Das Regenwaldkomplott
noch aus der Pfanne, wenn er gebraten wird.«
Mit dem Eintreffen der Kisten war das Hospital voll arbeitsfähig. Arlindo Beja von der FUNAI kam in dieser Zeit dreimal nach Santo Antônio und nahm immer einen Koffer voll Wünsche mit, die prompt erfüllt wurden. Er zeigte sich von der galantesten Seite, führte witzige Dialoge mit Luise, lud sie nach Boa Vista zu einem Opernbesuch ein, was sie aber ablehnte, und erfuhr von Ribateio, daß Dr. Binder und Luise ein Liebespaar seien. Der Tenente hatte beobachtet, daß der Doktor nachts das Haus betrat, in dem sie wohnte und ihr Labor aufgestellt hatte.
Wir gehen das anders an, dachte Beja. Weg von Dr. Binder, dorthin, wo ich mit ihr allein bin. Auch wenn sie so unnahbar aussieht, sie ist wie alle Frauen und ziert sich gern.
»Wann geht es wieder in den Wald, Luise?« fragte er beim dritten Besuch.
»Morgen ganz früh.«
»Hätten Sie etwas dagegen, wenn ich mitkomme?«
»Sie im Urwald?« Ihr Lachen perlte über ihn hinweg. Beja empfand es wie ein Streicheln.
»Ich bin ein Sohn dieses Landes, Luise. Ich bin mit dem Regenwald aufgewachsen.«
»Meine neue Expedition wird eine Woche dauern.«
»Und wenn es ein Monat ist. Darf ich mitkommen?«
»Können Sie so lange von der FUNAI fernbleiben?«
»In Boa Vista bestimme ich meine Arbeitszeit selbst.« Er sagte es mit deutlichem Stolz. »Die FUNAI von Roraima bin ich!«
»Ich habe nichts dagegen, wenn Sie mitkommen. Aber machen Sie mir nicht schlapp unterwegs! Das wird kein Picknick im Grünen!«
»Wem sagen Sie das? Ich habe während meiner Militärzeit auch ein Überlebenstraining in Amazonien mitgemacht. Ich glaube, ich kann Ihnen helfen und mich nützlich machen.«
In der Nacht, zusammengekuschelt im Bett, Körper an Körper und glücklich nach der vergangenen Stunde, sagte sie es Tom.
»Das ist doch nur ein Witz, hoffe ich!« sagte Thomas erschrocken und setzte sich auf. »Beja will dich eine Woche lang begleiten?«
»Ja –«
»Li –«
»Ja?«
»Das sagst du einfach so daher, so wie ›Ich führe mal schnell unseren Hund Gassi‹?! Beja mit dir eine Woche allein! Das lasse ich nicht zu.«
»Aber warum denn nicht, Tom?«
»Begreifst du denn nicht, was er will?«
»Aber ja. Er will sehen, wie ich neue Pflanzen entdecke.«
»Nein. Er will dich entdecken. Dich allein! Er wird versuchen –«
»Schatz, was hast du nur für Gedanken?« Sie lächelte ihn an und strich mit der Hand über seine nackte Hüfte. »Er weiß doch, daß wir uns lieben. Er wird nicht einmal einen Versuch machen, es wäre völlig sinnlos.« Ihre Hand glitt zu seinem Oberschenkel, sie fühlte, wie er eine Gänsehaut bekam und heftiger atmete. »O Gott, Liebling, jetzt begreife ich's erst: Du bist ja eifersüchtig!« Sie lachte, beugte sich über ihn und küßte die Innenseite seines Schenkels. »Du bist tatsächlich eifersüchtig?«
»Ja. Bin ich etwa blind? Ich sehe doch, wie er dich lüstern anstarrt.«
»Lüstern klingt gut.« Sie lachte wieder und glitt mit der harten Zungenspitze seinen Oberschenkel hinauf. »Lüstern – so steht's in gewissen Büchern. Was liest du denn für Schund?«
»Laß den Spott.« Er hielt ihren Kopf fest, der sich seinem Geschlecht näherte. »Sag, daß du mich mit deiner Ankündigung nur ärgern wolltest. Wie ich darauf reagiere, wolltest du wissen …«
»Nein, Tom. Beja will tatsächlich mit.« Sie hob den Kopf, rutschte höher und legte ihn dann auf seinen Bauch. Ihre Finger spielten mit seinen dichten Brusthaaren und zupften daran. »Ich habe fünf Yanomami bei mir, die mich beschützen.« Sie drehte blitzschnell den Kopf und biß ihn in den Bauch. Es war ein süßer Schmerz, der ihn durchzuckte. »Außerdem hast du dann eine ganze Woche Ruhe vor mir …«
»Wenn Beja mitgeht, komme ich auch mit«, unterbrach er ihre Anspielung.
»Und deine Kranken?«
»Die kann Ernesto versorgen oder Schwester Lucia. Es ist kein schwerer Fall dabei. Die üblichen Infektionen.«
»Und wenn in dieser Woche plötzlich etwas geschieht? Ich weiß nicht, was, aber es könnte ja passieren! Dann ist kein Arzt da. Wo ist er dann, wird man fragen. Und dann heißt die Antwort: Er zieht durch den Urwald wie ein brünstiger Affe. Hast du so wenig Vertrauen zu mir?«
»Ich vertraue Beja nicht eine Sekunde lang. Das ist es. Wenn er dich im Schlaf überfällt –«
»Eine Phantasie hast du wie ein Romanschreiber.« Sie nagte mit den Zähnen an seinen Brusthaaren und streichelte mit der linken Hand wieder seinen
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