Das Reich der Dunkelelfen - Weltennebel
klaren, likörartigen Gebräu zu, das nach dem Essen serviert wurde.
Nachdem sich die Gespräche Zir’Avans alchemistischen Forschungen zuwandten, verabschiedete sich Aramia, denn dazu konnte sie nun wirklich nichts beitragen. Während sie zurücklief, kreisten ihre Gedanken unablässig um das, was sie bisher in Kyrâstin erlebt und was ihr Vater ihr erzählt hatte.
Atorian und Darian hatten sie bereits sehnsüchtig erwartet. Beide bestürmten sie mit Fragen, und Aramia versicherte, Zir’Avan habe sich sehr korrekt verhalten.
»Zir’Avan hat sehr überzeugend erzählt, Bas’Akir habe mich zu ihm geführt, und seine anderen Begleiter seien Verbündete der ’Ahbrac gewesen.« Ihr Blick schweifte zu Atorian. »Ich vermute, er traute sich nicht allzu offen zu lügen, daher erzählte er, du seist ein menschlicher Verbündeter von der Oberfläche, der zweite ein Dunkelelf.«
Atorian nickte zustimmend, und Aramia erzählte weiter. »Angeblich hätten die ’Ahbrac mich und Bas’Akir in ihrer Gewalt gehabt und gezwungen, sie in die Stadt zu begleiten – vermutlich, um ihn, Zir’Avan, mit dem Leben seiner unbekannten Tochter zu erpressen. Ihnen sei die Flucht gelungen, nachdem sie den Wächter getötet hätten. Dun’Righal hat das offenbar geglaubt und nicht weiter nachgehakt. Stattdessen hat er versprochen, seine Còmhragâr auf die Suche nach dem flüchtigen Menschen und dem ’Ahbrac-Verräter zu schicken. Als ich ihn später fragte, weshalb dieser Dunkelelf, der Atorian beinahe umgebracht hätte, unsere Gesichter nicht sehen wollte, meinte Zir’Avan, Tak’Adons Familie stünde weit unter der der ’Avan. Nachdem Bas’Akir behauptete, mein Vater würde für uns sprechen, wäre es einem Affront gleichgekommen, weitere Nachforschungen anzustellen.«
Darian nickte. »Das ist eine logische Erklärung, aber Atorian und ich sollten uns jetzt wohl besser in nächster Zeit nicht sehen lassen.«
Dem stimmte Aramia zu, und ein leichtes Lächeln zeigte sich auf ihrem Gesicht. »Außerdem hat Zir’Avan betont, sowohl ich als auch Bas’Akir würden unter seinem Schutz stehen, und er würde ›für uns sprechen‹.« Sie lachte auf. »Man konnte förmlich sehen, wie ein ganzes Gebirge von Bas’Akirs Seele fiel.«
»Siehst du«, Darian zog sie zu sich heran und küsste sie auf die Stirn, »ich habe doch gleich gesagt, sie werden dich mögen.«
Aramia lächelte zögernd, kam jedoch nicht umhin, Atorians angespanntes Gesicht zu bemerken, als Darian sie in die Arme schloss.
Während der gemeinsamen Essen und Gespräche am Feuer versuchte Zir’Avan seinen Gästen nähere Einblicke in die Kultur, das Leben und die Probleme der Dunkelelfen zu geben. Inzwischen wussten die Gefährten, dass die brennenden Steine im Kamin Zir’Avans Alchemie zu verdanken waren. Er hatte verschiedene Pflanzenextrakte und Flüssigkeiten miteinander vermischt und festgestellt, dass diese in einer bestimmten Gesteinsart, die sich stark erhitzte, besonders gut und vor allem rauchlos brannten.
Zir’Avan sprach von einem alten Streit zwischen dem Volk von Kyrâstin und den weiter im Norden in Veledon lebenden Dunkelelfen. Eigentlich sei Kaz’Ahbrac durch sein Geburtsrecht und große Kriegskunst der nächste Anwärter auf das Amt des Herrschers über Kyrâstin und das gesamte Dunkelelfenreich gewesen, als vor etwa dreihundert Sommern der letzte Herrscher verstorben war. Doch die ’Ahbrac seien selbst für dunkelelfische Verhältnisse zu intrigant, herrschsüchtig und brutal gewesen. So hatten sie angeblich eine ganze Siedlung niedergemetzelt, nur weil sie Streit mit dem Herrscher über diesen Teil des Unterreichs gehabt hatten und sich nicht über einen Handel hatten einigen können. Daher hatte man Kaz’Ahbrac die Herrschaft verwehrt und statt seiner Dun’Righal eingesetzt. Die ’Ahbrac waren aus Kyrâstin vertrieben worden und hatten sich in Veledon niedergelassen, wo sie seit langem Rachepläne schmiedeten und für Kyrâstin stets eine schwelende Bedrohung darstellten.
Auch an diesem Abend, die Kristalle glühten im fahlen Licht der Nacht, drehten sich die Gespräche um dieses Thema.
»Wieso wird man ihrer nicht Herr?«, wollte Atorian wissen. »Ihr verfügt über eine schlagkräftige Armee. Ich muss gestehen, ich habe niemals zuvor so hervorragende Krieger gesehen wie die Còmraghâr.«
Ein stolzes Lächeln zeichnete sich auf Zir’Avans Gesicht ab. »Das ist wohl wahr, aber insgeheim fürchten sowohl Dun’Righal als auch das Volk
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