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Das Regenwaldkomplott

Das Regenwaldkomplott

Titel: Das Regenwaldkomplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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– kann man 440mal soviel Fleisch ernten wie auf einer gleich großen Weidefläche. Von allen Schildkrötenweibchen, die wir kennen, ist das Arrauweibchen das fruchtbarste überhaupt. Sie legt im Jahr bis zu 150 Eier. Die kleinen, frisch geschlüpften Schildkröten werden von den Indios dann mit Wasserpflanzen und toten Fischen gefüttert, bis sie zu diesen Fleischbrocken herangewachsen sind. Dann landen sie im Kochtopf, und der Panzer bringt zusätzlich gutes Geld. In freier Wildbahn leben heute kaum noch Arrau-Schildkröten. Wilderer, die nur die Panzer wollen, haben sie fast ausgerottet. Aber hier –« Marco machte eine weite Armbewegung – »ist die Welt noch in Ordnung – bis der weiße Mann auch hier alles niederbrennt und mit seinen Motorsägen rodet. Gilberto, wir sind in einem Paradies wie vor hundert Millionen Jahren.«
    »Und Sie werden von den unbekannten Hunden und Schildkröten schreiben und damit Abenteurer anlocken. Sie wollen das alles erhalten und kommen doch zwangsläufig in den Teufelskreis der Ausrottung hinein. Sie sollten besser schweigen, Senhor, und die Entdeckung für sich behalten.«
    »Ich bin Wissenschaftler und muß die Neuentdeckungen bekanntgeben.«
    »Das ist es ja!« Gilberto wandte sich von dem Schildkrötenteich ab. »So wird Wissenschaft zum Todesurteil.«
    Es gab noch vieles, was ihnen der Häuptling zeigte; am meisten aber interessierte sich Gilberto für die Kanus. Es waren sogenannte Einbäume, aus einem dicken Stamm mit Feuer und steinernen Schabern ausgehöhlt. Ein ungeschlachtes Boot – um so kunstvoller waren dafür die Paddel gestaltet; aus einem harten rötlichen Holz und überladen mit primitiven, aber schönen Schnitzereien. Sinnend stand Gilberto am Ufer und stieß dann Marco an.
    »Senhor, das wäre eine Lösung«, sagte er. »Wenn der Häuptling uns ein Kanu schenkt, können wir auf dem Wasserweg schneller und sicherer in bewohnte Gegenden kommen. Ich habe keine Ahnung, wie der Fluß heißt und wohin er fließt, aber irgendwo kommen wir auf alle Fälle an. Kein Fluß versandet – er muß in einen größeren Fluß münden. Und an einem großen Fluß gibt es Siedlungen. Was wir brauchen, ist solch ein Kanu.«
    »Wir werden es tauschen, Gilberto.«
    »Gegen was?«
    »Gegen eines unserer Beile. Mit einem richtigen Beil sind sie König im Urwald.«
    »Das ist eine Idee. Wenn wir ein Kanu haben, kommen wir mit einem Beil aus.«
    »Und auch noch eine Machete können wir abgeben. Wir brauchen uns nicht mehr durch den Dschungel zu schlagen. Ein Beil und eine Machete, das ist ein Tausch, den kein Indio abschlagen kann.«
    Sie blieben drei Tage bei dem Stamm, begleiteten die Männer auf die Jagd, aber sie waren vorsichtig genug, nicht ihre Gewehre zu benutzen. Nach dem ersten Schrecken würden die Indios alles daransetzen, den feurigen, tötenden Donner auch in die Hand zu bekommen.
    Dafür zeigte ihnen Gilberto an einem halbfertigen Kanu, wieviel besser man mit seinem Beil das Holz bearbeiten könnte als mit den Steinbeilen. Die Späne folgen durch die Luft, und die Indios standen um ihn herum und staunten. An einem anderen Tag gingen alle in den Wald, und Marco hieb mit seiner Machete mühelos die Lianen und verfilzten Büsche und Riesenfarne um: Ein völlig freier Pfad entstand. Und wieder staunten die Indianer, nahmen selbst die Machete in die Hand und hieben sich einen Weg. Mit glänzenden Augen und vielen kehligen Worten gab der Häuptling dann die Machete an Marco zurück.
    »Und jetzt, mein Freund, tauschen wir«, sagte Minho. »Hoffentlich kann ich dir klarmachen, was wir wollen.«
    Das Tauschgeschäft verlief schneller, als Marco erwartet hatte. Die Zeichensprache ist international. Ob in Grönland oder Feuerland, Alaska oder am Amazonas, wenn zwei Menschen sich verständigen wollen, sind zwei Hände und zehn Finger deutlicher als Worte.
    Die Verhandlung dauerte kaum fünf Minuten. Minho ging zu den an Land gezogenen Kanus, zeigte auf eines, legte Beil und Machete daneben und deutete dann mit der Hand und dem Zeigefinger an: Ich will das Kanu, du bekommst Beil und Machete. Er zeigte auf das Kanu und sich und dann auf den Häuptling und das Werkzeug.
    Der Indianer begriff sofort. Er lachte leise, nickte mit dem Kopf und half dann, nachdem er Beil und Machete an sich genommen hatte, das Kanu in den Fluß zu schieben. Dort schaukelte es im Wasser hin und her.
    »Wir werden unsere Balancekünste brauchen«, sagte Gilberto. Er hielt eines der kunstvoll geschnitzten

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