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Das Reich der Elben 01

Das Reich der Elben 01

Titel: Das Reich der Elben 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Lagerfeuer brachen ungeschlachte Gestalten aus dem Unterholz. An ihren tierhaften Köpfen hingen zottelige Haare herab, und gewaltige Hauer ragten aus den Mäulern hervor. Ihre Größe überragte die eines durchschnittlichen Elbenkriegers um ein Drittel. Gewaltige Pranken hielten große Keulen und Steinäxte.
Aber das Besondere an ihnen war, dass sie keine Augen hatten. Die Stirn zog sich glatt bis zu den Wangenknochen hinunter, so wie das bei dem Augenlosen Seher der Fall gewesen war.
Branagorn erschrak bis ins Mark, als er dies sah. Diese Wesen mussten – wie der Augenlose Seher – über andere Sinne verfügen, die ihnen die Orientierung erlaubten. Sinne von einer Feinheit, wie man sie bei einer so primitiven Art eigentlich nicht vermutete. Vielleicht waren diese barbarischen Angreifer degenerierte Nachfahren jenes Volkes, dem der Augenlose und sein Bruder Xaror angehört hatten, überlegte Branagorn, doch er konnte nicht erkennen, ob sie ebenfalls sechs Finger an einer Hand hatten.
»Ihr Götter, wo sind wir hier nur hineingeraten?«, entfuhr es
Thamandor.
»Trorks!«, stieß Lirandil hervor, woraufhin ihn die anderen verständnislos anschauten. Zur Erklärung fügte der
Fährtensucher hinzu: »Sie sehen aus wie eine Mischung aus Trollen und Orks, wie es sie in der Alten Zeit von Athranor gegeben hat. Ich selbst habe diese Kreaturen noch erlebt!«
»Trorks – ein barbarisches Wort für barbarische Kreaturen!«, stellte Thamandor fest. »Mir soll es recht sein!« Mit diesen Worten packte er seine Einhandarmbrüste, doch zunächst einmal wartete auch er ab, was geschah.
Niemand achtete noch auf die Elben. Der ungestüme Angriff jener Kreaturen, die Lirandil »Trorks« nannte, forderte viele Opfer. Blindwütig schlugen die Trorks mit ihren Steinwaffen um sich und stießen tiefe, grollende Laute aus, manche davon so tief, dass nur noch das Zittern des Bodens zu spüren war.
Auf die Zentauren hatten diese Laute jedoch eine verhängnisvolle Wirkung. Sie hielten sich die Ohren zu, wanden sich vor Pein, stießen Schreie aus, die an das schmerzvolle Wiehern eines gestürzten Pferdes erinnerten.
Innerhalb von Augenblicken war die Mehrheit der Zentauren wie von Sinnen. Manche von ihnen suchten ihr Heil in der Flucht, andere wälzten sich hilflos am Boden. Nur eine Minderheit war überhaupt noch in der Lage, sich einigermaßen zur Wehr zu setzen, wurde aber durch die entschlossen angreifenden Trorks zurückgetrieben. Deren Gebrüll schwoll weiter an. Mochte es für die Elben schon qualvoll sein, so war der Gehörsinn der Zentauren hinsichtlich dieser Laute offenbar noch weitaus empfindlicher.
Einer der Trorks stürmte auf die Gruppe der Elben zu. Thamandor schoss seine linke Einhandarmbrust ab. Der Bolzen durchschlug den Körper des Trorks, und das magische Gift, das dadurch freigesetzt wurde, begann den Leib des Wesens zu zerfressen. Die Laute, die der Trork dabei ausstieß, wurden höher und schriller. Innerhalb weniger Augenblicke war von ihm nicht mehr als graue Asche geblieben.
Ebenso erging es dem Trork, der hinter ihm herangestürmt war und dessen Leib von demselben Bolzen durchschlagen wurde, ehe das Geschoss schließlich in einen Baum fuhr. Auch dessen Stamm zerfraß die aggressive Magie des Bolzengifts, sodass der Baum knickte wie ein Strohhalm im Wind. Er schlug krachend eine Schneise in die Reihen der Angreifer, und ihre tiefen Kriegsschreie, die eine so verheerende Wirkung auf die Zentauren hatte, verwandelten sich in Todeskreischen.
Lirandil streckte mit seinem Bogen einen der Trorks nieder, während Branagorn sein Schwert kreisen ließ. Die Angreifer bemerkten, dass die Elben die für sie gefährlicheren Gegner waren, denn bei ihnen verfehlten ihre tiefen Laute nahezu völlig die Wirkung. Auch wenn so mancher Elb halb angewidert und halb vor Schmerz das Gesicht verzog, so war doch keiner des zwanzigköpfigen Trupps, der unter Branagorns Kommando stand, kampfunfähig.
Die Elbenkrieger stellten sich den ungeschlachten Kolossen zum Kampf, und ein Trork nach dem anderen sank sterbend zu Boden. Branagorn erkannte während des Kampfes, dass die Trorks tatsächlich einen zusätzlichen Daumen an jeder Hand hatten – sie waren Abkömmlinge vom Volk der Sechs Finger, degenerierte Nachfahren von Xaror und dem Augenlosen Seher!
Nachdem Thamandor seine beiden Einhandarmbrüste abgeschossen hatte, zog er das gewaltige Schwert aus besonders leichtem Stahl, das er bisher in der Scheide auf seinem Rücken getragen hatte.

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