Das Reich der Dunkelelfen - Weltennebel
schien, und er setzte wieder die ernste Miene auf, die er gewöhnlich zur Schau trug.
Die Gefährten sahen sich gleichzeitig an, offensichtlich von demselben Gedanken durchzuckt.
»Kann es sein, dass er ein Mitglied der Diomár ist oder war, wenn er doch schon so alt ist?«, sprach Mia aus, was auch Darian dachte, und ihre Stimme spiegelte die gleiche prickelnde Aufregung wider, die auch Darian durchzuckte.
»Nein, ganz sicher nicht, die Diomár sind doch nur eine Legende.« Nur einen Augenblick später wirkte Zir’Avan jedoch unsicher. »Allerdings hat er in letzter Zeit öfters von ihnen gefaselt. Aber nein, das kann nicht sein!«
»Ich möchte ihn kennenlernen«, verlangte Mia und sah ihren Vater mit festem Blick an.
»Aramia, er ist … Es tut mir leid, denn ich entehre unser Blut, wenn ich das sage … Aber er ist in der Tat verrückt! Ich werde versuchen, beim Hofmagier unseres Herrschers vorzusprechen, er ist vermutlich der Einzige, der euch wirklich helfen kann.«
»Zuerst will ich meinen Urgroßvater sehen.«
Dies widerstrebte Zir’Avan sichtlich, aber Mia begegnete ihrem Vater mit entschlossener Miene, und so willigte er schließlich ein und schlug vor, am nächsten Tag bei Einbruch der Dämmerung aufzubrechen, denn Ray’Avan lebte außerhalb Kyrâstins.
Nach dem wieder einmal vorzüglichen Abendessen sah Zir’Avan seine Gäste nacheinander prüfend an.
»Ich konnte noch gar nichts von eurer Kampfkunst bewundern«, bemerkte er. »Für eure Reise zurück an die Oberfläche solltet ihr ohnehin im Training bleiben.« Beinahe hatte man den Eindruck, seine Augen nähmen einen wehmütigen Ausdruck an, als er Aramia ansah, aber dann erhob er sich rasch.
Während Bas’Akir mit sichtlichem Unbehagen auf seinen Kissen herumrutschte, erklärten sich Darian und sein Bruder sofort bereit, ihr Können zu demonstrieren. Sie folgten dem großen Dunkelelfen hinab in einen unterirdischen Trainingsraum von beeindruckenden Ausmaßen. An den Wänden hingen die unterschiedlichsten, kunstvoll gearbeiteten Waffen, und der Boden war von weichem Moos bedeckt, sodass man sich bei einem möglichen Sturz nicht verletzen würde.
Rasch holte Zir’Avan noch einige zusätzliche leuchtende Kristalle hervor. »Ich denke, das wird Euch lieber sein.« Er deutete eine Verbeugung vor Darian und Atorian an. Anschließend forderte er Aramia auf, gegen Bas’Akir zu kämpfen. Sie bekamen Trainingsschwerter aus einer den Menschen unbekannten Holzart, und der Dunkelelf beobachtete mit erfahrenem Blick, wie geschmeidig und geschickt seine Tochter die Waffe führte. Als sie Bas’Akir besiegt hatte, stellte er sich vor sie, und das erste Mal zeigte sich wirklicher Stolz in seinen Augen.
»Du bist eine gute Kriegerin, Aramia.«
»Das sagst du nur, um mir zu schmeicheln und mich auf deine Seite zu bringen«, behauptete sie kurz angebunden und wischte sich ungeduldig eine Haarsträhne aus dem Gesicht, die sich aus ihrem Zopf gelöst hatte.
»Nein, das würde ich nicht, denn die Kriegskunst ist uns heilig.« Er nickte Darian zu. »Versuch du dein Glück gegen Bas’Akir.«
Mit Argusaugen beobachtete Aramias Vater, seine Tochter neben sich, wie zunächst Darian, dann Atorian gegen Bas’Akir kämpften.
»Für ihre Rasse sind sie gut, besonders Atorian, wenngleich Bas’Akir mit Sicherheit keinen herausragenden Kämpfer darstellt.« Stirnrunzelnd musterte Zir’Avan seine Tochter. »Warum hast du nicht Atorian zu deinem Gefährten erwählt, wo er doch der bessere Krieger ist?«
»Ich bin keine verfluchte Dunkelelfe«, fauchte sie, »ich liebe Darian!«
Als Aramia davonstürmen wollte, hielt Zir’Avan sie am Arm fest, woraufhin sie ihm einen zornigen Blick zuwarf. »Verzeih, ich vergaß, dass ihr andere Maßstäbe setzt. Außerdem sollte ich über so etwas nicht urteilen, denn auch ich habe mich nicht wirklich an die Gepflogenheiten der Dunkelelfen gehalten, was die Wahl eines Partners angeht. Ich entschied mich für keine Còmhragâr-Kriegerin.« Mit einem beinahe liebevollen Lächeln, wie man es selten bei Dunkelelfen sah, blickte er sie an. »Und du bist der beste Beweis dafür.«
Doch Aramia ließ sich nicht beeindrucken. »Sei dir nur nicht zu sicher, dass ich dir wirklich glaube, dass du meiner Mutter keine Gewalt angetan hast.«
»Was wäre mein Nutzen davon, dich zu belügen?«, fragte Zir’Avan leise und mit verletztem Unterton.
»Das weiß man bei euch Dunkelelfen nie.« Sie machte sich los und eilte zu Darian, der nun
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