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Das Reich der Elben 01

Das Reich der Elben 01

Titel: Das Reich der Elben 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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zweifelnd.
»Eine Weile wird dieser Schrecken, den wir ihnen eingejagt haben, vorhalten und für den nötigen Respekt sorgen. Und sollte dieser Respekt eines Tages nicht mehr vorhanden sein«, erklärte König Keandir mit dem feierlichen Unterton eines Versprechens, »wird bis dahin eine Mauer von der Küste des Zwischenländischen Meeres bis zu den Bergen Zylopiens verlaufen und uns schützen.«
»Ich werde dafür tun, was ich kann«, versprach Andir. »Aber es ist eine große Herausforderung, die der äußersten Fähigkeiten der Magiergilde und des Schamanenordens bedarf.«
12
DAS GEWÖLBE
    Magolas stieg hinab in die dunklen Gewölbe unterhalb des Inneren Burghofs von Elbenhaven. Einen langen Korridor ging er entlang, bis er schließlich die schwere Tür aus dem Holz des in den Tälern von Hoch-Elbiana wachsenden Dunkelbaums erreichte, die jenes Gewölbe verschloss, in dem ursprünglich die königliche Schatzkammer hatte untergebracht werden sollen; für diesen Zweck jedoch waren auf der Burg von Elbenhaven längst andere Gewölbe angelegt worden. Dieses Gewölbe diente nun einem anderen Zweck: der Aufbewahrung der beiden Zauberstäbe des Augenlosen Sehers, die König Keandir vor seinem Sohn hatte wegschließen lassen.
Die düstere Faszination, die diese Artefakte auf Magolas ausübten, hatte in den vielen Jahren nicht nachgelassen. Immer wieder hatte er seinen Vater danach gefragt und gebeten, die Stäbe sehen zu dürfen, doch es schließlich aufgegeben, da Keandir nicht bereit gewesen war, in dieser Sache nachzugeben.
Während König Keandir mit der »Tharnawn« unterwegs war und zunächst an den Hof Herzog Branagorns reiste und später die Rhagar-Stadt Cadd besuchte, wurde die Anziehungskraft, die jene Stäbe auf Magolas ausübten, einfach übermächtig. Es war ein Drang, der stets da gewesen war und dem Magolas immer schwerer hatte widerstehen können. Er sah die Stäbe in seinen Träumen, glaubte ihre magische Präsenz zu spüren. Dann war ihm so, als würde ein dunkler Strom der Kraft seinen Körper durchfahren und seinen Geist auf eine Weise erfrischen, die mit nichts anderem vergleichbar war:
Zum ersten Mal betrat Magolas nun dieses dunkle Gewölbe. In der Hand hielt er eine Fackel. Die Tür der Kammer, in der die Stäbe aufbewahrt wurden, war nicht geöffnet worden, seit Keandir sie einst hatte herbringen lassen. Das Schloss hatte Grünspan angesetzt und ließ sich wahrscheinlich gar nicht mehr öffnen. Außerdem war die Tür mit einem Warnzauber versehen. Magolas hörte eine Stimme, die scheinbar aus seinem Inneren kam, in Wahrheit aber von diesem Zauber erzeugt wurde. »Halte dich fern von diesem Ort!«, raunte diese Stimme. »Halte dich fern… «
Magolas’ rechte Hand berührte das Schloss. Er starrte gegen das dunkle Holz der Tür und schloss die Augen. Mit der Linken hielt er die Fackel, deren Licht flackernde Schatten an die kalten Steinwände warf. Er konnte die beiden Stäbe vor seinem inneren Auge sehen. Jedes Detail ihrer Oberfläche, jede der Schnitzereien, die zumeist fratzenhafte Geistergesichter darstellten.
    Hell und dunkel
    Licht und Finsternis.
    Ein geflügelter Affe aus Gold und ein geschrumpfter
    Totenkopf.
    Scheinbare Gegensätze, in Wahrheit nur verschiedene
    Aspekte ein und desselben…
    Ein Geräusch riss Magolas aus seinen Gedanken. Das Bild vor seinem inneren Auge war plötzlich nicht mehr da. Er drehte sich um, blickte den Gang entlang und hörte Schritte. Wenig später bog eine Gestalt um die Biegung des Ganges. Sie trug eine Fackel, deren flackernder Schein das Gesicht Prinz Sandrilas’ beleuchtete.
»Ihr?«, fragte Magolas.
»Euer Vater hat mich vorgewarnt, dass Ihr versuchen könntet, an die Zauberstäbe des Augenlosen Sehers zu gelangen.«
»Ich hätte die Tür nicht geöffnet. Sie ist verschlossen, und hätte ich das Schloss dennoch aufbekommen, hätte mein Vater dies bemerkt.«
»Das sagt Ihr jetzt, da ich Euch hier angetroffen habe, Magolas«, erwiderte Sandrilas und machte einen weiteren Schritt auf den Königssohn zu.
»Es ist die Wahrheit!«, behauptete Magolas, eine Spur zu heftig, um glaubhaft zu sein – vielleicht, weil er sich selbst einzureden versuchte, dass er dem Drang hätte widerstehen können.
Sandrilas reagierte nicht auf den Ausfall des jungen Elbenprinzen. Stattdessen sagte der Einäugige: »Ihr würdet mit diesen Zauberstäben auch kaum etwas anfangen können. Thamandor der Waffenmeister brachte nicht einmal nach einer Überdosis vom Extrakt der

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