Das Regenwaldkomplott
Schwere von Gewalttaten gegenüber den Yanomami verhindert, daß sie von der Presse Roraimas verschwiegen werden können. In den lokalen Kommunikationsträgern spiegeln sich jedoch ökonomische und politische Interessen an den Indianergebieten wider, wobei die Invasion von Goldgräbern sogar angeheizt wird und Diffamierungen gegen Körperschaften veröffentlicht werden, die für die Sache der Indianer eintreten, wie vor allem die katholische Kirche.
Der amtierende Gouverneur von Roraima versicherte am 13. Dezember 1987 in der Presse, daß er die von der Invasion hervorgerufene Situation ohne Sorge betrachte, da für ihn ›das Problem der Goldsucher als Folge der allgemeinen Lage im Land ein soziales Problem darstellt‹.
Weiterhin erklärte der Gouverneur von Roraima am 8. Januar 1988, daß – ginge es nach ihm – alle derzeit im Betrieb befindlichen Goldwäschereien weitergeführt und legalisiert werden sollten. Nach Meinung des Gouverneurs würde dies zur Entwicklung von Roraima beitragen und den Indianern zum Vorteil gereichen. Der Gouverneur versicherte dem Bischof von Roraima, daß die Voraussetzungen nicht gegeben seien, ein Eindringen von Goldsuchern in erzreiche Gebiete zu verhindern (28. Oktober 1987).
Calha Norte
Die Verteidigung der Nordgrenze Brasiliens, die eine unabdingbare Verpflichtung des Staates darstellt, kann indessen kein Vorwand sein, die Rechte der Indianer mit Füßen zu treten.
Die brasilianische Öffentlichkeit nahm 1986 zur Kenntnis, daß das Generalsekretariat des Nationalen Sicherheitsrates ( Conselho de Segurança Nacional) ein Projekt zur Entwicklung und Sicherheit eines Gebiets nördlich des Verlaufs der Flüsse Solimões und Amazonas erarbeitet hatte. Als Projeto Calha Norte wurde es bekannt.
Das Generalsekretariat des Nationalen Sicherheitsrates beruft sich auf eine Reihe von Maßnahmen, die bei der Einrichtung dieses Projekts für notwendig erachtet werden. Innerhalb dieser Richtlinien wird ›die Definition einer dem Gebiet angepaßten Indianerpolitik‹ betont, ›die den Grenzstreifen besonders berücksichtigt‹. Unter den sechs Regionen, die für sofortige Aktionen im Grenzgebiet vorgesehen sind, befindet sich das ›Gebiet der Yanomami-Indianer‹.
»Das Gebiet wird durch die Anwesenheit von Yanomami-Indianern in einer geringen Bevölkerungsstärke von circa 7.500 Personen charakterisiert. Sie leben in Dutzenden verstreuter Hütten, die entlang eines 900 Kilometer langen Grenzabschnitts zu Venezuela angesiedelt sind. Auch in Venezuela leben zahlreiche Indianerkontingente derselben ethnischen Gruppe. Bereits seit geraumer Zeit wird sowohl von nationaler wie internationaler Seite Druck dahingehend ausgeübt, einen Yanomami-Staat auf Kosten des gegenwärtigen brasilianischen und venezolanischen Territoriums einzurichten.« (Darlegung der Motive Nr. 018/85 des Brigadegenerals Rubem Bayma Denys, Generalsekretär des Nationalen Sicherheitsrates).
In Wirklichkeit schafft dieses Projekt die nötigen Sicherheiten für großkapitalistische Investitionen an der Amazonasgrenze, indem es dieses Gebiet wirtschaftlich an den Rest des Landes anschließt. Mit dem Ziel einer Beseitigung der als Hindernis betrachteten Indianer werden isolierte Landstücke abgegrenzt, um:
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die Indianer in kleinen Bevölkerungszentren zusammenzufassen, wo sie in Abhängigkeit gehalten werden, und in der Folge ein Verlust ihrer ethnisch-kulturellen Identität herbeigeführt wird.
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das übrige Land der Indianer für eine wirtschaftliche Ausbeutung freizubekommen.
Demarkation
Seit 1934 ist in der brasilianischen Verfassung die Verpflichtung verankert, Indianern ihre Gebiete zu sichern. In bezug auf die Yanomami ist diese Forderung bis heute nicht beachtet worden.
Das erste Projekt zur Abgrenzung des Territoriums der Yanomami wurde im Dezember 1968 von den Anthropologen Aleida Ramos und Kenneth Taylor ausgearbeitet.
Die Abfassung des zweiten Projektes erfolgte im März 1969 durch die Prälatur Roraimas mit Unterstützung des Ethnologen René Fuerst.
Mit den Erlassen Nr. 477/N, 515/N und 513/N legte die FUNAI in den Jahren 1977 und 1978 21 geographisch unzusammenhängende Gebiete zur ›Besiedlung der Indianer‹ fest. Dies führte zu einer Zersplitterung der Yanomami-Population und zu einem Eindringen von Goldsuchern durch 530 Kilometer breite Korridore zwischen den festgelegten Gebieten.
Die Kommission zur Schaffung des Yanomami-Reservats ( Comissão pela Criação do Parque Yanomami – CCPY
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