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Das Regenwaldkomplott

Das Regenwaldkomplott

Titel: Das Regenwaldkomplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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von halbnackten, schweißüberströmten Leibern. Das Stampfen Tausender Füße auf rotbrauner Erde, und weiter, weiter, hinauf und hinunter, eine nie abreißende Schlange aus menschlichen Körpern, wie ein wanderndes, unendliches Ameisenheer. Menschen, mit Erde und Schlamm bedeckt und mit nur einem Ziel: Bring das Gold herauf aus den Gruben, schlepp die Säcke zu den Waschanlagen, beiß die Zähne zusammen und steig wieder hinab in die Hölle, nimm einen neuen Sack voll Golderde und steig die Leitern hinauf. Nur noch ein paar Stunden in der Sonnenglut oder bei trommelndem Regen, dann liegst du wieder auf deinem Bett oder in deiner Hängematte, hast dich gewaschen und freust dich auf eine Flasche Bier. Was kostet sie? Ein halbes Gramm Gold? Wieg nach, Garimpeiro, was du noch im Beutel hast. Reicht es für einen Hamburger, für eine Flasche Tequila oder cachaça , den Zuckerrohrschnaps, für einen Besuch bei den Huren? 1 ½ Gramm verlangen sie für einen schnellen Ritt, und wie überall mußt du auch bei den Huren in der Schlange stehen und warten, bis du dran bist.
    Und die menschlichen Termiten wimmeln weiter die Terrassen hinauf und hinunter, ein endloser Strom aus Säcken mit goldhaltiger Erde. Das ist das Bild von Novo Lapuna, das man nie mehr vergißt.
    Seit Ramons Tod wartete Benjamim Bento voll Spannung auf seinen neuen Chef. Er saß hinter seinem Tisch und hatte einen Stapel Plakate vor sich liegen. Ein Pistoleiro, den er nicht kannte, er war vor einer Stunde zu ihm ins Haus gekommen, hatte den Packen auf den Tisch geworfen und dazu gesagt:
    »Das sollst du aushängen, companheiro . In jeder Straße eins. Vielleicht machst du's selbst!« Dabei hatte er gelacht, Bento auf die Schulter geschlagen, was der gar nicht mochte, und war grußlos wieder hinausgegangen. Bento stürzte sofort zum Fenster, aber was er sah, nutzte ihm wenig. Der Pistoleiro schwang sich auf ein Motorrad, eine neue, schwere japanische Maschine, mit der man im unwegsamen Gelände zurechtkam, und knatterte die Straße hinunter, an der auch der Supermarkt lag. Dort hielt er wieder an, holte aus der Gepäcktasche einen anderen Stapel Papier und verschwand mit ihm im Geschäft.
    Nun saß BB vor dem Plakat, hatte die Hände gefaltet und starrte auf die groß gedruckten Zeilen.
    100.000 Dollar für Maputos Kopf.
    100.000 Dollar für den Mörder.
    100.000 Dollar für den Tod seines Schulfreundes Julio.
    »Häng sie auf!« hatte der Pistoleiro gesagt. In jeder Straße. Aber so einfach war das nicht mit dem Ankleben, nicht für Benjamim Bento. Was Maputo da seit zwei Jahren alles gesagt hatte über die Zerstörung des Regenwaldes, über die Eisen- und Zinnwerke, über die großen Sägewerke und Stauseen, über die Ausrottung der Yanomami und den Goldrausch in Roraima, über die Köhler, die aus dem Wald jedes Jahr 1,4 Millionen Tonnen Holzkohle produzieren, über die in den Urwald geschlagenen heimlichen Landebahnen, und über den Untergang der Seringueiros – das alles gefiel auch Benjamim Bento nicht.
    Er hatte oft und lange mit Julio diskutiert, hatte gesagt, auch die anderen Menschen wollen leben und ein wenig satt werden, und dazu brauche man neues Land. Und der Wald sei so riesig, daß man die Wunden, die man in den Regenwald schlägt, kaum spüren würde! Und wenn nach drei oder vier Jahren der gerodete Boden ausgelaugt ist, dann brennt man einfach ein neues Stück nieder und pflanzt auf das verlassene Stück neue Bäume. Das nennt man Sekundärwald, und in hundert Jahren stehe der neue Regenwald wieder da, aber hunderttausend Siedlern und Kleinbauern habe man das Leben gerettet. Was ist denn wichtiger: der Baum oder der Mensch?
    Ja, hatte Julio immer geantwortet, beides ist wichtig. Aber wenn jedes Jahr weltweit 200.000 Quadratkilometer Regenwald zerstört werden, wird sich langsam, aber sicher das Klima der ganzen Welt verändern. Der Wald sei eine Art Lunge der Erde, die organischen Stoffe der Pflanzen würden das Kohlendioxid, das gefährliche CO 2 vernichten und die Luft filtern. Jedes Jahr gelangen 5,5 Millionen Tonnen Kohlenstoff in die Atmosphäre, und 8 Prozent CO 2 , in der Atemluft bringe die Menschen um. Denk einmal nach, Benjamim, hatte Julio auch noch gesagt, wie einfach die Rechnung ist: Bei der Brandrodung des Regenwaldes werden in einem Jahr wie dem jetzigen 18 Millionen Tonnen CO 2 produziert, und diese 18 Millionen Tonnen Gift schweben nun über uns und reißen den Himmel auf, durchstoßen die Ozonschicht. Die Sonnenglut

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