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Das Reich der Elben 01

Das Reich der Elben 01

Titel: Das Reich der Elben 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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viele Zentauren gern für den Bau der Mauer anwerben.
Erst als deren Fundamente auf konventionelle Weise errichtet worden waren, wagte es Andir mithilfe der vereinten Magiergilde und des Schamanenordens, die eigentliche Mauer aus der Kraft des Geistes entstehen zu lassen. Und auch dieser Vorgang dauerte viele Jahre. Jahre, in denen fast alle Magier und Schamanen des Landes im Süden Elbaras gebunden waren, um sich gegenseitig dabei abzulösen, die geistige Anstrengung aufrechtzuerhalten, die das Bauwerk allmählich materialisieren ließ.
Über Jahre hinweg glich diese Mauer einer durchscheinenden Fata Morgana. Einem transparenten Trugbild, das sich mitten durch die Landschaft zog und noch keine Substanz hatte. Jeder hätte es noch durchschreiten können, aber allein diese Markierung der Grenze bewirkte schon, dass kein Rhagar mehr einen Vorstoß nach Norden wagte.
Gespannt verfolgten die Barbaren aus der Ferne, wie die Mauer an Substanz gewann und sich die Ankündigung der Lichtgötter erfüllte, was für die Rhagar einen zusätzlichen Grund darstellte, ihren Göttern zu gehorchen.
Zweimal kehrte König Keandir während dieser Zeit nach Aratan zurück, um die kurzlebigen Rhagar zu beeindrucken und sich ihre Ehrfurcht zu erhalten. Dies war auch deshalb nötig, weil sich die politischen Verhältnisse unter ihnen schnell änderten. Herzog Krrn fiel nach einigen Jahren dem Attentat eines Rivalen zum Opfer, der sich selbst an seine Stelle setzte und die Hauptstadt des Rhagar-Herzogtums von Aratan in den
Süden verlegte und ihr den Namen »Aratania« verlieh. Eine Entscheidung, für die Keandir großes Verständnis hatte, denn Cadd war zu einem weit ins Land hineinwuchernden Moloch geworden, über dem Schwärme von Insekten schwirrten und in dessen engen Gassen der Gestank unerträglich war. Eine Stadt, die in den Exkrementen ihrer Bewohner förmlich erstickte.
Den Entschluss, die Hauptstadt zu verlegen, traf der neue Herzog während einer Epidemie, die in den Gassen von Cadd grassierte. Aber das half ihm persönlich nicht mehr. Schon wenige Monate nach der Verlegung der Hauptstadt starb er an der Krankheit, und nicht einmal sein Name wurde von den Chronisten überliefert.
Sein Nachfolger beließ es allerdings bei der südlichen Hauptstadt Aratania. Auch er regierte nur wenige Jahre, eher er von seinem eigenen Sohn ermordet und beerbt wurde. Dessen Name lautete Gwrrn, und er wurde alsbald Gwrrn der Strenge oder auch Gwrrn der ‘ Schreckliche genannt. Hunderttausende von Rhagar ließ er hinrichten, weil sie angeblich gegen die Gebote der Elbengötter verstoßen hatten und vom Glauben abgefallen waren. In Wahrheit wollte Gwrrn der Schreckliche wohl eher jeden ausschalten, von dem er befürchten musste, dass er ihm eines Tages die Macht streitig zu machen versuchte. Um seine Gräueltaten vor der Nachwelt zu verbergen, versuchte er die sich in Aratan immer größerer Beliebtheit erfreuende Schrift zu verbieten, die sich einige Rhagar von elbischen Reisenden abgeschaut hatten. Man hatte im Wesentlichen die Schriftzeichen der Elben übernommen und für die Besonderheiten der Rhagar-Sprache verändert. Gwrrn erklärte, dass die elbischen Lichtgötter allen Sterblichen die Benutzung ihrer Schrift untersagt hätten, und jeder, der sie dennoch benutzte, mit dem Tode bestraft würde.
Dies führte jedoch zu einem Aufstand des im Laufe der Zeit neu entstandenen Händlerstandes in Aratania und Cadd.
Mochte der Handel der Rhagar auch auf einem noch so primitiven Niveau vonstatten gehen – man hatte sich an die Vorteile niedergeschriebener Verträge und Rechnungen einfach zu sehr gewöhnt, als dass man darauf je wieder verzichten wollte.
Und so errang ein Herzog die Macht, der früher selbst Händler gewesen war und nun endlich für eine Phase der Stabilität südlich der Aratanischen Mauer sorgte, die man auch als »Andirs Schutzwall« oder »Elbischen Schutzwall« bezeichnete. Der Name dieses neuen Herzogs von Aratan lautete Igitimir und belegte deutlich, wie die Rhagar den hellen Wohlklang des Elbischen zu imitieren versuchten. Kein aratanischer Herzog vor ihm oder nach ihm sollte so lange regieren wie er – fast einundfünfzig Jahre. Für die Elben bedeutete seine Herrschaft einen dringend benötigten Augenblick der Ruhe an der südlichen Grenze ihres Einflussbereichs.
13
DER EISENFÜRST
    Fast vier Menschenalter lang brachte Kapitän Ithrondyr zweimal im Jahr neue Nachrichten über den langsamen Vormarsch der Rhagar, die nach und

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