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Das Reich der Elben 01

Das Reich der Elben 01

Titel: Das Reich der Elben 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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nach beinahe den gesamten Süden des zwischenländischen Kontinents einnahmen. Dann kehrte Ithrondyrs Schiff in einem Herbst nicht zurück.
Auch im darauf folgenden Frühling wartete man in Elbenhaven vergeblich auf seine Rückkehr. Allmählich begann sich König Keandir Sorgen zu machen, und er beriet sich im Kronrat mit seinen Getreuen darüber, ob man nicht eine Suchexpedition ausrüsten sollte, um das ungewisse Schicksal des verschollenen Elbenkapitäns aufzuklären.
Ruwen spürte sehr deutlich, wie sehr ihren Gemahl die Tatsache beunruhigte, dass sein wagemutigster Kapitän nun schon so lange überfällig war – auch wenn es andere Elben gab, die meinten, es sei viel zu früh, um den Begriff
»verschollen« zu benutzen.
»Es wird ihm etwas zugestoßen sein«, sagte Keandir, als er mit Ruwen allein im königlichen Gemach war. »Außerdem muss ich wissen, was rund um das Pereanische Meer vor sich geht.«
Ruwen seufzte und schmiegte sich an die Brust ihres Mannes.
»Dieses Meer ist so weit entfernt, Kean. Was soll es uns kümmern, ob dort ein paar Sterbliche in Streit geraten sind und die Reiche, die sie gerade erst errichtet haben, in ihrer Wut gleich wieder niederreißen?«
»Du sprichst auch schon von den Rhagar als ›Sterblichen‹«, bemerkte der König.
Sie sah ihn erstaunt an. »Sind sie das nicht, mein Gemahl?«
»Das schon«, sagte Keandir. »Aber wer so von ihnen spricht, vergisst vielleicht, dass auch wir Elben sterblich sind.«
Ruwen seufzte laut. »Ach Kean, das ist wohl kaum miteinander vergleichbar. Unsere Lebenserwartung ist so groß, dass kaum je ein Elb sie wirklich ausschöpfen konnte. Selbst bei Brass Elimbor streiten die Gelehrten, ob er ein natürliches Ende gefunden hat oder in Wahrheit an der Erschöpfung starb durch seinen letzten Versuch, die Jenseitigen zu beschwören. Wie willst du unsere Lebensspanne mit dem kurzen Erwachen der Menschen vergleichen, Kean? Wenn man einen direkten Vergleich zieht, dann sind sie sterblich und wir…« Sie zögerte.
»Götter?«, vollendete Keandir mit einem Lächeln. »Das ist es doch, was dir auf der Zunge lag.«
Sie zuckte mit den Schultern. »Und wenn schon. Sehen sie uns denn nicht so?«
»Ja, aber wir selbst sollten diese Sichtweise nicht übernehmen.«
»Weshalb nicht, geliebter Kean?«
»Weil es uns unserer Initiative beraubt und weil es uns in einer Sicherheit wiegt, die nicht der Wirklichkeit entspricht. Deshalb.«
»Andirs Schutzwall bewahrt uns vor allen Gefahren. Wer sollte uns angreifen?«
»Die Wachmannschaften des Schutzwalls bestehen zum Teil aus angeworbenen Zentauren, die fast so kurzlebig sind wie die Rhagar. Niemand kann sagen, ob auch die nächste Generation noch in unsere Dienste treten mag, ob sie sich der Gräuel erinnert, die die Rhagar an ihren Vätern und Großvätern verübten.«
Ruwen sah Keandir in die Augen. Ihrer beider Blicke verschmolzen miteinander, ohne dass einer von ihnen etwas sagte.
»Du kannst nicht anders, als dir Sorgen um die Zukunft zu machen, nicht wahr, Keandir?«, flüsterte Ruwen schließlich.
»Deshalb bin ich König«, erwiderte er. »Und die Quelle meiner Sorgen liegt dort unten im Süden, in den Ländern am Pereanischen Meer. Ich kann es förmlich spüren, dass sich dort etwas zusammenbraut – etwas, das uns alle betreffen wird. Die Ruhe, die wir im Moment genießen, ist nur die Ruhe vor dem Sturm – und das Verschwinden von Kapitän Ithrondyr ist dafür nur eines von vielen Indizien.«
»Und wenn ich Euch nun vorschlage, Eurem wagemutigen Kapitän Ithrondyr, der Euch all die Jahre so treu und regelmäßig mit Nachrichten aus dem südlichen Meer versorgte, einfach noch etwas mehr Zeit zu geben?« Sie war wieder in die distanziertere Anrede gewechselt, denn nun sprach sie nicht mehr mit ihrem Geliebten, sondern mit dem König aller Elben. »Vielleicht erlebt er irgendwo dort unten in diesen fernen Rhagar-Ländern einfach nur ein interessantes Abenteuer oder erlitt Schiffbruch und ist nun gezwungen, sein Schiff wieder instand zu setzen, so wie es Kapitän Isidorn geschah, als er zum ersten Mal zu den Gestaden des Eislandes reiste.«
Keandir strich seiner Gemahlin zärtlich über das Haar und schmunzelte, als er ihre Absicht erkannte. »Ihr wollt nicht, dass ich selbst in den Süden segle, nicht wahr?«
»Der Gedanke gefällt mir ganz und gar nicht, das gebe ich zu«, erwiderte sie. »Dazu habe ich Euch viel zu gern an meiner Seite.«
Da Keandir dieses Gefühl teilte, entschied er sich gegen seine

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