Das Reich der Dunkelelfen - Weltennebel
aus Lavagestein gefertigt war.
»Köstlich! Wie lange habe ich kein Kadûv mehr gegessen.« Er schloss genießerisch die Augen und kaute genüsslich.
Atorian nahm sich ein ähnliches Stück, biss vorsichtig hinein und nickte dann anerkennend. »Sehr weich und würzig. Was ist das, Bas’Akir?«
Dieser sah ihn ernst an und verkündete: »Ratte.«
Nach einem Augenblick des Schreckens begann Atorian zu würgen, hielt eine Hand vor den Mund und hustete dann mehrfach. Sein Gesicht hatte eine ungesund grünlich graue Farbe angenommen, als er den Rest seines angebissenen Fleischstückes zurück auf den Teller legte und in hastigen Zügen von seinem Wein trank.
»Ratte?«, wunderte sich Zir’Avan. »Ich dachte, die korrekte Übersetzung in die Oberflächensprache sei …«
Bas’Akir hingegen lachte bereits unterdrückt und sicherte sich ein weiteres Stück. »Atorian, das war ein Scherz! Kein Dunkelelf würde, es sei denn, er wäre am Verhungern, etwas so Schmutziges wie eine Ratte essen.«
»Du hast einen eigenartigen Humor«, presste Atorian heraus, blickte seinen Gefährten, der wenig schuldbewusst wirkte, böse an und wandte sich dann an Mias Vater, der offensichtlich den Witz ebenfalls nicht guthieß. Nur Darian schmunzelte leise vor sich hin, wenngleich er nicht gedacht hätte, dass Bas’Akir überhaupt so etwas wie Humor besaß.
»Würdet Ihr mir verraten, um welch ein Fleisch es sich tatsächlich handelt, Zir’Avan?«, erkundigte sich Atorian.
»Das ist Dahman-Fleisch«, erklärte er würdevoll, was bei Atorian und seinen Freunden ebenfalls keine allzu große Begeisterung hervorrief. »Nur eine besondere Dahman-Art, die sich ausschließlich von den Kleinstlebewesen in den blauen Moosen ernährt, wird verwendet. Man muss den Giftstachel gewissenhaft entfernen, denn sonst ist das Fleisch ungenießbar. Die Zubereitung ist eine hohe Kunst, und wenn der Koch diese nicht beherrscht, kann der Verzehr dieser Speise durchaus tödlich sein.«
»Nun gut, ich denke, darauf kann ich verzichten.« Atorian musterte die brutzelnden Köstlichkeiten auf dem Lavastein nun deutlich kritischer als vorher, und auch Darian hielt sich lieber an die Stücke, welche eindeutig als Fisch zu erkennen waren.
Die folgenden Tage verbrachten sie damit, Zir’Avan näher kennenzulernen. Er war zwar recht zurückhaltend gegenüber seinen Gästen – wahrscheinlich nicht ungewöhnlich für einen Dunkelelfen –, dennoch bemühte er sich offensichtlich, ihnen ihren Aufenthalt so angenehm wie möglich zu machen. Zir’Avan warnte Darian und Atorian davor, sich in der Stadt zu zeigen, und als eines Tages eine Abordnung des Herrscherhauses kam, durften nur Aramia und Bas’Akir am Abendessen teilnehmen.
Erst kurz vor dem anstehenden Treffen hatte Aramia erfahren, dass es sich nicht nur um einige Abgesandte des Herrscherpaares handelte, sondern dass Dun’Righal und seine Frau Xin erscheinen würden. Dies hatte zu einiger Aufregung geführt, und Aramia hätte Darian und seinen Bruder gerne dabeigehabt, doch das war natürlich nicht möglich. In ein schmal geschnittenes, blassblaues Seidengewand gekleidet wartete Aramia darauf, dass sie abgeholt wurde. Sie bürstete ihre langen schwarzen Haare, die sie offen über ihre Schultern fallen ließ. Die Ketten und Edelsteinspangen, die Zir’Avan ihr gegeben hatte und die ihre Anmut gewiss noch mehr zur Geltung gebracht hätten, ließ sie bewusst beiseite und hatte auch die Dienerin energisch fortgeschickt, als diese ihr die Haare hatte flechten wollen.
»Mia, du siehst umwerfend aus, und den Schmuck hast du überhaupt nicht nötig.« Darian stand lächelnd vor ihr, streichelte ihre bloßen Schultern, dann küsste er sie leidenschaftlich.
»Ich gehöre nicht in diese Gesellschaft«, sagte sie jedoch unbehaglich, »alle werden mich anstarren. Es wird sofort auffallen, dass ich Menschenblut in mir habe.«
»Wenn dich jemand anstarrt, dann nur, weil du die Schönste von allen bist«, flüsterte Darian, und seine Lippen berührten ihren Hals.
Aramia hielt ihm eine Hand vor die Brust und sah ihn ernst an. »Dir gefalle ich vielleicht, aber ganz sicher keinem Dunkelelfen.«
»Das will ich aber auch hoffen!«, betonte er schmunzelnd.
»Bitte, es ist mir ernst.«
Leise seufzend nahm Darian ihre Hand und sah ihr mit so viel Liebe in die Augen, dass ihr ganz warm ums Herz wurde. »Was auch immer sie von dir halten mögen, ich bin ganz in deiner Nähe, und du weißt, dass ich dich über alles liebe und
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