Das Reich der Dunkelelfen - Weltennebel
Bas’Akir kamen nun herein. Letzterer warf rasch die hölzerne Tür zu, schob den Riegel vor und begann dann, eine Truhe heranzuziehen.
»Was soll das?«, empörte sich der alte Grottenzwerg in der Dunkelelfensprache, die nur Darian und Bas’Akir verstanden, und stand auf, wobei seine Knochen knackten. Auf krummen Beinen kam er näher, und seine ausgeblichene Hose schleifte auf dem schmutzigen Boden.
»Ein Mhortarra«, erklärte Bas’Akir hastig.
Der Grottenzwerg begann lauthals zu fluchen, dann deutete er mit wütendem Gesicht auf Darian. »Verbindet das, sonst sind wir verloren, und komm mit, eine Truhe nützt gar nichts!«
Zum Entsetzen aller Beteiligten öffnete er die Tür wieder und bedeutete Bas’Akir dann, an einem langen Seil zu ziehen, das Darian zuvor gar nicht bemerkt hatte.
Nach zwei kräftigen Zügen ertönte ein schabendes Geräusch, Bas’Akir torkelte nach hinten, und der Zwerg brüllte, er solle das Seil gut festhalten.
Langsam senkte sich eine dicke Gesteinsplatte, und der Zwerg kletterte rasch wieder zurück in die Höhle, bevor die Platte sich genau in die Öffnung zur Zwergenhöhle einpasste und diese verschloss.
»Wenn wir Glück haben, hält sie das auf«, hustete der Grottenzwerg und wackelte zu seinem Stuhl zurück, während Mia gerade Darians Verband mit zwei Lederschnüren festzog.
»Könnt ihr verdammten Dunkelelfen nicht woandershin fliehen?«, schimpfte der kleine Mann, dann zuckte er zusammen – Mias Kapuze war verrutscht, und ihre deutlich hellere Haut wurde sichtbar.
»Du bist gar kein Dunkelelf«, keuchte er, nun in der Sprache der Oberfläche, und betrachtete auch die anderen näher. »Was ist das für ein Dämonenspiel?« Der Zwerg ergriff einen im Vergleich zu seinen potentiellen Gegnern lächerlich kleinen Dolch und hielt ihn schützend vor sich.
Beschwichtigend hob Atorian eine Hand. »Wir sind nur hier, weil wir Schutz suchen, und verschwinden so bald als möglich …« Leise, kratzende Töne von draußen unterbrachen ihn. Ein schnüffelndes Geräusch erklang, etwas schabte am Felsen, und feine Schwaden grauen Nebels waberten drohend herein.
Erschrocken hielt Mia Darians frisch verbundene Hand fest und blickte furchtsam zur Tür. Der Grottenzwerg hingegen schlich auf Zehenspitzen zu einem seiner Regale, holte eine Phiole hervor, in der eine grünliche Flüssigkeit herumschwabbelte, und hielt sie an die Tür. Ein beißender Geruch strömte heraus und ließ alle Anwesenden die Luft anhalten.
Ruckartig verzog sich der Nebel, dennoch gebot der Zwerg seinen ungebetenen Gästen, zu schweigen. Er strich noch etwas von der grünlichen Flüssigkeit an die Tür und verkorkte dann die Flasche wieder.
»Mhortarras mögen den Geruch nicht, er überdeckt sogar den von Blut«, erläuterte der Grottenzwerg.
»Das glaube ich gerne.« Darian blies die Backen auf und rümpfte die Nase, dann nickte er dem Zwerg zu. »Danke.«
Das kleine, verhutzelte Wesen brummelte etwas in seinen spärlichen, gerupften Bart.
»Was war das für ein Ungetüm?«, wollte Mia wissen.
»Mhortarras sind Wesen der Unterwelt.« Bas’Akir ließ sich leise ächzend an der Wand nieder. »Sie sind grausame Jäger, kommen jedoch normalerweise nur während der Sommerzeit aus den dunklen Tunneln des Südens. So nahe an Städten wurden sie früher, als ich noch dort lebte, nicht gesehen.«
In einem seltsam kratzigen, schnarrenden Tonfall antwortete der Grottenzwerg in der Oberflächensprache: »Sie kommen immer häufiger in die Städte. Selbst die Còmraghâr haben ihre liebe Mühe, sie zurückzuschlagen.«
»Wie können die Còmraghâr sie überhaupt aufhalten?«, verlangte Atorian zu wissen.
»Während ihrer Ausbildung lernen sie es«, antwortete Bas’Akir mit harter Stimme. »Man kann einen Mhortarra nur töten, indem man die Stelle direkt unter seinem Kopf trifft, dort, wo bei uns die Kehle sitzt. Dort liegt ihr Lebenszentrum. Jeder junge Còmraghâr-Krieger muss gegen Mhortarras gekämpft haben, bevor er nach Kyrâstin kommen darf. So wird sichergestellt, dass nur die Besten der Besten in der Garde des Herrschers dienen.«
»Und die restlichen sterben«, ergänzte Atorian missbilligend.
»Aber mit Ehre.«
»Verrücktes Volk, die Dunkelelfen«, murmelte Atorian, woraufhin der Zwerg auf ihn zugewackelt kam.
»Was bist du, oder besser, was seid ihr alle?«
Mit einem vorsichtigen Blick auf Bas’Akir, der seine Kapuze zurückschlug, zuckte Atorian die Achseln. Der Dunkelelf zeigte sein
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