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Das Reich der Dunkelheit

Das Reich der Dunkelheit

Titel: Das Reich der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Santiago García-Clairac
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gegeben hat.
    Und vor allem frage ich mich, für wen er arbeitet. Wer steht hinter dem Ganzen?
    Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass er das aus reiner Liebhaberei macht.

XI
    D AS R EICH DER D UNKELHEIT
    D ER K ERKERMEISTER DREHTE das glühende Eisen in der Glut, aus der tausend gefährliche kleine Funken sprühten.
    Arturo hing mit dem Kopf nach unten eine Beinlänge über dem Boden. Arme und Beine waren mit mehreren Stricken gefesselt, die auch um seinen Körper geschlungen waren, um ihn in dieser unbequemen und schmerzhaften Position zu halten. Das Blut staute sich in seinem Kopf, der schwer wurde wie ein Stein. Der Rücken tat ihm weh, er konnte sich nicht bewegen und bekam kaum Luft. Górgulas Zaubertrank hatte seine Wirkung getan. Arturo war benommen; er nahm nichts wahr von dem, was um ihn herum geschah. Er war nicht einmal in der Lage, Adragón anzurufen. Man hatte ihn außer Gefecht gesetzt, und seine Geheimarmee konnte ihm nicht zu Hilfe eilen. Außerdem fürchtete er um Amarofets Leben und hätte sie niemals in Gefahr gebracht. Zum ersten Mal war Arturo Adragón nichts als eine willenlose Puppe.
    Crispín und Amarofet wurden von mehreren Soldaten bewacht. Mit bangem Herzen beobachteten sie die Szene. Sie wussten, dass etwas Schreckliches passieren würde.
    „Es ist so weit, Arturo Adragón“, verkündete Frómodi mit Genugtuung. „Du wirst ein Reich betreten, wo du niemandem schaden kannst, außer dir selbst. Jetzt wirst du erfahren, was es heißt, wirklich zu leiden!“
    „Auch wenn du deinen Namen noch so oft änderst, du wirst immer eine Ratte bleiben, Morfidio!“, brachte Arturo mühsam hervor.
    „Ich werde ihn noch tausendmal ändern, bevor du stirbst. Aber du wirst es nicht mehr erleben! Schau mich an, es ist nämlich das letzte Mal! Ich möchte, dass du siehst, wie glücklich ich bin!“
    Górgula begutachtete zufrieden lächelnd das rot glühende Eisen, dass der Kerkermeister aus der Glut zog. Sie näherte ihre Hand dem Eisen und zog sie sofort wieder zurück, damit jeder sah, wie heiß es war.
    „Es ist alles bereit“, sagte sie. „Wir können den verdammten Hexenmeister an den Ort schicken, aus dem die Finsternis kommt.“
    „Vorwärts!“, rief Frómodi voller Vorfreude. „Ich möchte sehen, wie sich sein Gesicht verfinstert!“
    Der Kerkermeister näherte sich Arturo mit dem glühenden Eisen in der Hand; doch als er das Urteil vollstrecken wollte, nahm Frómodi es ihm ab und schrie:
    „Gib her! Das will ich selbst machen!“
    „Ich helfe dir!“, rief Górgula und umklammerte Frómodis Hand. „Auch ich will ihm Schmerzen zufügen! Er soll ewig an mich denken!“
    Arturo sah voller Entsetzen, wie sich das glühende Eisen seinen Augen näherte. Zuerst spürte er eine mörderische Hitze am ganzen Körper und fragte sich, wann das wohl aufhören würde. Doch das Eisen kam immer näher und verwandelte sich in ein blendend rotes Licht. Aus irgendeinem Grund musste er an die Feuerkugel denken, die der Hexer Herejio gegen das Schloss des Grafen Morfidio geschleudert hatte … Damals war er durch die Kraft der Buchstaben geschützt gewesen, als er die Kugel aufgehalten hatte; und obwohl das Feuer ihn tödlich verletzt hatte, war er wieder ins Leben zurückgekehrt.
    Jetzt aber war es anders. Die Welt würde für immer schwarz bleiben. Schwarz wie die Nacht, wie die Tinte seines Meisters Arquimaes. Schwarz und finster wie der Tod.
    Bei der Berührung des Eisens bäumte sich sein Körper auf, und dann betrat er die Welt der Finsternis, so wie jede Nacht, wenn er einschlief. Nur dass es jetzt für immer war. Er würde das Tageslicht nie mehr sehen.
    Obwohl der Zaubertrank die Sinne des jungen Ritters betäubt hatte, durchfuhr ihn ein wahnsinniger Schmerz. Arturo Adragón, der dazu ausersehen war, eine außergewöhnliche Armee anzuführen undein Reich der Gerechtigkeit zu gründen, hatte soeben für immer sein Augenlicht verloren.
    Er hatte das Reich der Dunkelheit betreten.
    ***
    D ER T AG WAR wolkenlos, und das Tal von Ambrosia lag malerisch da. Der Duft von Gras und Blumen, das Zwitschern der Vögel und die heiteren Farben berauschten die Sinne.
    „Wir sollten uns nicht zu weit entfernen“, sagte Émedi. „Die Demoniquianer lauern überall und könnten uns eine Falle stellen.“
    „Mein Schwert wird sie davon überzeugen, dass wir keine leichte Beute sind, Herrin“, erwiderte Alexander de Fer. „Der Tag eignet sich hervorragend für einen Spazierritt. Niemand kann uns daran

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