Das Reich der Dunkelelfen - Weltennebel
nervös. Zu oft hatte er von Trollen überfallene Dörfer gesehen. Als sie dann an einem Tag plötzlich fünfWaldtrolle mit grünlich-grauer, borkenartiger Haut auf dem Pfad vor ihnen stehen sahen, zog Darian rasch sein Schwert. In ihrer gutturalen Sprache stritten sie offenbar um einen toten Hirsch, der zu ihren Füßen lag.
»Wir schlagen einen Bogen um sie«, schlug Mia flüsternd vor und lenkte Liah bereits nach links in ein Gebüsch, doch es war zu spät. Ein Waldtroll mit armdicken Hauern, die aus einem breiten Maul ragten, deutete in ihre Richtung.
»Mensch!«, knurrte er.
Der Hirsch war augenscheinlich vergessen, und auf ihren dicken Beinen, die in nackten, vierzehigen Füßen endeten, stapften die Wesen drohend näher.
Während Darian sein Schwert fester umgriff, schüttelte Mia den Kopf. »Warte!« Sie hob ihre Hände und begann leise vor sich hin zu murmeln. Nur Augenblicke später schwirrten winzige Heidefeen um die Köpfe der Trolle herum, und die groben Wesen begannen nach ihnen zu schlagen.
»Los jetzt!« Mia ließ ihre Stute durch das Gebüsch brechen, und Darian folgte auf Menhir. Sie schlugen einen Bogen durchs Unterholz und umgingen die schimpfenden Waldtrolle. In sicherer Entfernung hielt Mia an.
»Man muss nicht immer kämpfen«, sagte sie und warf ihm ein Lächeln zu. »Selbst wenn man Dunkelelfenblut hat«, fügte sie, eine Grimasse schneidend, hinzu.
»Deine Gabe ist praktisch«, gab Darian zu.
»Leider funktioniert sie nicht immer.« Seufzend hob die Nebelhexe ihre schmalen Schultern. »Heidefeen sind neben den seltenen Nachtnymphen noch die zuverlässigsten Elementargeister, bei Wind- oder Wassergeistern ist es schwieriger. Bei ihnen kann man nie darauf vertrauen, dass sie einem auch wirklich helfen, wenn man sie braucht.«
Mit einem Blick zurück versicherten sie sich, die Gefahr abgeschüttelt zu haben. Und tatsächlich zankten die Trolle sich ohnehin schon wieder um den Hirschkadaver.
Unangenehmer als die eher trägen Waldtrolle waren jedoch Samukals Patrouillen, die häufig zu sehen waren. Darian vermutete, dass jetzt im ganzen Land nach den Flüchtlingen aus Rodgill gesucht wurde. Trotzdem konnten sie dank Aramias scharfen Sinnen den Soldaten stets ausweichen, oder sie brachte Elementargeister dazu, diese abzulenken.
Nach mehreren Tagen anstrengender Reise erreichten sie die Küste. Darians Ungeduld kannte keine Grenzen, als sie gezwungen waren, noch einmal auf dem Festland zu übernachten. Die Nebelinsel lag in Sichtweite, aber die Flut hatte eingesetzt, und Wasser strömte über die breiten Sandbänke.
»Eine Nacht, Darian«, sagte Mia beruhigend und schlug vor, ein Stück ins Landesinnere zu reiten, um vor neugierigen Blicken geschützt ein Feuer entzünden zu können.
»Ich will sie endlich sehen.« Wütend zog er die Augenbrauen zusammen. »Das Wasser sieht gar nicht so tief aus, vielleicht schaffen wir es noch.«
»Leána würde es nicht gefallen, wenn ihre Eltern ertrinken.«
»Du hast ja Recht«, gab Darian nach. Noch einmal blickte er sehnsüchtig zur Insel. Wie mochte Leána wohl aussehen? Würde sie sich überhaupt freuen, ihn zu sehen? So viele lange Jahre hatte er mit seiner Sucht vergeudet, hatte nicht einmal geahnt, dass er eine Tochter hatte. Kurz drohte ihn Wut zu übermannen, Wut auf Samukal, auf Fehenius, und am meisten auf sich selbst. Aber dann erinnerte er sich der Worte von Tagilis, dem Halbelfen. Du kannst die Vergangenheit nicht ungeschehen machen. Konzentriere dich auf den Augenblick, er ist das Einzige, was zählt.
Leise seufzend wendete er Mehnir und folgte Mia auf einem Schafspfad hinein in die Hügel. Bald hatten sie einen von Felsen geschützten Hain gefunden. Leichter Nebel war aufgezogen und verhüllte Felsen und Bäume. Als sie zwischen zwei sonderbaren, wie zu einem Tor gebogenen Eichen vorbeiritten, die von Misteln bewachsen waren, überkam Darian ein seltsames Gefühl. Einen Augenblick lang konnte er kaum atmen, ihm lief ein kalter Schauer über den Rücken und seine Haut prickelte seltsam. Auch die Pferde zuckten zusammen, und an Mias Gesicht erkannte er, dass es ihr ähnlich ergangen sein musste wie ihm.
»Was war das denn?«
»Ich weiß nicht.« Mia sah sich mit ihren scharfen Augen um, aber sie konnte keine Gefahr entdecken. Geschmeidig sprang sie vom Pferd und nahm ihren Bogen. »Wie auch immer, such du trockenes Holz, ich gehe jagen«, bestimmte sie.
»Aber sei vorsichtig«, brummte Darian, denn das eben Erlebte hatte ihn
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