ab, und sie musste sich die Hände am Kleid trocken reiben, ehe sie einen sicheren Halt fand. Sie holte tief Luft, atmete langsam aus und nickte. Er lächelte beruhigend, und Julia sprang.
    Die Schwerkraft wechselte, als sie noch mitten im Sprung war. Oben war plötzlich unten, und ihr wurde schwindlig, als sie merkte, dass sie mit einer Hand von der Türschwelle hing. Unter ihren strampelnden Füßen war nur Luft, und sie wagte nicht, einen Blick in die Tiefe zu werfen. Als sie die freie Hand ausstreckte, schürfte sie sich die Finger am rauen Stein der Treppe auf. Julia lächelte, packte die Kante und zog sich auf die erste Stufe, die beruhigend breit und solide wirkte und ihr bequem Halt bot. Eng an die Burgmauer gepresst sah sie sich um. Die Treppe erstreckte sich vor ihr, schroff und schartig, hier und da mit breiten Lücken im Mauerwerk. Etwa fünfzig Fuß weiter unten kauerte der Seneschall vor einer zweiten Tür, die Stirn in Sorgenfalten gelegt.
    „Seneschall!“, rief Julia mit honigsüßer Stimme, „das werdet Ihr mir büßen!“
    Der Seneschall sah sich ohne Hast um. „Ah, da seid Ihr ja, Prinzessin …. ich wäre zurückgekommen, um Euch zu helfen, aber die Tür hier hat mich abgelenkt. Ich war Meilen entfernt.“
    „Ich wollte, ich wäre Meilen entfernt“, brummte Julia. Der auffrischende Wind zerzauste ihr Haar, während sie unbehaglich die Landschaft zu ihren Füßen betrachtete. Grüne Wälder dehnten sich in alle Richtungen bis zum Horizont, und Julia konnte sich nur schwer vorstellen, dass die lange Nacht diese prächtigen alten Baumbestände schon bald verschlingen würde. Sosehr sie ihre Augen auch anstrengte, sie erkannte bis jetzt nirgends eine Spur des Düsterwaldes. Sie fragte sich, ob Rupert die Finsternis auf seinem Weg zum Erzmagier wohl schon passiert hatte. Zu ihrer Schande musste sie sich eingestehen, dass sie nicht genau sagen konnte, wie lange er inzwischen fort war. Julia runzelte die Stirn und konzentrierte sich auf die Treppe. Ein Problem nach dem anderen. Ihr Stirnrunzeln vertiefte sich, als sie sah, dass ein Großteil des Mauerwerks durch Wind und Regen brüchig war und einige der Stufen gefährlich schief aus der Wand ragten, nur von Mörtel und Taubendreck festgehalten.
    „Seid Ihr in Sicherheit, Prinzessin?“, rief Bodeen ein wenig vorwurfsvoll, und Julia zuckte schuldbewusst zusammen, als ihr klar wurde, wie lange sie den Gardisten schon warten ließ.
    „Alles klar!“, schrie sie schnell und kletterte hastig eine Stufe tiefer. Kaum hatte sie Platz gemacht, da kam er auch schon kopfunter aus der Tür geschossen und vollführte mitten in der Luft einen Salto, als sich die Schwerkraft umkehrte. Aber seine kräftigen Hände hielten den Türsturz fest umklammert, und einen Atemzug später landete er auf der obersten Stufe und sah interessiert auf die Aussicht hinab.
    „Hört auf, da herumzuhängen“, rief der Seneschall. „Die Tür zum Schatzhaus ist nicht verschlossen.“
    Julia schaute nach unten und sah gerade noch, wie der Seneschall energisch an der Tür rüttelte. Sie schwang nach außen und hätte ihn um ein Haar von den Beinen gefegt. Rasch fand er sein Gleichgewicht wieder, starrte misstrauisch in die dunkle Öffnung und hechtete dann entschlossen hinein.
    „Der Mann hat Nerven wie Drahtseile“, dachte Julia. „Oder einen absolut unterentwickelten Selbsterhaltungstrieb.“
    Sie fixierte die verwitterten, grob behauenen Stufen, die zwischen ihr und dem

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