Das Reich der Dunkelelfen - Weltennebel
»trotzdem bin ich dir dankbar.«
Bas’Akir zuckte die Achseln und schritt rasch voran. »Wahrscheinlich wird Kaz’Ahbrac nun alle Zeugen des Kampfes töten, um seine Schmach zu verbergen«, vermutete er unterwegs, dann wandte er sich flüsternd an Atorian. »Zumindest wird Aramia jetzt sehr von dir beeindruckt sein. Sie hat Dunkelelfenblut in sich, und das wird von deinem Sieg in Wallung geraten.«
»Dessen bin ich mir nicht so sicher.« Atorian war skeptisch und beobachtete heimlich seinen Bruder, der dicht neben Aramia herging und leise mit ihr redete. Trotz seines schlechten Gewissens faszinierte Aramia ihn nach wie vor ungemein, und wenn hier irgendein Blut in Wallung geriet, dann war es sein eigenes.
In großer Eile hasteten sie die Tunnel entlang, um eine möglichst große Distanz zwischen sich und die Dunkelelfensiedlung zu bringen.
Kapitel 22
Das Wort eines Dunkelelfen
Da bis auf Darian alle mehr oder weniger lädiert waren, konnten sie ihr rasches Tempo nicht allzu lange aufrechterhalten und ließen sich in einem abgelegenen Gang auf dem Boden nieder. Darian erklärte sich sofort dazu bereit, Wache zu halten, da das glimmende Moos es ihm erlaubte, genügend zu sehen und blickte angestrengt in den Hauptgang und die Richtung, aus der sie gekommen waren. Er hoffte inbrünstig, dass sie niemand angriff, denn er allein würde sie ganz bestimmt nicht verteidigen können. Kaz’Ahbrac ließ er nicht aus dem Blick, und ihm war durchaus bewusst, dass dessen kalte Augen, die wie Dolche blitzten, ihn pausenlos musterten.
Bas’Akir war der Erste, der sich mühsam wieder aufrappelte, noch bevor das Glühen des Mooses nachgelassen hatte und die Nacht im Unterreich anbrach. Er nahm einen Schluck von dem Heiltrank und reichte ihn dann Mia, welche Darian gerade sanft geweckt hatte.
»Bist du sicher, dass ihr das Zeug wirklich trinken solltet?«, wollte er wissen. »Ich dachte, einem ’Ahbrac kann man nicht trauen.«
»Wenn er beim Blute seiner Ahnen geschworen hat schon.« Stöhnend erhob sich Bas’Akir und hielt sich den Kopf. »Allerdings sollten wir trotzdem zusehen, dass wir schnell verschwinden und weiterziehen, auch wenn das Unterreich jetzt erwacht, denn selbst wenn er seinen Schwur hält, wird er eine Möglichkeit suchen, uns trotzdem umzubringen.«
Kaz’Ahbrac, der mit geschlossenen Augen an der Wand gelehnt hatte, schnaubte bei diesen Worten – ob dies Zustimmung oder Ablehnung war, ließ sich nicht sagen.
»Sehr beruhigend.« Darian ging zu seinem Bruder und rüttelte ihn vorsichtig an der Schulter. »Wach auf, Atorian, wir müssen weiter.«
Verwirrt blinzelnd öffnete Atorian die Augen. Er wirkte benommen und kam nur langsam auf die Beine.
»Wie geht es deiner Schulter?«, erkundigte sich Darian besorgt. »Hat sich die Wunde entzündet ?«
»Nein, ich denke nicht.« Probehalber bewegte Atorian seine Schulter und verzerrte das Gesicht. Für einen Moment hatte Darian das Gefühl, sein Bruder würde auch nicht wirklich fest auf seinen Beinen stehen. »Hier, nimm etwas von dem Trank«, bot Bas’Akir an, und Atorian nahm einen tiefen Schluck.
Nach einem Blick auf die Karte ging Bas’Akir voran und führte die Gruppe weiter durch die fahl beleuchteten Gänge. Darian hatte nicht die geringste Ahnung, in welche Richtung sie gingen und hoffte nur, Zir’Avans Abkürzung würde sie so rasch wie möglich an die Oberfläche bringen.
»Wir lassen ihn hier zurück«, bestimmte Atorian mit einem raschen Seitenblick auf Kaz’Ahbrac, nachdem sie ein gutes Stück Weg hinter sich gebracht hatten und ein schmaler Tunnel nach links abzweigte. Er knebelte den Dunkelelfen, der Atorian nur mit kalten Blicken fixierte, und stieß ihn in den Seitengang.
»Ich weiß nicht, ob das klug ist«, gab Bas’Akir zu bedenken und blickte hinab zu Kaz’Ahbrac, der wütend gegen seinen Knebel und seine Fesseln ankämpfte.
Atorian lehnte sich gegen die Wand, schloss kurz die Augen und meinte dann: »Ich ermorde keine wehrlosen Kreaturen, aber noch einmal kämpfen kann ich auch nicht gegen ihn. Mal abgesehen davon würde er nur unseren ohnehin schon knappen Proviant noch zusätzlich schmälern. Er wird eine Weile mit seinen Fesseln beschäftigt sein, und bis dahin sind wir schon weit fort.«
Sie machten sich auf den Weg, und Darian warf noch einmal einen Blick zurück. Die eiskalten Augen Kaz’Ahbracs verfolgten ihn und trugen ein stilles Versprechen auf Rache mit sich. Kurz überlegte er, ob er nicht doch darauf
Weitere Kostenlose Bücher