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Das Regenwaldkomplott

Das Regenwaldkomplott

Titel: Das Regenwaldkomplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Folkloretänze, und den Abschluß des Abends bildete eine Illumination des riesigen Parks mit Lampions, bunten Fackeln und zischend aufleuchtenden Figuren. Ganz groß beendete die japanische Sonnenfahne das Feuerwerk; die Gäste auf der Marmorterrasse klatschten begeistert Beifall.
    Auf Takisa Yanamura, den so Geehrten, schien das alles wenig Eindruck zu machen. Klein und zierlich, in einem weißen Smoking, immer lächelnd, nickend und voller artiger Worte ließ er das Fest an sich vorüberziehen. Reichtum imponierte ihm nicht, den hatte er selbst und mehr als dieser Senhor in Brasilien – nur, man zeigte ihn nicht und protzte nicht damit. Ab und zu horchte die Welt auf, wenn bei Gemäldeauktionen bei Christie's oder Sotheby's berühmte Werke mit irrsinnigen Dollarsummen ersteigert wurden, und man nahm wahr, daß in Japan ein Kapital herangewachsen war, das alles, was Wert auf dieser Welt hatte, zu kaufen bereit war. Über Geld diskutierte man also nicht, man hatte es.
    Takisa Yanamura war es sogar peinlich, so im Mittelpunkt zu stehen. Geschäfte in der vorgesehenen Größenordnung wickelte man still ab, aber diese südamerikanische Lebensfreude war eine Welt für sich, und man mußte sie erdulden mit dem immerwährenden Lächeln und mit galanter Höflichkeit.
    Takisa Yanamura wartete, bis das Bankett sich aufgelöst hatte, die Jugend und auch die Älteren zu tanzen begannen und sich Gruppen und Zirkel bildeten mit kulturellen oder wirtschaftlichen Interessen. Auch Miguel Assis zog sich mit Yanamura und einigen Herren des ›Rates Neues Brasilien‹ in die Bibliothek zurück, einen mit Edelhölzern getäfelten großen Raum, geschnitzten Decken und mächtigen Ledersesseln, in denen der zierliche Japaner wirkte wie ein Gnom. Diener brachten zwei Servierwagen mit Getränken, Zigaretten und Zigarren zur Selbstbedienung, dann schloß sich die Tür, und man war ungestört unter sich.
    Yanamura goß sich ein Glas Orangensaft ein, die anderen Herren griffen zu Kognak oder schenkten sich Champagner in die geschliffenen Kristallgläser ein. Die Unterhaltung fing in englischer Sprache an, und das erste Wort hatte Yanamura.
    »Ich danke Ihnen sehr für den festlichen Empfang«, sagte er und machte im Sitzen zu Assis hin eine leichte Verbeugung. »Ich fühle mich sehr wohl in Ihrem Hause.«
    »Es ist uns allen eine große Freude, Sie in Manaus begrüßen zu können. Gerade mit Japan verbindet uns eine langjährige Freundschaft.«
    Yanamura nickte höflich. Die Verbindung Japans zur brasilianischen Holzindustrie hatte Tradition, aber bisher waren mehr die Regenwälder im asiatischen Raum, vor allem auf Borneo und den Philippinen und später auch die Urwälder im westafrikanischen Gürtel, Lieferanten für den unersättlichen Holzhunger der japanischen Industrie und Bauwirtschaft gewesen. Nun aber war der Regenwald in diesen Gebieten so reduziert, daß man sich nach neuen Wäldern umsehen mußte. Brasilien mit seinen unendlichen Regenwäldern war somit in den Mittelpunkt des japanischen Wirtschaftinteresses geraten. Und Brasilien brauchte Devisen, Geld und nochmals Geld, um seine milliardenschweren Auslandsschulden zu bezahlen. Schon die Begleichung der Zinsen wurde zu einem Problem, das einem Bankrott des Staates gleichzukommen drohte.
    Brasilien am Ende bei einem unmeßbaren Reichtum in seinem Boden?! Wer leben will, muß auch Opfer bringen können.
    »Japans Wirtschaft«, sagte Yanamura so höflich, als müsse er sich entschuldigen, »ist unaufhaltsam auf dem Wege, die Nummer eins in der Welt zu werden. Wir sind den USA hart auf den Fersen; Deutschland, die Bundesrepublik, haben wir, so glaube ich, bereits überrundet. Japan ist eine Industrienation geworden, die nicht nur exportiert, sondern die auch auf Importe angewiesen ist, die den weiteren Anstieg der Produktion unterstützen. Zu diesen Importen gehört auch Holz. Der Waldbestand Japans kann die Nachfrage nicht decken. Haben wir vor allem in den vergangenen Jahren Holz aus dem asiatischen Raum bezogen und später aus Afrika, so sehen wir heute mit Interesse auf den Holzreichtum Südamerikas, in erster Linie den Brasiliens. Hier könnte für Brasilien und Japan eine große gemeinsame Zukunft liegen.«
    »Das steht außer Zweifel.« Assis steckte sich eine Zigarre an und blickte einen Moment dem aufsteigenden Qualm nach. »Wir liefern ja schon große Mengen nach Japan.«
    »Als Beauftragter der Vereinigten Holzimporte kenne ich alle Zahlen«, erwiderte Yanamura und

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