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Das Regenwaldkomplott

Das Regenwaldkomplott

Titel: Das Regenwaldkomplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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was mich innerlich etwas versöhnte. »Es ist meine Mutter.«
    Sie nickte mir zu und ging durch die Halle. Die Absätze ihrer Schuhe klapperten über den Steinboden. Sie hatte schöne, schlanke Beine. In ihren weißen, enganliegenden Jeans wiegte sie sich trotz ihres energischen Schrittes ein wenig in den Hüften – genug aber, daß es jeden reizte, ihr nachzublicken. Mir ging es nicht anders, und von neuem flatterte mein Puls.
    Ich traf sie erst im Flugzeug wieder. Sie verstaute ihren Handkoffer in der Ablage über ihr, setzte sich dann und ließ den Sicherheitsgurt einklicken. Sie sprach kein Wort, begrüßte mich auch mit keinem Blick. Es war, als habe sie mich nie gesehen und gesprochen.
    Das war ein neues Gefühl. Noch nie hatte ich eine Frau getroffen, die von mir so unbeeindruckt blieb. Hatte ich etwas falsch gemacht?
    Pünktlich hob die Maschine von der Piste ab und stieg steil in den wolkenlosen, sonnendurchglühten Himmel. Als der Start beendet war, befreite ich mich von meinem Gurt und beugte mich zu ihr vor. Sie hielt eine Kamera in der Hand.
    »Hat sich Ihre Mutter gefreut?« fragte ich. Es klang ziemlich dumm. Aber mit irgendeinem Satz muß man ja anfangen.
    »Ich habe sie nicht erreicht. Sie war nicht zu Hause. Sie war sicherlich bei meinem Bruder. In Manaus versuche ich es noch mal.«
    Sie hob die Kamera und fotografierte Brasilia, diese Stadt mit den gewagtesten und modernsten Bauten mitten im Regenwald, eine Metropole wie aus einer Sage. Nach einer Viertelstunde war unter uns nur noch Wald, unendlicher Wald, eine geschlossene grüne Decke, durch die sich wie Silberfäden die Flüsse wanden. Ab und zu leuchtete hell eine weite Lichtung mit einigen Häusern: eine Siedlung, aus dem Wald gebrannt. Wir sahen die ersten Wunden des Regenwaldes. Später überflogen wir dann kilometerlange und breite Brände, der Rauch lag wie Wolken unter uns. Auch diese Brandrodungen fotografierte sie. Als sie den Film wechselte, beugte ich mich wieder zu ihr vor.
    »Wissen Sie, daß sogar die Astronauten diese Brände fotografiert haben, so gewaltig sind sie.«
    »Ich habe diese Aufnahmen gesehen. Im Institut hängen sie an den Wänden.« Sie legte die Kamera in ihren Schoß.
    Bis Manaus sprachen wir wenig miteinander. Sie las in einer deutschen Illustrierten, ich hatte die Augen geschlossen und war eingeschlafen. Als ich wieder munter wurde und mich räusperte, sagte sie mit einer Kopfdrehung nach hinten:
    »Sie haben geschnarcht, Tom.«
    »Ich bitte um Verzeihung. Aber das Gaumensegel ist bei einem Mann eben ausgeprägter als bei einer Frau.«
    Sie hat tatsächlich Tom zu mir gesagt. Mir wurde heiß vor Glück.
    »Wir haben vorhin den Rio Tapajós überflogen und die Stadt Santarém. Sie lag links von uns, man konnte sie gut sehen. Jetzt kommen wir gleich über ein großes Flußgebiet. Von allen Seiten laufen unzählige Nebenflüsse in den Amazonas. Sie bilden eine große Insel, bedeckt mit Sumpfwald, die Ilha Tupinambaranas.«
    »Donnerwetter! Wie leicht Sie das aussprechen.« Ich war ehrlich beeindruckt. »Sie müssen den Amazonas ja gründlich kennen.«
    »Ich hatte ein Jahr Zeit, mich vorzubereiten.«
    »Hat mein Schnarchen Sie sehr gestört?« fragte ich.
    »Ja. Ich mag keine schnarchenden Männer.«
    »Männer?!« Ich war plötzlich eifersüchtig.
    »Mein Vater schnarchte, mein Bruder schnarcht, und Sie schnarchen auch. Gibt es eigentlich Männer, die nicht schnarchen?«
    »Ich habe keine Ahnung. Ich möchte aber behaupten: Nein!«
    Natürlich hat sie schon mit Männern geschlafen, dachte ich, und wieder spürte ich, wie mir heiß vor Eifersucht wurde. Wie alt mag sie sein? Es ist schwer zu schätzen … so zwischen fünfundzwanzig und dreißig Jahren. Kaum älter. Und so, wie sie aussah, war sie eine Provokation für einen Mann. Ich spürte es ja selbst. Ich dachte jetzt schon mit Schrecken daran, sie in Manaus verlieren zu können. Ganz klar, ich hatte mich in sie verliebt, vom ersten Blick an.
    Und dann sahen wir Manaus.
    Es war alles so, wie man es von Bildern kennt. Der gelbe Amazonas, der schwarze Rio Negro, die hohen Ufer – bei Hochwasser kann der Strom bis auf zwölf Meter über dem Normalpegel steigen –, die breiten Holzboote, die Hafenanlagen, die dicht bebaute Stadt mit dem großen Platz, auf dem die geschichtenträchtige, schöne Oper gebaut war. Aus der Luft sah das alles wunderschön aus, ein Märchenland mit dem Kitzel des Abenteuers.
    Wir flogen einen weiten Bogen um die Stadt und landeten

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