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Das Reich der Dunkelelfen - Weltennebel

Das Reich der Dunkelelfen - Weltennebel

Titel: Das Reich der Dunkelelfen - Weltennebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aileen P Roberts
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gegen seinen Bruder und Bas’Akir gleichzeitig kämpfte, und auch wenn er sich wacker schlug, kam er doch in arge Bedrängnis. Als Aramia jedoch an seine Seite trat, wendete sich das Blatt und die beiden gewannen schließlich die Oberhand. Sie warf ihrem Vater einen herausfordernden Blick zu, doch Zir’Avan reagierte nicht. Auch ließen seine Gesichtszüge nicht erkennen, was er von Aramias demonstrativem Bekenntnis zu dem Mann hielt, den sie für sich gewählt hatte. Seine Regungslosigkeit machte sie wütend – manchmal wünschte sie sogar, er würde ihr irgendetwas an den Kopf werfen, das ihr Grund gab, ihn weiter zu verachten. Doch Zir’Avan bot ihr diesbezüglich keinen Angriffspunkt, und Aramia konnte nicht einschätzen, ob er es aus Berechnung oder Zuneigung tat.
    Nachdem Bas’Akir kein Interesse daran zeigte, Aramias potenziell verrückten Urgroßvater zu treffen, machten sich die restlichen Gefährten am nächsten Tag zu viert auf den Weg. Zunächst reisten sie wieder durch dunkle Tunnel, anschließend am Rande der Stadt entlang und schließlich am Nordufer des Sees, in dessen Mitte die Feuer von Kyrâstin loderten, durch ein Waldstück. Im Schutze der seltsam silbrig leuchtenden Blätter und Büsche tummelten sich die scheuen Tiere des Unterreichs.
    Auf Aramias Frage hin, wieso Ray’Avan nicht in Kyrâstin lebte, antwortete ihr Vater: »Ich sagte doch, er ist nicht ganz bei Sinnen. Er zieht es vor, in einer kalten, muffigen Höhle zu leben wie ein Kobold und in der Vergangenheit zu schwelgen.«
    Bald erreichten sie einen geräumigen Höhlenkomplex, in dem es deutlich düsterer war und feuchter roch. Fernab der lodernden Feuer von Kyrâstin war es auch nicht mehr ganz so warm, und alles in allem wirkte diese Gegend mit den unzähligen Gängen, die die Höhlen verbanden, abgelegen und äußerst unübersichtlich. Dennoch führte Zir’Avan sie zielgerichtet hindurch. Plötzlich blieb er ruckartig stehen. »Wartet, Großvater Ray’Avan macht sich einen Spaß daraus, immer neue Fallen einzubauen. Er hat einen seltsamen Sinn für Humor.«
    Zir’Avan tastete mit seinem Schwert am Boden herum, und tatsächlich öffnete sich unerwartet eine Klappe in der Tunnelwand über ihnen, aus der Dutzende Dahmane stürzten. Eilig sprangen die Menschen zur Seite, während die spinnenartigen Tiere leise klackernd das Weite suchten.
    »Sympathischer Kerl«, bemerkte Darian und bedachte nun jeden seiner Schritte genau.
    Einmal musste sie Zir’Avan noch vor einer ungewollten Dusche bewahren, denn ein über den Weg gespanntes Seil führte direkt zu einer versiegelten Öffnung, hinter der Wasser plätscherte. Allerdings übersah dann auch der Dunkelelf die letzte Falle. Zu spät bemerkte er eine lockere Gesteinsplatte und steckte plötzlich bis zum Knie in einer sumpfartigen braunen Masse.
    »Hihihi, konnte ich dich also doch mal wieder überraschen«, erklang eine greise Stimme in der Dunkelheit. Kurz darauf erschien ein gebeugt gehender Dunkelelf, ganz in schwarze Felle gehüllt und mit schlohweißen Haaren, die ihm in Strähnen weit über die Schultern hingen. Sein Gesicht war ausgemergelt, und im Gegensatz zu den sonst eher kantigen und scharf geschnittenen Zügen seines Volkes wirkten seine direkt weich, was nicht zuletzt an der schlaffen Haut und den herunterhängenden Wangen liegen mochte. Er stutzte, als er die Menschen sah.
    »Was hast du denn für seltsame Gesellschaft, Zir’Avan?«
    Leise fluchend zog Aramias Vater seine Beine langsam aus dem zähen Schlamm. »Das ist meine Tochter Aramia mit ihren Gefährten Darian und Atorian. Würdest du bitte die Sprache der Oberfläche benutzen?«
    »Deine Tochter. Du hast eine Tochter?«, krächzte der Greis, nun für alle verständlich, und dunkle Augen musterten die Neuankömmlinge. »Kommt näher, kommt näher.« Er winkte ihnen mit seiner vom Alter gezeichneten Hand. »Ich dachte, du hast zwei Söhne, Zir’Avan.«
    »Ich habe Brüder?«, staunte Aramia.
    »Sie sind nicht mehr am Leben«, entgegnete Zir’Avan, und eine Spur von Trauer schwang in seinen Worten mit. »Sie beide waren Còmraghâr-Krieger, gaben jedoch ihr Leben im Kampf gegen einen Mhortarra. Es geschah lange, bevor ich an die Oberfläche kam.«
    »Sie sind tot?«, krächzte der alte Mann, dann zuckte er die Schultern. »Gestorben für ihr Volk, welch eine Ehre, aber tretet nur näher heran, meine Augen sind nicht mehr die besten.« Er stellte sich vor Aramia und blickte zu ihr auf. Früher war er sicher

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