Das Reich der Dunkelelfen - Weltennebel
Völker verstehen sich so gut auf den Bootsbau, und so waren bisher alle gern gewillt, den hohen Preis zu zahlen, den die Zwerge verlangten.«
»Bei meiner Weihe habe ich gestaunt, wie sicher die Zwerge durch die stürmische See steuern«, erinnerte sich Darian.
Ihre grünen Augen musterten ihn traurig. »Leider konnte ich nicht an deiner Seite sein, als du geweiht wurdest, aber in Gedanken war ich stets bei dir.«
»Ich weiß.« Auch wenn Darian die verlorenen Jahre schmerzten, hatte er seiner Gefährtin doch verziehen und brannte jetzt darauf, Leána kennenzulernen.
Mia schlug vor, einen kleinen Umweg über ein verborgenes Tal in der Nähe von Rodgill zu machen, wo sie Menhir und ihre graue Stute Liah zurückgelassen hatte. Nun hoffte sie, dass die Tiere dort warteten, denn zu Pferde würde sich ihre Reise erheblich verkürzen.
Kapitel 4
Getrennte Wege
Samukal hatte ein paar Tage nach der Eroberung der Goldmine verstreichen lassen, dann trat er vor das versammelte Volk. Menschen aus weiten Teilen des Landes waren zur Burg von Northcliff geströmt. Mit ihnen kamen die widersprüchlichsten Gerüchte. Viele behaupteten, König Darian wäre von den Zwergen in Stücke gehackt worden, andere, es hätte sich dabei um König Rocal gehandelt. Manch einer meinte gar, Fehenius würde nun endgültig die Macht an sich reißen. Große Verwirrung herrschte beim Volk vor.
An diesem stürmischen Herbsttag schritt nun Samukal mit Elysia an seiner Seite auf die Balustrade, welche auf den Hof hinausführte. Der große schlanke Mann mit den blonden Haaren und dem gestutzten Bart lächelte zufrieden. Er hob Kayne hoch und deutete in die Tiefe. »Dies ist dein Volk, sie sind nur deinetwegen gekommen.«
Der kleine Junge nickte, und obwohl er das alles mit seinen nicht einmal zwei Sommern ganz sicher nicht verstand, sah er mit großen Kinderaugen bewundernd zu Samukal auf.
Samukal ließ ihn zurück auf den Boden und hob die Hand. Nach einer kurzen Weile – die Wachen hatten etwas nachhelfen müssen – verstummte das aufgeregte Gemurmel.
»Volk von Northcliff«, rief der Zauberer theatralisch, »dies ist ein Tag des Sieges, der Trauer und auch des Neubeginns.«
Erneut setzte Gemurmel ein, dann fuhr Samukal fort. »Die Schlacht gegen die Zwerge ist gewonnen.« Bevor sich Protest erheben konnte, hob er die Hand und fuhr rasch fort. »Mag sein, dass viele von euch diesen Krieg für überflüssig hielten und nur unter Zwang König Darian und Fehenius ihre Kampfkraft zur Verfügung gestellt haben. Aber diese beiden Männer, die den Krieg angezettelt hatten, sind nun tot.«
Aufgeregte Rufe wurden laut.
»König Darian wurde, wie ihr sicher wisst, in der Schlacht getötet, und Lord Fehenius ist ebenfalls nicht mehr am Leben. Bedauerlicherweise starb er vor wenigen Tagen eines natürlichen Todes, doch der Verlust ist zu ertragen, wie ich meine.«
Zustimmendes Gemurmel erhob sich, und niemand schien sehr traurig über Fehenius’ Ableben zu sein. Er war niemals beliebt gewesen.
»Hat er euch nicht unterdrückt?«, heizte Samukal die Stimmung an. »Hat er nicht ständig die Steuern erhöht? Und hätte er nicht etwas gegen Darians brutale Herrschaft tun müssen?« Er ließ die Worte wirken, und sonnte sich im zustimmenden Gebrüll des Volkes. Dass er selbst das meiste eingefädelt hatte, was er jetzt Fehenius anlastete, musste der dumme Pöbel ja nicht erfahren.
»Und wie geht es jetzt weiter?«, schrie ein feister, in samtene Gewänder gehüllter Lord, der in der ersten Reihe stand.
Auf diese Frage hatte Samukal gewartet. »Prinz Kayne«, erneut hob er den kleinen Jungen auf seinen Arm, »wird eines Tages der König von Northcliff sein. Ich werde seine Erziehung überwachen, damit nicht noch einmal so ein Fiasko geschieht wie mit König Darian.«
Das Volk murmelte seine Zustimmung, und die vielen Gräueltaten, die man Darian von Northcliff zuschrieb, kamen Samukal nun zugute. Trotzdem rechnete er mit Widerstand, denn ein Zauberer als neuer Regent würde Argwohn hervorrufen. Ganz besonders dem einfachen Volk bereitete Magie große Angst. Diese Angst galt es zunächst zu zerstreuen – bevor er sie sich dann später zunutze machen würde.
»Keine Sorge«, rief Samukal deshalb, »es wird nicht zu eurem Nachteil sein. Die Steuern werden gesenkt.«
Nach einem kurzen, ungläubigen Schweigen, welches Samukal absichtlich nicht unterbrach, um seine Worte wirken zu lassen, ertönten zunächst verhaltene Ausrufe von Bauern, Händlern und
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