Das Reich der Dunkelelfen - Weltennebel
Gastwirten, die jedoch zunehmend an Begeisterung gewannen. Doch nicht jeden erfreute diese Aussicht. Der Adel nämlich begann lautstark zu murren, und Berem, der Steuereintreiber, war knallrot angelaufen und schnappte sichtlich nach Luft.
Beschwichtigend hob Samukal beide Hände. »Wir haben nun die Minen der Zwerge unter unserer Kontrolle. Jeder Edelmann, der seine Krieger für den Kampf bereitgestellt hat, erhält zum Lohn einen Anteil aus den Minen. Wie ich eben schon erwähnt habe, ist es mir bewusst, dass die Edelmänner Albanys die Soldaten von Northcliff entgegen ihres Gewissens unterstützt haben, und dies soll nicht unvergolten bleiben. Nutzt dieses Gold gut und helft mir dabei, Albany in neuem Glanz erstrahlen zu lassen.« Er streichelte dem kleinen Jungen über den Kopf. »Wenn Prinz Kayne eines Tages König ist, soll er ein Reich übernehmen, in welchem Wohlstand und Gerechtigkeit herrschen.«
Nun jubelte auch der Adel, besonders diejenigen, die in ihrer Gier nicht die geringsten Skrupel gehabt hatten, um jeden Preis die ergiebige Zwergenmine zu erobern. Innerlich grinste Samukal zufrieden, auch wenn er rein äußerlich eine ernste, würdevolle Miene zur Schau stellte. Er hatte zwar durchaus vor, die Reichtümer erst einmal zu verteilen, würde sie dann jedoch in kurzer Zeit wieder zurückerhalten. In der anderen Welt hatte er etwas gelernt, das ihm auch hier zum Vorteil gereichen würde. Die Angst und den Aberglauben des Volkes würde er noch sehr gut zu nutzen wissen.
Edur und Atorian wanderten zielstrebig in Richtung Norden, wo der Hafen von Grottná lag. Immer wieder bedachte der junge Zwerg seinen Begleiter mit verstohlenen Blicken. Rein äußerlich sahen sich Atorian und Darian recht ähnlich, auch wenn Atorian braune, Darian dunkelblonde Haare hatte. Den Unterschied im Charakter empfand er jedoch als beträchtlich. Atorian war ruhiger, in sich gekehrter, und häufig fiel es Edur schwer, mit ihm ins Gespräch zu kommen. Gleichzeitig war Atorians Erziehung als zukünftiger König nicht zu leugnen. Er wusste genau, was er wollte, und konnte sehr beharrlich sein, wenn es darum ging, Edurs Vorschläge zu unterbinden, sofern ihm diese nicht gefielen. Während der ersten beiden Tage ihrer Reise waren sie sich bereits mehrfach in den Haaren gelegen.
Auch heute kam es zu Auseinandersetzungen, denn Edur hatte einen kleinen Umweg vorgeschlagen, um einen Sumpf zu umgehen. Atorian hingegen hatte sich nicht von seiner Behauptung abbringen lassen, einen kürzeren Weg zu kennen. Nun stand Atorian mit wütend zusammengezogenen Augenbrauen vor den schlammigen Ausläufern eines ausgedehnten Moores, das unüberquerbar schien. In der Ferne sah man eine Sumpfnyade, die sich aufreizend räkelte, und Edur warf seinem Gefährten einen prüfenden Blick zu, denn er wusste, wie anfällig Menschen für die Reize dieser Wesen waren. Zum Glück drehte sich Atorian jedoch zur Seite, als sich die Nyade mit der grau-bräunlichen Haut verführerisch durch ihre langen Haare fuhr. Leise zischend verschwand das Wesen kurz darauf mit einem Platschen im brackigen Wasser, vermutlich auf der Suche nach einem anderen, willigeren Opfer, das sie in ihr kaltes Reich ziehen konnte.
»Früher konnte man hier durch«, regte sich Atorian auf.
»Vielleicht darf ich dich daran erinnern, dass du beinahe dreißig Sommer und Winter im Gefängnis gesessen hast? Das Land verändert sich in so einer langen Zeit.«
Wütend fuhr Atorian herum, und Edur wusste sehr wohl, dass es dem Menschen nicht behagte, sich von ihm so formlos ansprechen zu lassen. Auch in diesem Punkt war er anders als Darian, der Edur gleich bei ihrer ersten Begegnung das Du angeboten hatte – sehr zu Edurs Erstaunen.
»Gut, dass du mich daran erinnerst«, presste Atorian heraus, »beinahe hätte ich es vergessen.« Stur stapfte er voran, nur um augenblicklich bis zum Knie im Morast zu versinken, und so zog er fluchend sein Bein wieder heraus. Edur lehnte währenddessen leise pfeifend an einem Fels und wartete ab.
»Wohin jetzt?«, blaffte Atorian und sah sich gereizt um.
»Eure Majestät belieben dem Wort eines unwürdigen Zwerges zu folgen?« Edur konnte es sich einfach nicht verkneifen, Atorian etwas aufzuziehen.
»Verfluchter, unverschämter …« Atorian atmete tief durch und hob dann resigniert die Arme. »Ich gebe es zu, ich war im Unrecht. Könntest du jetzt bitte sagen, wie es weitergeht? Ich will auf die Insel!«
»Aber mit Vergnügen.« Grinsend deutete Edur nach
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