Das Reich der Dunkelheit
einem Buchstaben auf der Stirn hielt einen ganzen Trupp Soldaten in Schach!
„Das muss ein Ende haben!“, knurrte der König und nahm eine Keule in die Hand. „Ich kann nicht dulden, dass so eine Rotznase meine Männer demütigt!“
Nun musste sich Amarofet gegen sechs weitere Soldaten zur Wehr setzen, während Frómodi sich ihr von hinten näherte. Crispín sah, was der verbrecherische König vorhatte.
„Vorsicht, Amarofet!“, warnte er seine Freundin.
Zu spät! Die Keule sauste mit solcher Kraft auf den Kopf des Mädchens nieder, dass alle glaubten, er sei in tausend Stücke zersprungen.
„Das kommt davon, wenn man mich und meine Männer attackiert!“, lachte Frómodi und versetzte dem reglosen Körper einen kräftigen Fußtritt. „Jetzt muss ich dich leider umbringen!“
„Du bist ein Feigling, Morfidio!“, schrie Arturo, der inzwischen aus seiner Benommenheit erwacht war. „Binde mich los und kämpfe gegen mich, wenn du dich traust!“
Frómodi ging zu ihm und packte ihn an der Gurgel.
„Ich heiße nicht mehr Morfidio, Kleiner! Jetzt bin ich König Frómodi. Und ich werde nicht gegen dich kämpfen, ich bin doch nicht verrückt! Für dich haben wir etwas Besonderes vorbereitet, nicht wahr, Górgula? Du wirst die Sonne nicht mehr sehen, Arturo Adragón!“
„Und den Mond auch nicht!“, keifte die Hexe. „Du wirst überhaupt nichts mehr sehen in dem jämmerlichen Leben, das dir noch bleibt! Wenn es stimmt, dass du unsterblich bist, wirst du den Rest der Ewigkeit im Reich der Dunkelheit verbringen!“
„Was habt ihr mit ihm vor?“, fragte Crispín erschrocken. „Was habt ihr euch ausgedacht, ihr Schurken?“
Frómodi und Górgula tauschten einen komplizenhaften Blick, der allen das Blut in den Adern gefrieren ließ.
„Er wird ins Reich der Dunkelheit eingehen und nie mehr herauskommen!“, verkündete Górgula und flößte Arturo noch mehr von dem Zaubertrank ein. „Da wird er Zeit haben, über das nachzudenken, was er König Frómodi und mir angetan hat! Viel Zeit …“
„Du hast mein Leben zerstört, Arturo Adragón!“, schrie Frómodi. „Jetzt werde ich deines zerstören!“
X
E INE K UGEL FÜR DEN F REUND
A LS M IREIA UND ich in die Cafeteria kommen, sitzen Horacio und Metáfora bereits an ihrem Lieblingstisch im Hintergrund.
Wir setzen uns auf die beiden freien Stühle. Man sieht Metáfora an, dass sie von dem Treffen nicht gerade begeistert ist.
„Endlich können wir Frieden schließen“, sagt Horacio mit zuckersüßer Stimme. „Jetzt, wo klar ist, wer mit wem geht, können wir uns vertragen und versuchen, gut miteinander auszukommen. Alles andere ist vergessen.“
Wenn ich nicht wüsste, was zwischen ihm und mir vorgefallen ist, würde ich ihm das abnehmen. Doch ich bin mir sicher, dass er sich gedemütigt fühlte, als er von meinem Drachen attackiert wurde. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er das vergessen hat. Im Gegenteil, ich glaube, er sinnt auf Rache.
„Ich jedenfalls bin bereit, alles zu vergessen“, sage ich in versöhnlichem Ton. „Das Beste ist, wir beginnen bei null.“
„Was ist denn mit euch los?“, fragt Metáfora ungläubig. „Wollt ihr euch vielleicht verloben oder was? Fehlt nur noch, dass ihr euch küsst.“
„Jungs müssen immer gleich übertreiben“, bemerkt Mireia.
„He, passt auf, was ihr sagt“, protestiert Horacio. „Wir bemühen uns bloß, gut miteinander auszukommen, mehr nicht.“
„Früher, als wir uns gestritten haben, habt ihr deswegen mit uns geschimpft, und jetzt, wo wir uns vertragen wollen, passt euch das auch nicht“, sage ich. „Verstehe einer die Frauen!“
„Vielleicht verratet ihr uns mal, woher eure plötzliche Freundschaft kommt“, entgegnet Metáfora. „Was ist los, warum schaltet ihr so schnell von Hass auf Liebe um? Habt ihr euch ineinander verknallt?“
„Komm schon, Metáfora, hör endlich auf damit“, bitte ich sie. „Wir haben Frieden geschlossen, das ist alles.“
„Einen Nichtangriffspakt, willst du wohl sagen! Wie die Ritter im Mittelalter, was? Und welche Rolle spielen wir Damen bei dem Ganzen? Sollen wir euch bewundern, weil ihr so edel seid?“
„Ich weiß nicht, was du hast, Metáfora“, sagt Horacio. „Ehrlich, ich versteh dich nicht.“
„Was ich habe? Die Herren sind also jetzt Freunde, und wir müssen applaudieren! Aber wir haben es satt, bei euren Ritterspielen nur Statisten zu sein!“
„Finde ich auch“, pflichtet Mireia ihr bei. „Ihr haltet euch für den
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