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Das Regenwaldkomplott

Das Regenwaldkomplott

Titel: Das Regenwaldkomplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Maul hat er, auf die Pauke kann er hauen, aber in Wahrheit ist er ein Feigling! Catarina, willst du, daß dein Mann ein Feigling ist?«
    »Wenn du dadurch überlebst – ja!«
    »Ich würde mich selbst anspucken!«
    »Dann spuck dich an, jeden Tag, jede Stunde, aber du lebst!« Sie preßte sich fest an ihn, ihr Weinen wurde jetzt laut und ging in eine helles Schluchzen über. Die Kinder waren von ihren Stühlen hochgesprungen, liefen zu Maputo und umarmten ihre Mutter.
    »Was ist denn?« fragte Marco. Er war vierzehn Jahre alt und hatte schon ein Revier im Wald, seine eigenen Kautschukbäume. Er konnte sich auch nichts anderes vorstellen, als Gummizapfer zu werden. Der Großvater hatte vom Wald gelebt, der Vater – es war selbstverständlich, daß auch seine Zukunft unter den breiten Kronen der Riesenbäume lag.
    »Warum weinst du denn, Mama?« rief Madalena. Sie war zehn Jahre alt, ein hoch aufgeschossenes Mädchen mit schwarzen Locken, fast so groß wie ihr Bruder Marco. Wenn ich groß bin, werde ich Krankenschwester, hatte sie einmal gesagt, und das war ihr Ziel, für das sie lernte. Sie war die beste Schülerin ihrer Klasse, und Maputo hatte es erreicht, daß sie im nächsten Jahr in der höheren Mädchenschule in Surucucu aufgenommen wurde und in einem Internat der Schule wohnte. Man hatte Maputo sogar versprochen, daß Madalena eine Freistelle bekam, das heißt, daß die Familie nicht das teure Schulgeld bezahlen mußte, das Julio nie aufgebracht hätte.
    Arm hätte Maputo nicht sein müssen. Aus allen Teilen der Welt kamen Briefe, Karten und Pakete zu ihm, vor allem aber die Spenden von europäischen Verbänden und Organisationen, die seinen Kampf um den Regenwald unterstützen wollten. Es wäre leicht gewesen, von dem vielen Geld auch einige tausend Dollar für sich abzuzweigen, nach Manaus in ein großes Haus zu ziehen und ein sorgenfreies Leben zu führen, aber allein schon dieser Gedanke war für ihn ein Verrat an Brasilien und seinen Wäldern. Jeder Dollar wurde auf das Konto der Banco de Brasil in Manaus eingezahlt, und es wurde genau Buch über die Einnahmen und Ausgaben geführt.
    Natürlich kannte Assis den Kontostand der Aktion ›Rettet Wald und Mensch‹, der Bankdirektor war selbstverständlich sein Freund und teilte ihm jedesmal mit, wie Maputo die Gelder verwendete. Den größten Teil der Spenden verschlang die Propaganda, die Broschüren über das Sterben des Regenwaldes, die Maputo drucken ließ. Auch seine Reisen wurden mit diesem Geld finanziert und die Widerstandsgruppen, die sich gegen das Vordringen der Großgrundbesitzer und der Industrie wehrten. Viel kostete auch die Versorgung der Indianer mit Medikamenten, neuen Geräten für die Landwirtschaft, der Bau von Krankenstationen im Dschungel und die ärztliche Betreuung. ›Rettet Wald und Mensch‹ hatte sogar fünf Ärzte eingestellt, die von Maloca zu Maloca zogen, die Indios untersuchten, Immuninjektionen verabreichten, Zähne plombierten oder zogen und einen verzweifelten Kampf gegen die vom weißen Mann eingeführten Infektionskrankheiten führten. Auf diese ›Wanderärzte‹ war Maputo besonders stolz. Der von den Großgrundbesitzern und von den Eigentümern der Holz- und Hüttenwerken erhoffte lautlose Tod der Indianer durch eingeschleppte Epidemien konnte weitgehend verhindert werden. – Aber wie lange noch?
    Doch wie armselig war Maputos Konto gegen die Milliarden, die die Weltbank in neue ›Erschließungsprojekte‹ pumpte, wie etwa den Bau des Stausees ›Balbina‹, für den 2.500 Quadratkilometer Regenwald vernichtet wurden und damit Tausende Tier- und Pflanzenarten. Bevor die Bäume abgeholzt wurden, besprühte man sie mit dem im Vietnam-Krieg eingesetzten, verheerenden Gift ›Agent Orange‹, aber als dann der Aufbau des Stausees und des Großkraftwerkes begann, betrachtete man es als unnötige Mühe, die kahlen Baumriesen zu fällen: man überflutete sie einfach. Jetzt verfaulte die Vegetation und wird – wie Wissenschaftler ausrechneten – in ein paar Jahren soviel Kohlendioxid in unsere Lufthülle steigen lassen wie ein großes Kohlekraftwerk in über hundert Jahren!
    Catarina zog ihre Kinder an sich. Marco wischte mit dem Handrücken die Tränen aus ihrem Gesicht, aber sie weinte weiter. »Sie wollen euren Vater töten«, schrie sie plötzlich auf. »Da – euren Vater wollen sie umbringen. Julio, zeig ihnen das Plakat. Zeig es ihnen.«
    Maputo breitete das Plakat vor Marco aus. Der Junge las es, blickte dann

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