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Das Regenmaedchen

Das Regenmaedchen

Titel: Das Regenmaedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabi Kreslehner
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vor
sich hin jubilierte und dabei Herz verfluchte, weil der nicht daran dachte, das
Gaspedal fester zu drücken. Dann fing er auch noch ein Gespräch an, obwohl
Arthur in Karolina-Sushi-Träumen badete und im Augenblick wirklich NICHTS für
Felix übrig hatte.
    »Darf ich dir einen guten Rat geben? Als väterlicher
Freund sozusagen?« Arthur seufzte und grinste schief. Auch das noch, dachte er.
Die ironische Spitze in Felix' Stimme hatte er nicht überhört. Scheiße, dachte
er, manchmal geht er mir echt auf die Nerven! Was wird jetzt wieder kommen?
»Klar!«, sagte er. »Immer wieder gerne. Nur zu!«
    »Ja, also«, sagte Felix und machte eine kunstvolle Pause.
»Unter uns Männern. Lass dir nicht alles gefallen. Lass dich vor allem nicht
mehr so aus der Wohnung werfen! Das geht wirklich zu weit. Schließlich bist du
Polizist und kein Hampelmann. Da steht ja unser aller Ruf auf dem Spiel!« Wie
vom Schlage gerührt, starrte Arthur Herz ins Gesicht. »Außerdem«, fuhr der
unbeirrt fort, »kann ich mir vorstellen, dass sich das irgendwann auf die
Psyche schlägt. Oder ...«, er stockte kurz, legte die Stirn in Falten, warf
einen kurzen Blick auf Arthur,«... macht ihr etwa Sadomaso?«
    Arthur war sprachlos. Wenn er sich einer Sache sicher war,
dann der, dass er über DIESE ANGELEGENHEIT ganz bestimmt nicht gesprochen
hatte. »Woher«, stammelte er, »woher zum Teufel weißt du das?«
    Felix' Lächeln wurde milde. »Sind wir Spürhunde? Und
Trüffelschweine? Ja oder ja? Siehst du!«
    Arthur schluckte. Ja, dachte er, klar, ja oder ja. »Und
die Oberwieser?«, stammelte er. »Weiß sie ...«
    »Nein«, unterbrach Felix und tätschelte ihm beruhigend den
Oberschenkel. »Natürlich nicht.«
    Scheiße auch, Gott sei Dank, dachte Arthur und wollte sich
ein bisschen entspannen. Das hätte mir gerade noch gefehlt!
    »Oder wenn, dann ...«, sagte Felix, »wenn, dann nicht in
genauen Zügen.«
    Er räusperte sich. »Soll ich ein bisschen schneller
fahren? Fahr ich dir zu langsam?«
    Arthur schüttelte den Kopf. »Nein, nein«, sagte er. »Geht
schon.« Ich bring dich um, dachte er, ich befördere dich in die ewigen
Jagdgrunde, und dann krieg ich mildernde Umstände. »Tss! Tss!«, machte Felix.
»Wer wird denn so schlecht denken!«
    Ja, dachte Arthur, genau. Das ist es. Ewige Jagdgründe.
Hades. All so was! Und mit ordentlich Schmorflammen! So wie gerade auf der
Donau.
    »Ach ja!«, sagte Felix. »Was ich dir noch sagen wollte.
Achte in Zukunft darauf, dass du ausreichend Schlaf kriegst. Das war ja nicht
auszuhalten.«
    Okay, dachte Arthur. Das reicht. Und setzte an zur alles
überstrahlenden Retourkutsche.
    »Und selbst? Ich habe das Gefühl, in einigen Monaten wirst
du mich um meine Nächte beneiden. Denn deine werden dann ziemlich bescheiden
sein, wie ich habe läuten hören. Ich werde dir dann von meinen erzählen. In
allen schillernden Farben, die Karolina und ich so kennen. Einverstanden?«
    »Hoppla!«, sagte Felix anerkennend und seufzte. »Wie
heimtückisch!«
     
    »Franziska, mein Herz«, hatte Franzas Mutter geflötet,
wenn sie sie besucht hatte im Seniorenheim in den letzten Tagen vor ihrem Tod.
Wie immer hatte Franza sich über die volle Nennung ihres Namens geärgert, den
sie seit ihrer Kindheit als antiquiert empfunden hatte und als nicht zu ihr
passend. Manches Mal hatte sie überlegt, ob sie wegbleiben sollte, und als sie
tatsächlich einmal weggeblieben war, an einem einzigen Nachmittag nicht
vorbeigeschaut hatte, für die tägliche halbe Stunde, nicht aus Nachlässigkeit
im Übrigen oder aus Unlust, sondern weil es berufsbedingt einfach nicht gepasst
hatte, war die Mutter verstorben.
    Natürlich war es nicht ihre Schuld gewesen, das hatten
Betreuer und Ärzte des Heimes ihr auch erstaunt bestätigt, wie sie denn auf so
etwas käme, eine alte Dame sei ihre Mutter gewesen, das Herz habe nicht mehr
wollen, das komme nun einmal vor.
    Franza wusste nicht, warum sie ausgerechnet jetzt daran
denken musste, auf der Autofahrt zurück ins Dorf zu Judith Gleichenbachs Haus.
Es war zwei Jahre her, und Franza war nun Besitzerin des kleinen Hauses dreißig
Kilometer stromabwärts, in dem sie aufgewachsen war und in dem man sie als Kind
Huckepack genommen hatte, wenn das Wasser im Bach stieg und sie fortmussten.
     
    Vielleicht war es die Nähe der Donau, die sie veranlasste,
an all diese Dinge zu denken, vielleicht war es auch einfach nur die Müdigkeit,
die sie so unangebracht sentimental werden ließ.
    Sie kamen ins

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