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Das Regenmaedchen

Das Regenmaedchen

Titel: Das Regenmaedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabi Kreslehner
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sie ausgerissen. Vielleicht würde alles
sich beruhigen.
     
    »Scheiße!«, sagte Felix und griff sich an die Backe.
»Scheiße! Ich hab den Max vergessen. Den Zahntermin. Über der Aufregung mit
diesem Lauberts!« Er tastete vorsichtig mit der Zunge den Verursacher seines
gestrigen Leids ab und staunte. »Komisch. Tut gar nicht mehr weh. Ich glaub,
ich muss nicht mehr ...«
    »Das ist die Angst«, unterbrach ihn Franza. »Die Angst vor
dem Bohrer. Wirst sehen, heute Nacht lässt er dich nicht schlafen, der Zahn.«
    »Glaubst du?« Felix war ehrlich erschrocken.
    Franza nickte. »Ich weiß es. Aber mach
dir keine Sorgen, der Borger kommt ja dann vorbei. Vielleicht kann er? Er hat dem
Max schon ein paar Mal über die Schulter geschaut. So als Hobby, verstehst du?
Jetzt allerdings schon länger nicht mehr, aber du weißt doch, ein gestandener
Arzt kann alles. Soll ich ihn fragen? Ob er sich die Mühe macht?« Sie lächelte.
    »Untersteh dich, Schlange!«, sagte Felix und griff nach
dem Handy.
    Franza sah Frau Brigitte vor sich, eine Institution, die
seit Jahr und Tag an Max' Empfang saß und ebenso lange darauf bestand, Frau
Brigitte genannt zu werden.
    Sie  stellte  sich ihre  indignierte  Miene  vor und ihr
Leiden an der Unzuverlässigkeit der Menschen und das persönliche Gekränktsein,
weil der Herr Kommissar Herz seinen Termin wieder einmal versäbelt hatte.
    Herz hatte die Freisprechanlage eingeschaltet, um Franza
teilhaben zu lassen an Frau Brigittes Beleidigtsein. Belustigt hörte sie zu,
wie Herz anfangs ein wenig herumstammelte, dann aber resigniert schwieg
angesichts Frau Brigittes ausführlicher Rüge, extra hatte sie ihn eingeschoben,
weil der Herr Doktor sie heute Morgen halt so nett gebeten hätte, und jetzt
das, und wenn das alle machten, das sei doch keine Art, nein, wirklich, im
Chaos würden sie versinken, aber Gott sei Dank, Gott sei Dank, gäbe es ja sie, die
Frau Brigitte, ihres Zeichens Hüterin der Ordnung und des Zusammenhalts, wann
er denn also nun käme, der Herr Kommissar, das solle er doch nun endlich sagen,
sie warte doch, ob er das nicht merke, und was es denn Spannendes und Neues
gäbe in seinem Kommissariat, und ob sie diesen Mörder denn nun schon hätten, er
wisse schon, und er solle doch ein bisschen erzählen, also dieser Mörder, die
Frau Kommissarin erzähle ja so gut wie nichts, überhaupt bekäme man sie so
selten zu Gesicht, er solle Grüße bestellen, und wann sie denn nun endlich,
endlich seinen neuen Termin eintragen könne, und ob er vielleicht glaube, dass
sie alle Zeit der Welt habe!
    Herz seufzte erleichtert, als er es hinter sich und einen
Termin am späten Nachmittag vor sich hatte, und meinte, er brauche jetzt
dringend einen Schnaps, das betäube nicht nur seinen Zahn, sondern beruhige
auch die Nerven, die sowieso schon durch Lauberts, diesen Arsch, nachhaltig
strapaziert seien. Franza zuckte die Schultern. »So ist sie halt«, sagte sie.
»Unbezahlbar. Und das mit Lauberts ist eine andere Geschichte.«
    Und diese andere Geschichte ging so, dass Lauberts nicht
zum ausgemachten Termin der Protokollaufnahme erschienen war. Nicht zu spät und
nicht zu früh, was man noch einsehen hätte können, nein, gar nicht.
    Sie klemmten sich ans Telefon, kein Herr Doktor Lauberts
meldete sich, sie schickten einen Beamten los, er kam unverrichteter Dinge
zurück, er hätte niemanden vorgefunden. Sie fuhren selber hin und öffneten die
Tür mit einem Dietrich, der für solche Zwecke in Herz' unergründlich tiefen
Schreibtischschubladen ein behütetes Dasein führte.
    Es nützte nichts, die Wohnung war leer, so leer, wie eine
Wohnung nur sein konnte, wenn eben keiner drin war.
    Herz tobte. »Himmel, Arsch und Zwirn! Wir hätten den
dabehalten sollen! Wir hätten den einbuchten sollen! Auf der Stelle! Wir
Idioten!«
    Franza versuchte ihn wieder auf den Boden zu holen. »Du
weißt genau, dass der Brückl uns keinen Haftbefehl geschrieben hätte mit null
Beweisen.«
    »Aber er hatte doch kein Alibi!«
    »Ja und? Das ist doch viel zu wenig! Der letzte Anfänger
von Anwalt hätte uns zerpflückt.«
    Herz seufzte kleinlaut. »Und was tun wir jetzt?«
    »Na, die Fahndung rausgeben«, sagte sie lapidar. »Was
sonst?«
    Er beruhigte sich, atmete tief durch. »Was hat er gesagt?
Wo ist seine Frau im Urlaub?«
    Franza zuckte die Schultern. »Keine Ahnung! War es nicht
... Italien?«
    »Ja! Scheiße! Italien!« Felix schüttelte den Kopf, erneut
fuchsteufelswild. »Riesenland!« Er seufzte.

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