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Das Regenwaldkomplott

Das Regenwaldkomplott

Titel: Das Regenwaldkomplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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hat zwei Seiten. Mit einem harmlosen Schraubenzieher könnte ich Sie erstechen, und wieviel Menschen sind schon unter einem Hammer umgekommen?« Sie gingen hinunter zum Fluß, und Gilberto stieg als erster in das Kanu. Er half Marco in den Einbaum, der bedenklich schwankte, aber nicht kenterte. Aus uralter Erfahrung hatten die Indianer den Schwerpunkt so gelegt, daß das Kanu nur ausschwang.
    Der Häuptling und sein Sohn stießen den Einbaum vom Ufer ab und standen dann hoch aufgerichtet nebeneinander am Strand, ein Bild des Stolzes und der Freiheit. Der Junge hob sogar die Hand und winkte. Lebt wohl, ihr Weißhäutigen. Wir werden euch nie vergessen.
    Gilberto und Marco tauchten die Paddel ins Wasser und trieben das Kanu in die Mitte des Flusses. Die Strömung, gegen die sie ankämpfen mußten, war wirklich nicht stark. Das Wasser war so klar, daß sie fast bis auf den Grund sehen konnten. Schwärme von Fischen, nicht nur Piranhas, begleiteten sie. Einmal tauchte ein dicker, langer Schatten neben ihnen auf – ein Manati, eine Seekuh-Art, die bis zu fünf Meter lang und 500 Kilo schwer werden kann. Von einem Manati kann ein Dorf zehn Tage leben. Ihr Fleisch räuchert man sogar und hält es dann in ausgehöhlten Kürbissen auf Vorrat.
    Die Sonne stand jetzt hoch am Himmel, der Regenwald dampfte in der Hitze, und über dem Fluß stieg die Feuchtigkeit wie Nebel auf. Äste und losgerissene Grasinseln trieben ihnen entgegen, ab und zu auch ein vermoderter Baumstamm.
    »Das sind die gefährlichsten!« sagte Gilberto und stieß mit seinem Paddel gegen einen Baumstamm. »Wenn uns so einer seitlich trifft, werden wir unweigerlich kentern.«
    Marco und Gilberto hatten schnell ihren Paddelrhythmus gefunden. Das Kanu glitt den Fluß hinauf, müheloser, als sie erwartet hatten.
    Es glitt in die unbekannte grüne Unendlichkeit hinein.
    * * *
    Schon am nächsten Tag kehrte Arlindo Beja nach Santo Antônio zurück. Ein Yanomami begleitete ihn.
    »Kommen Sie mit«, hatte Beja zu Luise gesagt. Der Rote Pfeil hatte ihn völlig verändert. »Ich muß Coronel Bilac von diesem Vorfall berichten. Er muß etwas unternehmen. Es ist doch unmöglich, sich von einem irren Einzelgänger terrorisieren zu lassen!«
    Daß es in erster Linie Angst war, die ihn aus dem Urwald vertrieb, gab er natürlich nicht zu. Er wußte, daß die Aufmerksamkeit des unbekannten ›Rächers‹ jetzt auf ihn gerichtet war; der Zettel war deutlich genug.
    »Ich bleibe«, antwortete Luise fest. »Ich habe ein Ziel.«
    »Wollen Sie für ein paar unbekannte Kräuter Ihr Leben opfern?«
    »Mir hat niemand gedroht, im Gegenteil. Aber wenn Sie zurückwollen zur Mission, ich gebe Ihnen einen meiner Yanomami mit. Ich komme hier auch mit vieren aus.«
    Nach kurzem Zögern hatte Beja wortlos genickt und war am Morgen zurück nach Santo Antônio marschiert. Müde, mit verklebten Haaren und völlig durchgeschwitzt, kam er am Abend auf der Mission an und verschwand eiligst in der Polizeibaracke. Aber man hatte ihn doch gesehen. Schwester Lucia hatte gerade ein Moskitonetz vor ein Fenster des Hospitals gezogen, als sie Beja in die Polizeistation schlüpfen sah. Sie lief sofort hinüber zur Mission. Pater Vincence und Pater Ernesto waren in der Werkstatt und zimmerten aus Brettern neue Regale.
    »Er ist wieder da!« rief Schwester Lucia mit fast triumphierender Stimme. »Gerade angekommen.«
    »Wer?« fragte Ernesto.
    »Arlindo Beja.«
    »Allein?«
    »Mit einem Yanomami. Beja stürzte in die Polizeistation, als sei er auf der Flucht.«
    »Warten wir mal ab, was er uns erzählt«, meinte Pater Vincence und hobelte weiter an einem Brett. »Da draußen muß etwas Besonderes geschehen sein. Es beruhigt mich, daß Luise im Wald geblieben ist. Wäre es anders, wäre der Indio schon längst bei uns.«
    Es dauerte eine halbe Stunde, bis sich Beja geduscht und umgezogen hatte. Sein erster Weg führte ihn nicht zu den Patres, sondern ins Hospital und zu Dr. Binder. Ohne Umschweife und ohne Toms erstaunten Ausruf zu beachten, sagte er ziemlich grob:
    »Warum haben Sie mir nicht erzählt, daß Sie Kontakt mit dem ›Roten Pfeil‹ hatten?!«
    »Kontakt ist gut. Er hat auf mich geschossen.«
    »Auf Sie und Luise.«
    »Hat sie Ihnen das erzählt?«
    »Notgedrungen.«
    »Wie soll ich das verstehen?« Thomas spürte, wie ihn eine große Unruhe erfaßte.
    »Der ›Rote Pfeil‹ hat auch auf uns geschossen!«
    »Aber anscheinend daneben«, meinte Thomas sarkastisch. »Sie leben ja noch.«
    »Ich

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