Das Reich der Finsternis - Verdammt: Band 2 (German Edition)
nicht wegnehmen. Ich will dir nur was zeigen und mich vergewissern, dass ich mir nichts einbilde. Willst nicht auch du wissen, wo der Schatz versteckt ist?«
Sie hatte Finola überzeugt. Blitzschnell war die Koboldin verschwunden und schon wenige Augenblicke später mit dem Kästchen zurück. Mit flinken Fingern öffnete sie den doppelten Boden und nahm das zusammengefaltete Papier heraus. Es schimmerte in wechselnden Rottönen, viel heller als alle anderen Gegenstände auf dem Dachboden. Lediglich die Koboldin strahlte noch mehr Magie aus.
Die beiden starrten den Brief an, während Finola ihn vorsichtig entfaltete.
»Wenn weder das Papier noch die Tinte besonders magisch sind, dann frage ich mich, was ist es dann, das dieses Leuchten hervorbringt?«, flüsterte Mona heiser vor Aufregung.
Sie ließ sich auf die Knie nieder und rutschte näher, um das Schreiben besser zu sehen. Auch Cera kam näher heran und schnüffelte an dem Brief.
»Du hast recht. Es ist weder das Papier noch die Tinte«, stellte Finola verblüfft fest.
Mona nickte. »Ja, das Strahlen scheint zwischen den Zeilen zu entstehen, was bedeutet, dass dieser Brief mehr enthält, als wir bisher gesehen haben.«
»Den Weg zum Schatz!«, stieß Finola aus.
Mona nickte. »Unsichtbar zwischen den Zeilen. Darauf bezieht sich der Hinweis auf seine Mutter. Ich weiß, dass man mit Zitronensaft unsichtbare Botschaften schreiben und mit einem Bügeleisen sichtbar machen kann. Doch hier ist Magie im Spiel. Es muss also so etwas wie eine unsichtbare magische Schrift geben, und ich hoffe, ihr Kobolde wisst, wie man sie sichtbar machen kann.«
»Oh ja«, winkte Finola ab. »Das dürfte für unsereins nicht sehr schwer sein. Ich werde mich darum kümmern, aber du gehst jetzt in dein Bett und schläfst!«, fügte sie in strengem Ton hinzu, was aus dem Mund einer kaum dreißig Zentimeter großen Koboldin eher komisch wirkte.
Mona gab sich nicht der Illusion hin, Finola habe plötzlich mütterliche Neigungen entwickelt und würde sich um ihren Schlaf sorgen. Sie wollte nur nicht zugeben, dass sie keine Ahnung hatte, wie sie dem Brief seine geheime Botschaft entlocken konnten. Bisher zumindest noch nicht.
»Wir könnten Brock fragen oder mit einem anderen Magischen sprechen, der sich mit so etwas auskennt«, schlug Mona vor.
»Lass das nur meine Sorge sein«, gab Finola zurück. »Und nun marsch ins Bett!«
Da sich die Koboldin mit diesen Worten in Luft auflöste, blieb Mona nichts anderes übrig, als ihr zu gehorchen. Sie kletterte mit Cera die Stiege hinunter und kehrte in ihr Bett zurück.
M ona erwachte erst, als die Sonne bereits am Himmel stand und sich die Tür zu ihrem Schlafzimmer öffnete.
»Guten Morgen ihr Schlafmützen«, hörte sie Grand Myrnas Stimme.
Patrick erwiderte den Gruß. Und auch Cera begrüßte die Großmutter mit einem »Wuff« und sprang vom Bett.
Mit einem Stöhnen schälte sich Mona aus der Decke und blinzelte in das grell erleuchtete Zimmer.
»Guten Morgen«, presste sie unter einem Gähnen hervor und schwang die Beine aus dem Bett.
»Mona!«, rief Grand Myrna entsetzt.
»Was ist?« Sie sah mit brennenden Augen zu ihrer Großmutter auf, die auf die zurückgeschlagene Bettdecke starrte.
»Waschen ist bei euch Kindern wohl nicht modern?«, rief sie.
Mona sah schuldbewusst von der völlig verschmutzten Bettwäsche über die grauen Knie ihrer Schlafanzughose bis zu ihren ebenso schmutzigen Füßen hinunter.
»Ab ins Bad! Sofort. Und dann wirst du dein Bett frisch beziehen. Der Schlafanzug kommt auch in die Wäsche. Muss ich nun jeden Abend kontrollieren, ob ihr euch vor dem Zubettgehen die Füße wascht?«
»Nein, natürlich nicht«, rief Patrick aus, verzichtete aber zum Glück auf den Hinweis, dass sein Bett und seine Füße sauber waren.
»Ich dachte, ihr seid alt genug, auf so etwas selbst zu achten«, murmelte Grand Myrna, während sie auf ihren Krücken in ihr Schlafzimmer zurückhumpelte, um frische Bettwäsche aus dem Schrank zu holen.
Mona lief ins Bad und schloss die Tür hinter sich, doch sie war nicht schnell genug. Patrick quetschte sich durch den Spalt, ehe sie sie ganz schließen konnte.
»Raus hier. Ich muss duschen«, verlangte sie, doch Patrick ließ sich ungerührt auf dem Wannenrand nieder.
»Mich würde zuvor interessieren, wo du dich so schmutzig gemacht hast.«
»Das passiert«, gab Mona ein wenig schnippisch zurück.
Doch Patrick machte keine Anstalten, das Bad zu verlassen. »Ja, das
Weitere Kostenlose Bücher