Das Reich der Dunkelelfen - Weltennebel
gelebt hatte.
»Ist Ohelia glücklich geworden in Culmara?«, fragte Zir’Avan in ihre Gedanken hinein.
»Das weiß ich nicht«, erwiderte Aramia kalt, »sie hat mich als Kind auf die Nebelinsel geschickt, und ich habe sie nur noch einmal kurz vor ihrem Tod gesehen.«
»Sie hat dich verstoßen?« Ehrliches Entsetzen stand in Zir’Avans dunklem Gesicht.
»Mischlinge sind nicht gern gesehen in Albany, schon gar keine mit Dunkelelfenblut.«
»Im Namen Marvachâns! Hätte ich nur geahnt … Du hättest hier bei uns leben können.«
»Selbstverständlich sind Nebelhexen bei euch hoch angesehen«, schnappte Aramia.
»Nebelhexen?«
»So nennt man die weiblichen Mischlinge bei uns. Wir alle besitzen magische Fähigkeiten, und auf der Nebelinsel im Westen haben wir ein Refugium gefunden, in dem man uns zumindest seit der Zeit von Jarredh von Northcliff in Frieden lässt.«
»Aramia, es betrübt mich sehr …« Bestürzt wollte Zir’Avan seine Tochter in den Arm nehmen, aber sie wich zurück und hob abwehrend eine Hand.
»Ich muss über das nachdenken, was du erzählt hast«, sagte sie und ging langsam zur Tür.
Zir’Avan ließ sie gewähren, setzte sich auf die Kissen am Boden, stützte den Kopf in die Hände und sah ihr nach, wie sie langsam zur Tür schritt.
»Ich habe nicht gelogen«, versicherte er noch einmal.
Aramia hielt kurz inne, ging dann aber hinaus, ohne sich noch einmal umzudrehen. Vor der Türe wartete Atorian und trat rasch zu ihr.
»Aramia, geht es dir gut?«
Nach Worten ringend fuchtelte sie in der Luft herum, dann strömten Tränen ihre Wangen hinab.
»Ich weiß nicht mehr, was ich noch glauben soll.«
Tröstend nahm Atorian sie in den Arm, führte sie zu einer Ecke des Flures, in der weiche Kissen lagen. Schimmernde Kristalle verströmten gedämpftes Licht. Er ließ sich von Aramia erzählen, was sie gerade erfahren hatte, hörte geduldig zu und unterbrach sie nicht.
Nach einem eiligen Bad lief Darian gemeinsam mit Bas’Akir wieder in Richtung des großen Raumes, wo sie Mia und ihren Vater zurückgelassen hatten. Als er sie völlig aufgelöst und in Atorians Armen sah, der beruhigend auf sie einredete, blieb er ruckartig stehen. Bas’Akirs vielsagendes Grinsen half auch nicht gerade, seine aufsteigende Eifersucht zu besänftigen. Allerdings stand Mia sofort auf, als sie ihn erkannte, wischte sich über die Augen und kam zu ihm.
»Ich bin völlig durcheinander und weiß nicht, was ich meinem Vater glauben soll und was nicht.«
Mit einem misstrauischen Blick auf Atorian schloss Darian sie in seine Arme, während Bas’Akir höhnisch bemerkte: »Zwei starke Männer sind besser als einer …« Atorian gebot ihm mit einer Geste zu schweigen.
Wenig später fanden sie sich in einem der Gästezimmer ein, welche die Dienerin ihnen zugewiesen hatte. Die Gasträume lagen alle im selben Gang und waren mit einfachen aber geschmackvollen Möbeln eingerichtet. Mia erzählte nun auch Darian und Bas’Akir, was sie von ihrem Vater erfahren hatte. Doch auch sie konnten ihr nicht bei der Entscheidung helfen, ob sie ihm Glauben schenken sollte oder nicht.
Das später stattfindende Essen war eine große Überraschung. Die schweigsame Dienerin führte sie wieder in den Raum, in dem sie zuerst mit Zir’Avan gewesen waren. Auf dem Tisch standen nun eine Vielzahl an Schalen, in denen rohes Fleisch, Fisch und in Soßen angerichtete Gemüsestücke, vielleicht mochten es auch Algen sein, zu finden waren. Zir’Avan saß bereits auf den Kissen und lud sie ein, sich ebenfalls niederzulassen. Wenige Augenblicke später brachte die Dienerin eine rot glühende Steinplatte und stellte diese mitten auf den Tisch.
Zir’Avan begann Fleisch- und Fischstücke auf die Platte zu legen, die bald munter vor sich hinbrutzelten.
»Ich nehme an, diese Art des Speisens ist euch nicht vertraut?«, mutmaßte der Dunkelelf mit einem angedeuteten Schmunzeln, woraufhin seine menschlichen Gäste alle den Kopf schüttelten. Zir’Avan legte ihnen kleine Kostproben der unterschiedlichen Speisen auf ihre Teller, damit sie davon probieren konnten. Es war alles fremd für den menschlichen Gaumen, dennoch wusste Darian die fein abgestimmten Gewürze, raffiniert zubereiteten Pilze und das zarte Fleisch zu schätzen, und er sah an den Gesichtern seiner Gefährten, dass es auch ihnen schmeckte.
Bas’Akirs Augen leuchteten, als er ein sehr helles Fleischstück von der glühenden Gesteinsplatte nahm, die, wie Zir’Avan erklärt hatte,
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