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Das Reich der Elben 01

Das Reich der Elben 01

Titel: Das Reich der Elben 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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nach hatten sie Athranor bereits verlassen, lange bevor die Alte Zeit begann.
Plötzlich sirrten ein Dutzend Pfeile durch die Luft. Sie bohrten sich wenige Handbreit vor Branagorns und Lirandils Füßen in den Waldboden.
»Das war eine Warnung!«, erkannte Lirandil.
Branagorn zog sein Schwert und blickte sich um. Der Wald schien von diesen Kreaturen zu wimmeln. »Das sind Hunderte!«, glaubte er.
»Jedenfalls stehen wir einer beachtlichen Übermacht gegenüber«, stellte Kapitän Isidorn fest.
»Was bedeutet, dass wir es besser nicht auf einen Kampf ankommen lassen sollten, wenn er sich vermeiden lässt«, meinte Branagorn.
Thamandor hob seine Armbrüste leicht an. »Wenn wir alle mit solchen Waffen ausgerüstet wären, wäre auch so eine Übermacht kein Problem.«
Lirandil wandte sich an Branagorn. »Macht ihnen ein
Zeichen unserer guten Absichten und des Friedens.«
Branagorn nickte. Er steckte sein Schwert zurück und trat vor. Er bewegte sich dabei sehr langsam und vorsichtig. Dann hob er beide Hände, sodass die leeren Handflächen den Zentauren zugewandt waren.
Einer der Zentauren kam ihm entgegen. Er trug als Einziger keinen Helm, wodurch man seine spitzen Ohren sah. Für manche Chronisten der Alten Zeit, die selbst keinem Zentauren mehr begegnet waren und diese Wesen nur aus Legenden und von Zeichnungen kannten, galten diese Ohren als Beweis, dass die Zentauren nur ein Produkt der Fantasie der Elben waren. Schließlich wären die spitzen Ohren ein deutliches Anzeichen für eine Verwandtschaft beider Völker gewesen. Doch es war einfach nicht vorstellbar, dass es zwischen den Elben und diesen Wesen, deren Physis derart starke animalische Züge trug, irgendeine Verwandtschaft gab. Diese Wesen waren halbe Tiere, wenn auch vielleicht nur körperlich. Wie konnten sie da mit den hohen Lichtwesen, die sich Elben nannten und die Spitze der Schöpfung darstellten, verwandt sein?
Der offensichtliche Anführer der Zentauren senkte den Speer. Auf seinem Pferderücken war ein reichhaltiges Waffenarsenal festgeschnallt – neben Pfeil und Bogen auch ein paar weitere Speere und eine monströse Streitaxt mit einer Doppelklinge.
Der Zentaur musterte Branagorn von oben bis unten und brachte ein paar Worte in einer Sprache hervor, die für elbische Ohren absolut barbarisch klang. Branagorn verstand kein Wort.
»Weiß jemand von euch, ob in den alten Schriften irgendetwas über die Sprache der Zentauren berichtet wird?«, fragte er.
»Selbst wenn – das würde uns nicht weiterhelfen«, antwortete
Lirandil. »Wenn dieses ungeschlachte Volk schon in der
Vorzeit Athranor verließ, dann wird sich ihr Idiom seither radikal verändert haben.«
Der Zentaur wurde ärgerlich und schleuderte seinen Speer. Branagorn dachte im ersten Moment, dieser Angriff gelte ihm, und er sprang zurück und zog sein Schwert. Doch der Speer blieb zitternd vor den Füßen der Heilerin Nathranwen stecken.
»Ganz ruhig bleiben!«, riet Lirandil.
»Wenn diese Kreuzung aus Pferd und Barbar noch eine falsche Bewegung macht, bekommt sie meine Waffen zu spüren!«, kündigte Thamandor grimmig an.
»Aber es wäre zweifellos das letzte Mal, dass jemand Gelegenheit bekäme, die Funktionsweise Eurer mechanischen Wunderdinge zu bestaunen, Thamandor«, wandte Lirandil ein.
»Glaubt mir, wir einigen uns besser mit ihnen.«
Der Zentaur preschte vor und direkt auf Nathranwen zu, an der ihn irgendetwas zu stören schien. Sein Pferdekörper stieg auf die Hinterhand. Als die Vorderhufe wieder den Boden berührten, beugte sich der geharnischte Barbarentorso tief herab, und mit der linken Hand zog der Zentaur seinen Speer aus dem Boden. Dann richtete er die Spitze auf die Blumen, die Nathranwen im Arm hielt und deren Leuchten inzwischen merklich nachgelassen hatte.
»Ich denke, er hält uns für einen Dieb!«, glaubte Lirandil.
»Dann sollten wir ihm vielleicht zurückgeben, was er als sein Eigentum ansieht«, schlug Nathranwen mit ruhiger Stimme vor.
»Die Sinnlosen?«, rief Branagorn. »Niemals. Wir haben vielleicht ein Mittel gegen den Lebensüberdruss gefunden und werden es nicht so einfach hergeben!«
Der Zentaur stieß ein paar knurrende Laute aus, die in seiner barbarischen Sprache gewiss einen Sinn ergaben.
»Wir werden sterben, wenn wir nicht nachgeben«, war
Lirandil überzeugt. »Vielleicht finden wir ja doch noch eine
Möglichkeit, uns den Zentauren verständlich zu machen und eine Übereinkunft zu treffen.«
Branagorn atmete tief durch. Bei dem Gedanken an seine

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