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Das Reich der Dunkelelfen - Weltennebel

Das Reich der Dunkelelfen - Weltennebel

Titel: Das Reich der Dunkelelfen - Weltennebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aileen P Roberts
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schlug Atorian auf die Schulter.
    »Na hör mal, was glaubst du, wer hier vor dir steht …«
    Bevor Atorian doch noch verraten konnte, wer er war, lenkte Edur seinen Cousin mit einer Frage ab. »Dimpel, was denkst du, wie lange wir bei diesem Sturm brauchen werden?«
    »Sturm?«, brummte dieser. »Der Wind heute ist doch nur ein lauer Pups.« Er leckte sich über einen seiner dicken, wurstartigen Finger, hielt diesen in die Luft und nickte dann zufrieden. »Außerdem kommt er aus der richtigen Richtung, das wird die Überfahrt verkürzen und unsere Kräfte schonen. Wenn wir uns ins Zeug legen, erreichen wir die Inseln vor der Abenddämmerung.« Mit für seinen Zustand überraschender Präzision sprang er vom Steg und landete im Boot. »Jetzt kommt schon, die Ebbe wird uns mit hinausziehen.«
    Leise zu sämtlichen Göttern betend stieg Atorian in das Ruderboot mit den fünf Bänken, welches unter seinem Gewicht bedenklich schwankte. Dimpel schrie empört, der verdammte Mensch würde ihn noch umbringen, und Atorian stand eine scharfe Entgegnung ins Gesicht geschrieben, aber er riss sich zusammen und murmelte, als er Edur ins Boot half: »Wenn ich diesen Tag heil überstehe, werde ich den Geistern des Meeres ein Opfer darbringen. Ich habe das Gefängnis von Rodgill überlebt, also werde ich auch diese Überfahrt mit einem besoffenen Zwerg überleben.«
    Dimpel scherte sich jedoch nicht um die Sorgen des Menschen und tauchte bereits seine Ruder mit kräftigen Zügen ins Wasser. »Willst du mir nicht helfen?«, empörte sich der Zwerg nach kurzer Zeit. »Oder bist du dir mit deinem königlichen Namen zu fein, um ein Ruder in die Hand zu nehmen?«
    »Ich mach schon …«, setzte Edur rasch an, doch Atorian unterbrach ihn mit finsterer Miene.
    »Schon gut, ich bin mir nicht zu fein. Ich will ja schließlich nicht die nächsten zwei Tage auf See verbringen.«
    »Das Brot steht mir zu.« Energisch riss Fehenius Edvan den Brotkanten aus der Hand.
    »Dir steht überhaupt nichts zu«, erwiderte der kleine Heiler mit dem Spitzbart.
    »Sprich mich gefälligst angemessen an«, keifte Fehenius.
    Doch Edvan hatte längst jegliche Scheu oder gar Respekt vor dem ehemaligen Regenten verloren. Fehenius hatte ihn ausgenutzt, ihn viele Sommer lang hier unten gefangen gehalten, damit er weiterhin den süchtig machenden Trank für Darian von Northcliff braute, und ihm damit gedroht, seine Familie zu töten, falls er sich weigerte. Irgendwann war niemand mehr gekommen, um den fertigen Trank abzuholen, und Edvan hatte gehofft, er würde vielleicht endlich freigelassen werden. Doch dann hatten Soldaten Fehenius zu ihm in diesen Kerker gesteckt, und es war eine Ironie des Schicksals, dass sie jetzt hier gemeinsam festsaßen. Viele Tage lang hatten sie sich nur gegenseitig angeschrien, und es hatte Edvan zumindest eine gewisse Befriedigung verschafft, dem ihm körperlich nicht deutlich überlegenen Fehenius die Nase zu brechen. Später hatten sie sich dann nur noch angeschwiegen, bis sie zu dem Entschluss gekommen waren, ihre gemeinsame Flucht zu planen. Fehenius wusste zumindest, dass sie sich nur knappe dreißig Meilen von Northcliff entfernt in einem verborgenen Tal an der Grenze zum Zwergenreich befanden, aber es war ihnen nicht gelungen, die Wachen zu überlisten, und so war der tägliche Streit um die besten Stücke des Essens ihre einzige Abwechslung. Was in Albany vor sich ging, darüber konnten sie nur spekulieren.
    Durch das raue, aufgewühlte Meer war die Überfahrt zur Dracheninsel sehr anstrengend und dauerte den ganzen Tag. Zum Glück waren Atorians Muskeln durch die harte Arbeit in den Minen gestählt, und der betrunkene Dimpel war ein überraschend guter Ruderer. Gelegentlich wurden sie von Edur abgelöst, der jedoch deutlich weniger Kraft hatte, denn er war durch die Kämpfe gegen die menschliche Armee noch immer ausgelaugt.
    Die Abenddämmerung begann bereits hereinzubrechen, als sie endlich die südlichen Inseln erreichten, die schon so lange verheißungsvoll in ihrem Blickfeld gelegen hatten. Jetzt ruderten sie durch eine von zwei kleineren vorgelagerten Inseln gebildete Meerenge, die zur Hauptinsel führte. Atorian sandte ein Stoßgebet an die Götter des Meeres, und das nicht nur, weil sie die raue See heil überstanden hatten, sondern weil er nun bald Dimpels unmelodische Seemannslieder nicht mehr ertragen musste.
    Ein wenig wunderte es Atorian, dass sie nicht schon längst einige der majestätischen Drachen über der

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