Das Reich der Dunkelelfen - Weltennebel
sich hinter ihnen eine ernstzunehmende Gefahr befinden musste, konnte er nicht anders, als sich im Laufen umzuwenden. Was er sah, ließ ihm das Blut in den Adern erstarren.
Hinter der Gruppe von Còmraghâr-Kriegern hatten sich zwei riesenartige Wesen erhoben. Sie ähnelten wabernden Rauchschwaden und waren so groß wie drei hochgewachsene Dunkelelfen. Dann schien eine weitere Gestalt direkt aus der Felswand zu fließen. Dies alles hatte Darian im Bruchteil eines Augenblicks wahrgenommen, dabei jedoch nicht auf seinen Weg geachtet. Er stolperte über eine Erhebung am Boden, strauchelte und schaffte es gerade noch, sich halbwegs abzurollen, wobei er sich an dem rauen Stein schmerzhaft den Unterarm aufriss. Die blutende Wunde vergaß er allerdings rasch wieder, als er sah, wie die Còmraghâr geschlossen gegen die fremdartigen Wesen vorrückten. Sie formierten sich zu einer undurchdringlichen Mauer, dennoch wurden viele von ihnen einfach von Nebelarmen zur Seite geschleudert. Dann kam eines der Monster geradewegs auf Darian zu. Das Wesen veränderte seine Gestalt, ähnelte einer großen grauen Schlange, und ihr langer Oberkörper wand sich in Darians Richtung. Ein monströser gräulicher Kopf, der von zwei großen Nasenlöchern beherrscht wurde, drehte sich witternd zu ihm. Das Ungeheuer besaß keine Augen, dafür jedoch ein langes, schmales Maul, das sich nun zu einem gierigen, alles verschlingenden Schlund öffnete. Hatte diese Kreatur gerade eben noch durchscheinend wie Nebel gewirkt, schien sie nun beängstigend feste Formen zu besitzen. Hastig krabbelte Darian nach hinten, fühlte sich von zwei Armen gepackt und kam schließlich auf die Füße.
Zornige dunkle Augen funkelten ihn an. »Ich sagte doch, du sollst dich nicht umdrehen«, zischte Bas’Akir und warf noch einen Blick auf das graue Wesen, welches sich nun wieder den Còmraghâr-Kriegern zugewandt hatte, die es von hinten angriffen.
An Bas’Akirs Seite rannte Darian weiter. Dabei konnte er sich nur mühsam beherrschen, nicht immer wieder ängstliche Blicke nach hinten zu werfen. Doch es half nichts – schon bald wurde klar, dass das Wesen sie verfolgte, mit einem schabenden Geräusch hinter ihnen über den Fels glitt. Nachdem Darian und Bas’Akir Atorian und Mia eingeholt hatten, hielt Bas’Akir keuchend inne. Sie waren allein im Gang, alle anderen hatten sich in Sicherheit gebracht.
»Der Mhortarra riecht dein Blut«, stellte Bas’Akir nüchtern fest und deutete auf Darians Arm. »Du solltest dich opfern, die Còmraghâr werden ihn nicht ewig aufhalten können.«
Bevor Darian, der entgeistert die Augen aufriss, auch nur einen Ton herausbringen konnte, hatte Mia dem Dunkelelfen bereits eine heftige Ohrfeige verpasst. Dann fasste sie Darian an der Hand und zog ihn mit sich. So schnell sie konnten, flohen sie zurück in Richtung der Vorstadt.
»Das Ding kommt!«, schrie Atorian auf einmal.
Bas’Akir warf im Laufen hektische Blicke um sich, dann deutete er nach links in einen schmalen Seitengang. »Dort hinein.«
Seine Gefährten folgten ihm, doch als er sich auf die Knie niederließ und in einem nicht einmal kniehohen Loch verschwinden wollte, hielt Atorian ihn an seinem Umhang fest.
»Dort sind wir ihm doch vollkommen ausgeliefert.«
»Folge mir oder stirb«, erwiderte der Dunkelelf nur und krabbelte weiter.
Immer wieder über die Schulter blickend krochen sie durch den gerade einmal schulterhohen Gang. Nach ein paar Metern hielt Bas’Akir inne, und Darian, der direkt hinter ihm war, sah, dass er gegen eine kleine hölzerne Tür drückte, die sich laut knarrend öffnete.
»Hier hinein«, befahl er, woraufhin Darian sich als Erster durch die Tür zwängte – und leise fluchend eine kleine, steinerne Treppe hinunterfiel.
»Verflucht noch mal.« Er rieb sich seinen Rücken, richtete sich auf, wobei er sich den Kopf stieß, und blickte in das mürrische Gesicht eines Grottenzwerges, der in der Ecke auf einem von braunen Lumpen bedeckten Sessel saß.
»Ich kann Besuch nicht ausstehen.« Die knorpeligen, spitz zulaufenden Ohren des Grottenzwergs klappten sich ein Stück nach vorne, und sein bräunliches, runzliges Gesicht legte sich in Falten. Überrascht stellte Darian fest, dass die Zunge des Zwerges, welche gerade nervös über dessen schmale Lippen fuhr, mit feinen, schwarzen Haaren bedeckt war. »Dunkelelfen, Sklaventreiber, ich bin alt, lasst mich in Ruhe.«
»Es tut mir leid, wir …«
Auch Mia, Atorian und ganz zum Schluss
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