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Das Regenwaldkomplott

Das Regenwaldkomplott

Titel: Das Regenwaldkomplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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noch? 100.000 Dollar ist sein Kopf seinen Gegnern wert, und einmal wird sich jemand finden, der dieses Blutgeld kassiert. Da haben wir das beste Beispiel, was in Brasilien möglich ist: Jeder weiß, daß Maputo ermordet werden soll, er selbst kann sogar die Namen nennen, die diesen Mord in Auftrag gegeben haben. Was geschieht? Nichts! Zwei Polizisten hat man ihm zur Bewachung abgestellt, das ist alles. Wenn er nicht so viele Freunde hätte, wäre er völlig schutzlos.«
    Zwei Wochen später erreichte ein neuer Bericht von Tenente Ribateio die Verbannten der Mission: Der Hubschrauber, der das Gebiet jenseits des Rio Parima unentwegt abgeflogen hatte, hatte eine kleine Lichtung im Urwald entdeckt. Eine von Menschenhand geschaffene, fast kreisrunde Lichtung. Das neue Shabono der geflüchteten Yanomami?
    Der Anführer der Pistoleiros hatte auf einer Karte diesen Kahlschlag eingezeichnet und den möglichen Weg dorthin. »Wenn sie hingekommen sind, kommen wir auch hin!« hatte er gesagt. »Mit Fallschirmen abspringen ist zu gefährlich. Die erwischen uns mit ihren Pfeilen in der Luft. Es bleibt nur der Fußweg.«
    »Gestern haben sie sich auf den Weg gemacht«, schrieb Ribateio. »Bestens ausgerüstet mit Maschinenpistolen und Handgranaten. Es scheint so, als wollten sie den ganzen Stamm vernichten und nicht nur Minho töten. Ich mußte sie über den Fluß bringen und mit ihnen das gegenüberliegende Ufer absuchen. Sie hatten die Stelle gefunden, an der damals Pater Ernesto, Senhorita Sofia, Minho und die Yanomami an Land gegangen sind. Dort habe ich sie abgesetzt. Pater, beten Sie, daß sie einen falschen Weg gehen. Diese Pistoleiros kennen keine Gnade. Es sind Menschen ohne Herz und Gewissen.«
    »Das ist auch das einzige, was wir können. Beten!« meinte Vincence, nachdem er allen den Brief vorgelesen hatte. »Und hoffen, daß das Auftauchen des Hubschraubers die Yanomami veranlaßt hat, sofort tiefer in den Wald zu ziehen. Erreichen die Pistoleiros das Lager, haben sie keine Chance mehr.«
    »Und das alles vor den Augen der Militärpolizei?!« rief Luise erregt.
    »Nichts hören und nichts sehen sind heute der beste persönliche Schutz. Wer nichts weiß, kann nicht gefragt werden.«
    * * *
    Pater Ernesto erkannte sofort die Gefahr, in der sie sich befanden, als der Polizeihubschrauber die neuen Malocas der Yanomami überflog. Ob man sie entdeckt hatte, ob man annahm, es sei ein natürlicher Kahlschlag, denn die Rundhütten hatte man so dicht an den Waldrand gebaut, daß sie noch von den weiten Ästen der großen Bäume überragt wurden, oder ob man wirklich die freie Stelle als ein Shabono erkannt hatte, wußte er nicht zu sagen. Erkennbar war nur, daß man sie suchte, daß die Jagd begonnen hatte.
    Auch Häuptling Yayaomo dachte so, rief die Führer der Sippen und die Ältesten zusammen, die pata , und begann die große Beratung und Aussprache, patamou genannt. Hier, aus dem Kreis der Pata, wurde übrigens auch der Häuptling gewählt, und hier wurde entschieden, welche Funktion ein Häuptling hat. Es gab bei den Yanomami nämlich zwei Häuptlinge, je nach den Lebensumständen des Stammes: einen Friedenshäuptling und einen Kriegshäuptling. Ob Frieden oder Krieg war, wurde auch beim zeremoniellen Patamou entschieden.
    Yayaomo war ein Friedenshäuptling. Er war es auch geblieben, als der Stamm in den Urwald flüchtete, denn eine Flucht betrachteten die Indianer nicht als Krieg. Sie waren freiwillig gegangen, wenn auch aus Angst vor den Gewehren des Coronel Bilac. Krieg herrschte erst, wenn sie sich wehrten oder angreifen mußten, um ihr Leben zu verteidigen. Früher war Krieg, wenn man andere Stämme überfiel, vor allem, um deren Frauen zu erobern und der Inzucht im eigenen Stamm vorzubeugen. Manchmal – die Yanomami waren ja Halbnomaden, die alle drei bis vier Jahre einen neuen Lebensraum suchen mußten und dabei in die Gebiete anderer Stämme vorstießen – war Krieg auch um einen Teil des Flußlaufes, um ein fruchtbares Dschungelgebiet, um ein wildreiches Stück Regenwald, in das man vorgedrungen war. Die Shabonos, die sie zurückließen, hatte die Natur in kurzer Zeit wieder zurückerobert und überwuchert. Der Regenwald gebar einen neuen Regenwald, im Gegensatz zu den großflächigen Rodungen und Bränden, die einen Boden zurückließen, dessen Humus Regenfälle und Erosion wegschwemmten und zerstörten.
    Was war nun also, fragte sich die Versammlung der Pata. Wo stehen wir? Was soll diese Patamou

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