Das Reich der Dunkelheit
oder?“
„Ach, komm schon, Mann, jetzt sind wir doch unter uns! Wir brauchen uns nicht zu verstellen. Du bist in meinen Armen wiederauferstanden, mein Freund!“, wiederholt er. „Stromber hat dich mit seinem Schwert erschlagen, und wir alle konnten uns davon überzeugen, dass du unsterblich bist! Deswegen ist er auch hinter dir her. Er will deine Macht!“
„Das verstehe ich nicht. Wenn er doch weiß, dass ich unsterblich bin, warum will er mich dann umbringen? Wenn man unsterblich ist, kann man nicht sterben.“
„Aber vielleicht kann man sterblich werden.“
„Was hast du gesagt?“
„Ach nichts, ich hab nur laut gedacht … Ich meine, wenn er dich schon nicht töten kann, dann kann er aus dir vielleicht einen normalen Menschen machen, einen ohne magische Kräfte …“
„Willst du damit sagen, er weiß, wie man einen unsterblichen Menschen in einen sterblichen verwandeln kann? Meinst du, es besteht die Möglichkeit, dass er mich tötet?“
„Könnte sein.“
„Aber der Drache auf meiner Stirn! Er und die Buchstaben auf meinem Körper verleihen mir magische Kräfte. Adragón ist auf meiner Seite.“
„Darauf weiß ich keine Antwort, mein Junge. Ich weiß überhaupt nichts mehr.“
Ich stehe auf und gehe zur Tür, doch er hält mich mit einer letzten Frage zurück.
„Übrigens, Arturo, weißt du, dass die Kugel aus Flavius’ Pistole nicht aufgetaucht ist?“
„Doch“, antworte ich und hole die Kugel aus der Tasche. „Hier ist sie. Du kannst sie behalten, zur Erinnerung. Du bist nämlich auch unsterblich.“
„Machst du Witze?“
„Nein. Adragón hat sie aufgefangen, bevor sie in deinen Kopf eindringen konnte. Du verdankst ihm dein Leben.“
„Und wie kann ich mich revanchieren?“
„Indem du ein guter Freund bist. Freundschaft gehört zu den Dingen, die er am meisten schätzt.“
***
G ENERAL B ATTAGLIA HAT mir eine Mail geschickt. Schon seit einigen Tagen habe ich nichts mehr von ihm gehört. Doch wenn man es am wenigsten erwartet, tritt er wie ein unterirdischer Fluss wieder an die Oberfläche.
Beim letzten Mal hat er mir erzählt, dass er eine Reise in den Norden machen wolle, um nach Beweisen für die Existenz der Schwarzen Armee zu suchen. Er schreibt:
Mein lieber Arturo,
ich hoffe, du bist wohlauf, wenn du diese Mail bekommst. Mir geht es ausgezeichnet, obwohl die Reise sehr anstrengend war.
Ich bin in den Sumpfgebieten angekommen und stelle Nachforschungen an. Kameraden aus meiner Zeit beim Militär unterstützen mich dabei. Sie betätigen sich jetzt als Fremdenführer für Touristen, Archäologen und Filmemacher. Du würdest staunen, wie viele Filmproduzenten hier nach ungewöhnlichen Schauplätzen suchen!
Also, ich bin nach wie vor der Schwarzen Armee auf der Spur. Vieles deutet darauf hin, dass sie in dieser Gegend gekämpft hat. Wie ich dir schon gesagt habe, war es keine gewöhnliche Armee. Jedenfalls nicht das, was wir darunter verstehen. Möglicherweise war sie etwas ganz anderes.
Gestern haben wir eine Inschrift auf einem Felsen entdeckt. Sie war nicht leicht zu entziffern. Sie lautete: Hier hat die Schwarze Armee gegen die Demoniquianer gekämpft.
Im Anhang schicke ich dir ein Foto, damit du es mit eigenen Augen sehen kannst.
In den kommenden Tagen werden wir eine Festung besichtigen. Sie hat Hexenmeistern als Hauptquartier gedient und wurde möglicherweise von der Schwarzen Armee zerstört. Das könnte der Grund sein, warum diese Festung in einem so schlechten Zustand ist. Im zweiten Anhang schicke ich dir ein paar Fotos von den Gegenden, durch die ich gekommen bin.
Diese ungewöhnliche Reise schadet meiner Gesundheit, aber ich hoffe, dass sie mich weiterbringen wird.
Sei gegrüßt von deinem Freund,
General Battaglia
Ich öffne die Anhänge und sehe mir die Fotos an, darunter das von dem Felsen mit der Inschrift.
Auf einem anderen sitzt General Battaglia auf einem Pferd, eingehüllt in einen weiten Umhang aus Ziegenfell, um den Hals eine Kamera, auf der Suche nach einer Armee, die nie existiert hat, wie er selbst sagt. Es ist seltsam; er sieht aus wie einer der Forschungsreisenden aus der Kolonialzeit, die die Welt bereisten, nach Gräbern und Schätzen suchten und alles fotografierten, was ihnen vor die Augen kam.
Wieder einmal frage ich mich, warum er das tut. Jemand, der für den militärischen Geheimdienst gearbeitet hat, sollte sich nicht am Ende der Welt herumtreiben und sein Leben aufs Spiel setzen, um etwas zu suchen, das es niemals
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