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Das Reich der Elben 01

Das Reich der Elben 01

Titel: Das Reich der Elben 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Ruwen, die zwar leicht errötete, aber nicht zur Seite sah. »Ist das noch der Mann, den Ihr geheiratet habt, Ruwen? Oder hat die Nachricht, dass Ihr mit Zwillingen gesegnet seid, Euch dermaßen verwirrt, dass Ihr jetzt etwas zu unterstützen bereit seid, dass Eurer Herkunft und Eurem Wesen spottet?«
»Ich stehe auf des Königs Seite und damit auf der meines Gemahls«, sagte Ruwen mit fester Stimme. »Bei allem, was er tut.«
Palandras starrte Ruwen nahezu entgeistert an. Dann schüttelte er fassungslos den Kopf. »Nie hätte ich das für möglich gehalten«, murmelte er. Dass sich die Königin, die zu seiner eigenen Familie gehörte, derart offen gegen ihn stellte, schmerzte ihn sehr. »Wie habe ich mich in Euch getäuscht, Ruwen.«
Fürst Bolandor, der noch immer einige Schritte von Keandir entfernt vor dem Altar stand, blies ins selbe Horn. »Wie könnt Ihr das Andenken Eurer Ahnen derart verraten, König Keandir?«
Keandir drehte sich zu ihm um. Bolandor hatte sich kaum noch im Griff; er hatte die Hände zu Fäusten geballt und das Gesicht zu einer nahezu unelbischen Grimasse verzogen. Wie er sich aufführte, war so völlig wider der elbischen Natur, dass
sich Keandir fragte, ob seine Weigerung, weiterhin nach den Gestaden der Erfüllten Hoffnung zu suchen, der einzige Grund war für seinen heftigen Gefühlsausbruch.
Ich habe seinen Sohn getötet, ging es dem Elbenkönig durch den Kopf. Seinen geliebten Sohn…
Und ein weiterer Gedanke kam ihm:
Dieser Elb war vielleicht doch zu seinem Feind geworden! In dem kurzen Gespräch, dass er mit Fürst Bolandor nach dem Tod Hyrandils führte, hatte Bolandor zwar eine fast überelbische innere Größe gezeigt, aber dies hatte er nur geschafft, indem er all seine Gefühle zurückgedrängt und seine wahren Empfindungen verborgen hatte.
Nein, erkannte Keandir, Bolandor bekämpfte ihn nicht nur deshalb so hart, weil er ihn für einen Verräter an der Tradition und dem Vermächtnis der Ahnen hielt, sondern auch, weil der Fürst den Tod seines Sohnes in Wahrheit viel schlechter verwunden hatte, als er sich selbst gegenüber einzugestehen bereit war. Der Verstand mochte Bolandor sagen, dass es die düsteren Kräfte des Augenlosen gewesen waren, die Keandirs Hand zum tödlichen Streich gegen Hyrandil führten – aber sein Herz sagte etwas ganz anderes.
Es war purer Hass, der in diesen Augenblicken aus Fürst
Bolandors Miene herauszulesen war.
Er versuchte sich wieder unter Kontrolle zu bringen. Er konnte sich denken, wie die Heftigkeit seiner Reaktion auf die anderen Elben wirken mochte. Die Grimasse ungezügelter Wut verschwand aus seinem Gesicht, machte wieder einem gleichmütigen Ausdruck Platz, hinter dem aber seine wahren Gefühle immer wieder hervorblitzten wie feurige Drachenzungen, und auch seine Worte waren alles andere als gleichgültig, als er dem König vorwarf: »Euer Vater würde sich im Grab umdrehen, wüsste er, dass Ihr Euch abwendet
vom großen Ziel der Elben, die Gestade der Erfüllten Hoffung zu erreichen!«
»Mein Vater?«, erwiderte Keandir sehr ernst. »König Eandorn hat nicht einmal das Grab erhalten, von dem Ihr sprecht, Fürst Bolandor. Er liegt auf dem Grund des zeitlosen Nebelmeers wie so viele andere Elben auch. Aber innerlich war bereits lange zuvor kein Leben mehr in ihm.«
»Wollt Ihr damit etwa sagen, schon König Eandorn hätte den Traum von den Gestaden der Erfüllten Hoffnung aufgegeben?«, rief der Fürst erbost und trat einen Schritt vor.
Keandir nickte. »Genau das will ich – auch wenn mein Vater dies nie zugegeben hätte. Aber der Traum von Bathranor war bereits damals in den meisten derer, die alt genug waren, um diese Vision zu teilen, nicht mehr wirklich lebendig, sondern zu stumpfer Gleichgültigkeit geworden.«
»Das ist nicht wahr!«, widersprach Bolandor empört. Sein Ruf glich einem Verzweiflungsschrei, und dass Bolandor derart die Beherrschung verlor, war ungewöhnlich für einen Elben. Und für Fürst Bolandor ganz besonders. Aber seine Reaktion zeigte letztlich nur, wie sehr ihm König Keandirs Worte zusetzten. Mehr als der uralte Elb es wahrhaben wollte. Doch wieder gewann sein Gesicht die gewohnte Maskenhaftigkeit zurück, erneut brachte er seine aufschäumenden Gefühle unter Kontrolle, um sich vor dem Rest des Kronrats keine Blöße zu geben, und er klang ein wenig ruhiger, als er sagte: »Ihr versucht, unseren großen Traum durch einen neuen Traum zu ersetzen!«
»Das mag sein«, gab Keandir zu.
»Durch Euren

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