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Das Regenwaldkomplott

Das Regenwaldkomplott

Titel: Das Regenwaldkomplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Kartoffeln, Bohnengemüse und ein Stück Rinderbraten, war fast zu Ende, als es kräftig an die Haustür klopfte. Maputo wischte sich den Mund ab und sah seine Frau an.
    »Sieh mal nach, wer das ist!« sagte er. Es war nichts Besonderes, daß jemand ins Haus wollte. Es gab so viele Menschen, die mit ihm sprechen wollten, oft waren es nur ein Händedruck und ein strahlendes Gesicht. »Weiter so, Julio …« Und der Besucher ging wieder.
    »Du bist leichtsinnig!« hatten seine Freunde oft zu ihm gesagt. »Läßt jeden ins Haus. Er könnte ja auch eine Pistole ziehen, und aus wäre es mit dir. Mach wenigstens ein Loch in die Tür, durch das du nach draußen gucken kannst.«
    »Man wird mich nicht töten«, war Maputos Antwort. »Dazu bin ich zu bekannt.«
    Das Loch aber sägte er dann doch in die Haustür, aber nur, weil seine Frau ihn darum gebeten hatte.
    Catarina, das war ihr Name, lugte durch das Loch und drehte sich dann um.
    »Es ist Caetano«, sagte sie. »Er hält was in der Hand.«
    »Laß ihn rein, Rina.«
    Sie schloß die Tür auf, und Caetano kam ins Haus. Er war einer der alten Gummizapfer, die noch die Bäume angeritzt hatten ohne die Angst, sie könnten in einer Woche gefällt sein oder in Flammen stehen. Zeit seines Lebens hatte er im Wald gelebt, hatte sogar eine Indiofrau genommen, die ihm unter den Händen wegstarb, weil es weit und breit keinen Arzt gab. »Es ist die Lunge!« hatte Caetano dem hilflosen Medizinmann entgegengebrüllt. »Sie erstickt mir!« Und so geschah es. Sie starb qualvoll, aber kein Laut kam über ihre Lippen. Eine neue Frau hatte Caetano nicht gewollt. Er blieb im Wald bei seinen Kautschukbäumen, bis wirklich die Holzfällerkolonnen mit ihren Motorsägen und Traktoren kamen, den Indiostamm verjagten und aus dem üppigen Wald eine Weide machten, auf der 7.000 Kühe fraßen. Erst da baute sich Caetano sein Haus in der Siedlung, das vierte rechts von Maputo, und holte aus dem Boden gerade soviel, daß er nicht verhungerte. Als Maputo seinen Kampf um den Wald und die Yanomami begann, war er einer der ersten in der Bewegung, ein camarada – das heißt Genosse – aus Überzeugung.
    »Sieh dir das an«, sagte er jetzt und entrollte ein Plakat. »Du bist hunderttausend Dollar wert! Ein Vermögen, das man leicht verdienen kann.«
    »O mein Gott!« stammelte Catarina und verbarg ihr Gesicht in den Händen. »Julio, sie wollen dich töten.«
    Maputo nahm das Plakat aus Caetanos Händen und las den Aufruf aufmerksam durch. In seinem Gesicht regten sich weder Betroffenheit noch Zorn. »Wo hast du das her?« fragte er.
    »Das Plakat hängt überall. In allen Siedlungen und Dörfern, in Novo Lapuna und hier.«
    »Hier, bei uns?«
    »Überall, wo du dich blicken läßt, bist du eine Zielscheibe.«
    »Die werde ich immer sein.« Maputo sah das Plakat mit zusammengekniffenen Augen an. »Ich habe mich immer gefragt, warum sie so lange damit gewartet haben. Sie hatten hundert Möglichkeiten, mich aus dem Weg zu räumen, und plötzlich haben sie es so eilig. Sie müssen ein ganz großes Projekt planen. Caetano, wir müssen herausfinden, was es ist.«
    »Wer ist ›sie‹?« fragte der alte Gummizapfer.
    »Assis und die anderen Industriellen.«
    »Du glaubst, daß Assis hinter dieser Mordaktion steckt?« Caetano holte tief Atem, es klang wie ein Röcheln. »Kannst du das beweisen?«
    »Nein, eben nicht. Hätte ich Beweise, würde ich sie sofort bekanntgeben. Aber ich weiß, daß Assis der Mann ist, der mich töten lassen will. Keiner wird ihn daran hindern, er ist zu mächtig und kann sich mit seinem Geld alles kaufen, vor allem Menschen. Von den Zeitungen bis zu den Politikern. Wie viele von ihm abhängig sind, wer alles auf sein Wort hört und seinem Wink mit den Dollarscheinen folgt, weiß keiner. Wer in diesem Land einen wichtigen Posten hat, steht auf Assis' Spendenliste. Das ist sein Trick: Er korrumpiert nicht die Mächtigen, er spendet für gute Werke. Man drängt sich um ihn, wenn er in seine Tasche greift. Natürlich wird man überall empört über dieses Plakat sein, aber mehr wird nicht geschehen. Man wartet ab. Gelingt es, oder gelingt es nicht?«
    »Und deshalb solltest du ins Ausland gehen.«
    »Ich fliehe nicht. Das hier ist mein Land, da gehöre ich hin, nicht in ein Versteck irgendwo im Ausland. Caetano, Catarina, begreift ihr es denn nicht: Wenn ich flüchte, verliere ich mein Gesicht. Keiner wird mir mehr glauben. Da haben wir's, wird man sagen. Seht euch das an! Ein großes

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