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Das Reich der Elben 01

Das Reich der Elben 01

Titel: Das Reich der Elben 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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dass die Elben von Nuranien und Elbara auf eigene Gefahr dorthin gezogen sind.«
Keandir lächelte mild. »So einfach ist das nicht«, behauptete er. »Was an den Grenzen von Elbara geschieht, betrifft früher oder später auch Elbiana. Und davon abgesehen will ich das Reich aller Elben erhalten. Und dazu gehören die Elben von Elbiana und Nordbergen ebenso wie jene von Nuranien und Elbara, auch wenn ich nicht dauernd dort sein kann.«
Ein Ruck ging durch Ruwen. Sie löste sich von ihrem
Gemahl, und ihr Blick glitt über die Reihen der mit der
»Tharnawn« zurückgekehrten Seefahrer. »Wo ist mein Sohn Andir?«, fragte sie besorgt. »Ist er nicht mit Euch zurückgekehrt?«
»Auf unserem Rückweg legten wir noch einmal in Candor an, wo er von Bord ging. Er wird die Magier und Schamanen aller elbischen Länder um sich sammeln, um mit Hilfe von Reboldirs Zauber eine Mauer zu errichten, die uns vor den Rhagar schützen wird.«
»Meintet Ihr nicht, es würde ausreichen, sie zu beeindrucken, mein König?«, fragte sie.
»Ja – das wird es auch. Vielleicht für ein Jahrtausend, wenn ich dafür sorge, dass die Ehrfurcht dieser Barbaren regelmäßig erneuert wird. Aber sie werden sich weiterentwickeln, und da sie uns ohnehin schon zu kopieren versuchen, werden sie zwangsläufig auf die Idee verfallen, ihren Göttern ebenbürtig werden zu wollen.«
Prinz Sandrilas und Prinz Magolas waren ebenfalls am Hafen erschienen. König Keandir begrüßte sie. Aber ihm fiel auf, dass Magolas seinem Blick auswich.
In den folgenden Nächten suchten Keandir Träume heim, in denen er sah, wie Magolas in das Gewölbe mit den Zauberstäben ging.
Diese Träume beunruhigten ihn so, dass er schließlich selbst den Weg zu dem Gewölbe antrat, in das er die Zauberstäbe vor so vielen Jahren hatte einschließen lassen.
Ein eigentümliches Unbehagen befiel ihn, als er vor der Tür stand und seine Hand das rostig gewordene Schloss berührte.
    »Halte dich fern von diesem Ort!«, raunte die Stimme des Zaubers, mit dem das Schloss belegt war und der offensichtlich seine Wirksamkeit nicht eingebüßt hatte. Natürlich war es Keandir bewusst, dass jemand mit dem magischen Talent von Magolas inzwischen längst in der Lage gewesen wäre, diesen Zauber zu brechen. Aber wenn er dies tat, sollte er es nicht ohne schlechtes Gewissen tun können und vor allem nicht unbemerkt.
    Keandir sah die beiden Stäbe vor sich. Er glaubte, die Magie, die von ihnen ausging, spüren zu können, und fühlte sich plötzlich an seine Begegnung mit dem Augenlosen Seher erinnert. »Ich bin in deinen Gedanken, König Keandir – genau wie meine Magie!«, sagte der Augenlose, der Keandir in seiner tagtraumartigen Vision erschien.
Er verspürte den Wunsch, die Stäbe an sich zu nehmen und ihre Kraft durch sich hindurchfließen zu lassen. Dieser Drang wurde innerhalb weniger Augenblicke so überwältigend, dass er den Schlüssel hervorholte, mit dem die Tür verschlossen
war. Ihm war gar nicht bewusst gewesen, dass er ihn
mitgebracht hatte. Doch das Schloss war so verrostet, dass es unmöglich war, den Schlüssel einzuführen.
Die Gedanken rasten ihm durch den Kopf. Was war der eigentliche Grund dafür, dass er die Stäbe verschlossen hielt? Allein die Sorge, dass sich Magolas einem düsteren, unerklärlichen Interesse für sie hingab? Oder war es vielmehr
das tief verborgene, aber immer unterschwellig in ihm rumorende Wissen, dass er die gleiche Faszination empfand? Vielleicht wollte er nicht nur Magolas schützen, sondern ebenso sich selbst…
Schritte ließen ihn herumfahren. Es war Prinz Sandrilas, der mit einer Fackel in der Hand auf ihn zukam. Keandir steckte den Schlüssel wieder in den Beutel an seinem Gürtel.
»Warum nehmt Ihr nicht Euer Schwert und zerschlagt das Schloss! Es ist so rostig, dass es sofort zerbrechen wird, ohne dass Euer Schwert Schicksalsbezwinger einen einzigen Kratzer abbekommt.«
Keandir schluckte. Die Blicke der beiden Elben begegneten sich. »Es ist gut, dass die Zauberstäbe verschlossen sind«, sagte der König. »Ich bin dagegen, dass wir uns ihrer düsteren Kraft bedienen. Im Nachhinein wird mir klar, dass es ein Fehler war, sie überhaupt mitzunehmen.«
»Es war Thamandors Wunsch«, erinnerte ihn Sandrilas.
»Aber ich bin mir sicher, dass Ihr die Mitnahme der Stäbe seinerzeit gar nicht zugelassen hättet, wenn es Eurem Wunsch wirklich widersprochen hätte. Gebt es zu, mein König, Ihr empfindet das gleiche Schaudern bei dem Gedanken an diese

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