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Das Reich der Elben 01

Das Reich der Elben 01

Titel: Das Reich der Elben 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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darüber gesprochen hat, Mutter«, bekannte er.
»Das hat er nicht. Niemals. Aber es wurde mir irgendwann von allein klar, dass er sich, nachdem er von Naranduin zurückkehrte, verändert hatte. Und vor Kurzem habe ich zum ersten Mal die Schwärze in seinen Augen gesehen. Es war nur ein winziger Moment, und jemand, der ihn nicht so gut kennt wie ich, hätte es vielleicht gar nicht bemerkt. Aber ich erkannte die düstere Kraft in ihm.«
»Und Ihr habt ihn nicht darauf angesprochen?«, wunderte sich Andir. Er schüttelte verständnislos den Kopf. Er hatte immer geglaubt, dass zwischen ihm und seiner Mutter ein ganz besonderes Verständnis herrschen würde. Aber in diesem Augenblick hatte er das Gefühl, dass diese Verbindung unterbrochen war – zum ersten Mal in seinem Leben.
»Warum sollte ich?«, fragte sie. »Ja, es stimmt, dass er sich nach den Geschehnissen auf Naranduin veränderte. Aber diese Veränderungen erwiesen sich durchaus nicht als schlecht. Ganz im Gegenteil, ich glaube, diese Kraft, die da in ihm erwachte, ermöglichte es erst, dass er das neue Reich der Elben errichten konnte. Und solange er diese Kraft zum Guten einsetzt und unter Kontrolle hat, sehe ich keinen Grund, mir Sorgen zu machen. Zumindest nicht um ihn.«
»Worum dann?«
Ruwen sah Andir mit sehr ernstem Blick an. »Um meine Söhne. Noch bevor ihr zur Welt kamt, plagte mich ein Traum, in dem ihr – bewaffnet mit den Zauberstäben des Augenlosen Sehers – gegeneinander kämpftet!«
»Ein Traum mit fast prophetischem Charakter«, murmelte
Andir düster.
»Genau das war meine Befürchtung, Andir. Magolas und du
– ihr entwickelt euch in verschiedene Richtungen, und es scheint nichts mehr zu geben, das euch aneinanderbindet.«
Andir nickte traurig. »Das Band zwischen uns ist zerrissen. Die Erinnerung an unsere Gemeinsamkeit verblasst.«
»Vergiss nicht, dass ihr beide die Söhne des Königs seid und dass man in der Zukunft viel von euch erwarten wird. Und zwar in einer Zukunft, die wahrscheinlich gar nicht mehr so furchtbar lange auf sich warten lassen wird.«
»In Magolas wirkt die gleiche dunkle Kraft wie in meinem
Vater«, eröffnete Andir seiner Mutter.
Es traf Ruwen schwer, dies über ihren Sohn Magolas zu hören. Sie griff sich ans Herz, ließ sich stöhnend auf einen Schemel nieder und starrte Andir an, bevor sie ihn mit leiser, brüchiger Stimme fragte: »Du sahst die Schwärze auch in seinen Augen?«
Andir bejahte ihre Frage mit einem Kopfnicken. »Und wenn ich es dem König vielleicht noch zutraue, diese Mächte zu kontrollieren, so bin ich bei Magolas längst davon überzeugt, dass er ihr Spielball geworden ist.«
Wieder versetzten seine Worte ihr einen Stich, dann aber sagte sie: »Du urteilst zu hart über deinen Bruder.«
»Vielleicht sind es die dunklen Schatten in ihren Seelen, die die Jenseitigen veranlassten, sich von uns abzuwenden.«
Ruwen wusste darauf nichts zu erwidern. Sie war erschüttert. Vielleicht hatte Andir recht damit…
Magolas hatte sich in diesen Jahren sowohl in der Seemannskunst als auch in der des Reitens und des Kampfes mit den unterschiedlichsten Waffen vervollkommnet. Darüber
hinaus zeigte er großes Interesse an der Werkstadt des Waffenmeisters Thamandor, der stets versuchte, unter Berücksichtigung der Naturgesetze und unter Anwendung von Magie neue Waffen zu entwickeln oder bereits vorhandene zu verbessern.
»Es ist nur eine Frage der Zeit, bis Feinde auftauchen, die unser Reich bedrohen werden, und da wir Elben trotz unserer gegenwärtigen Zeugungsfreudigkeit dazu neigen, große Ländereien nur mit wenigen Bewohnern zu besiedeln, werden wir uns nie auf die zahlenmäßige Überlegenheit unserer Heere stützen können«, war Thamandor der Waffenmeister überzeugt. »Ich selbst bin im Waldreich Zentauren und Trorks begegnet. Bei Ersteren ist es nicht wirklich sicher, ob sie für alle Zeiten unsere Verbündeten bleiben werden, und bei Letzteren ist sogar fest damit zu rechnen, dass sie irgendwann versuchen werden, die Mauern einer Elbenburg zum Einsturz zu bringen.«
Magolas teilte Thamandors Ansichten. Von seinem Vater ließ er sich eingehend in die Staatsführung einweisen. Dabei erschrak König Keandir manchmal darüber, wie ähnlich Magolas ihm in jeder Hinsicht geworden war. Eine Ähnlichkeit, die sie gleichzeitig innerlich miteinander verband und trennte. Einerseits verstand Keandir seinen Sohn wie kein anderer, denn in ihrer Seele wirkte dieselbe Art von finsterer Kraft. Darüber hinaus

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