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Das Reich der Elben 01

Das Reich der Elben 01

Titel: Das Reich der Elben 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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uns vielleicht einen nach dem anderen überwältigt und gefesselt haben«, sagte Thamandor zu Branagorn. Er verstand ohnehin nicht, weshalb der König die Leitung dieser Expedition einem so vergleichsweise jungen Elben übertragen hatte. Wahrscheinlich hatte er ihm Gelegenheit geben wollen, sich zu bewähren, überlegte Thamandor. Er selbst hatte dies nicht nötig, und ebenso wenig Lirandil, über den bereits Legenden erzählt wurden. Zudem war bekannt, dass sich der Fährtensucher lieber im Hintergrund hielt, statt irgendwelche Führungsaufgaben zu übernehmen. Schon dazu, dass er einen Sitz im Kronrat annahm, hatte man ihn lange überreden müssen.
»Wir werden Ruhe bewahren, Thamandor«, befahl Branagorn unmissverständlich. »Die Wirkung Eurer Waffen mag immens sein, aber nicht groß genug, um uns aus dieser Lage herauszubringen, glaubt mir.« Einen bissigen Nachsatz konnte sich Branagorn nicht verkneifen, als er sagte:
»Vielleicht sähe das anders aus, wenn es Euch inzwischen gelungen wäre, etwas mehr über die Wirkungsweise der Zauberstäbe des Augenlosen Sehers herauszufinden!«
Das saß. Branagorn konnte selbst nicht sagen, warum er diese Spitze gegen Thamandor abgeschossen hatte. Vielleicht fühlte er sich von dem älteren Elben einfach nur gegängelt. Vielleicht war der Grund aber auch, dass er in dieser Situation unter enormem Druck stand, zumal es nicht nur um das Überleben der anwesenden Elben ging, sondern auch um seine geliebte Cherenwen.
Jedenfalls bildete sich auf Thamandors glatter Stirn jene tiefe Furche, für die er bekannt war. Branagorn hatte seinen Finger genau auf jene Wunde gelegt, die bei dem Waffenmeister momentan am empfindlichsten war, denn es wurmte ihn sehr, dass er hinsichtlich der beiden Zauberstäbe bisher nicht den geringsten Fortschritt zu vermelden hatte. Als Symbole des Sieges Keandirs über das Schicksal selbst lagen sie in einem Zelt noch immer auf dem hölzernen Altar, der einst von Gorthráwen der Schwermütigen geschaffen worden war. Aufgebahrt wie Tote, dachte Thamandor manchmal. Und tot waren diese Gegenstände im Moment tatsächlich. Die Magie, mit der sie einst erfüllt gewesen waren, musste sie verlassen haben, denn was immer Thamandor bisher versucht hatte, es war ohne Erfolg geblieben.
»Eines Tages werde ich das Geheimnis dieser Stäbe ergründen«, zischte er dem jungen Elbenkrieger zu, »so wahr ich hier stehe, Branagorn!«
Die finstere Verbissenheit, mit der Thamandor diese Worte hervorbrachte, erschreckte Branagorn. Sie erinnerte ihn auf fatale Weise an jene Entschlossenheit, mit der König Keandir an den Aufbau des Reiches ging. Selbst die Art, wie sich Thamandors Gesichtszüge verzogen, gemahnte Branagorn an seinen König. War es möglich, dass sich die Finsternis, die der in den Augen Keandirs gesehen hatte, von einem Elben zum anderen übertrug wie eine ansteckende Krankheit?
»Ihr würdet alles dafür tun, das Geheimnis der Zauberstäbe zu ergründen, nicht wahr?«, fragte Branagorn.
»Ich würde kaum mehr einsetzen als Ihr, wenn es darum geht, ein Mittel gegen den Lebensüberdruss zu finden, Branagorn.«
»Ja, mag sein…«, murmelte der junge Elb.
»Nun«, flüsterte Branagorn, »vielleicht können diese magischen Blumen, die man die Sinnlosen nennt, uns beiden dabei helfen, das zu erreichen, was uns so viel wert ist.«
Die Nacht brach herein, doch das Palaver der Zentauren war noch nicht beendet. Feuer wurden entzündet, doch die Zentauren achteten darauf, dass die Feuerstellen entsprechend geschützt waren, sodass nicht die Gefahr eines Waldbrands bestand. Die Beratungen wurden fortgesetzt, und die Zentauren zeigten nicht die geringsten Anzeichen von Müdigkeit.
Da erscholl plötzlich ein Horn, ähnlich denen, welche die Elben zur Verständigung über längere Distanzen oder schlicht als Warnsignale benutzten, nur dass die Töne des Zentaurenhorns sehr viel tiefer waren. Augenblicklich wurde die Beratung unterbrochen, und die Zentauren griffen zu den Waffen.
»Scheint so, als würde das Dorf angegriffen!«, stieß Thamandor hervor und hatte die Hände bereits an den Einhandarmbrüsten.
Und Kapitän Isidorn meinte: »Vielleicht wendet sich ja nun das Blatt! Der Feind unserer Feinde ist…«
»… nicht unbedingt unser Freund«, schnitt ihm Nathranwen das Wort ab. »Warten wir ab, was geschieht, bevor wir uns für eine Seite entscheiden oder überhaupt in den Kampf eingreifen!«
Lautes Brüllen erfüllte auf einmal den Wald ringsum. Im Schein der

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