Das Reich der Finsternis - Verdammt: Band 2 (German Edition)
die beiden Kobolde von allen Seiten zu betrachten.
»Wie jetzt weiter?«, flüsterte Finola, die ungewöhnlich kleinlaut wirkte. »Wo fangen wir an?«
»Mr Mulcahy muss irgendwo ein Arbeitszimmer oder so etwas haben. Das müssen wir finden«, antwortete Brock ebenfalls ein wenig verzagt. Er machte einige Schritte auf die Treppe zu, die schräg hinter der Rezeption einen Stock höher führte, doch weiter kamen sie nicht.
Hinter einem mächtigen weinroten Brokatsessel traten drei Kobolde hervor und versperrten ihnen den Weg. Einige Augenblicke musterten sich die Magischen wortlos, ehe der Größte von ihnen sie ansprach. Sein Haar war von demselben leuchtenden Rot wie Finolas, allerdings hatte er es kurz geschnitten, sodass es in allen Richtungen vom Kopf abstand. Auch er hatte die Farbe Grün für seinen Kittel und seine Hosen gewählt.
»Wohin des Weges? Habt ihr reserviert?«
Die anderen beiden Kobolde, die wie Brock braunes Haar hatten und ebensolch unauffällige Kleider trugen, lachten giggelnd.
Ohne eine Antwort abzuwarten, fuhr der Rothaarige fort. »Das kann ich mir nicht vorstellen. Ihr müsst wissen, es gibt eine Tradition zu wahren, daher ist Ashford Castle bei seinen Gästen wählerisch. Und dahergelaufe Wald- und Moorkobolde gehören bestimmt nicht dazu. Verschwindet!«
Brock unterdrückte ein Seufzen. Es würde noch schwieriger werden, als er befürchtet hatte.
Finola begann mit grimmiger Miene ihre Ärmel hochzuschieben.
L asst es euch schmecken«, sagte ihre Großmutter und lud Mona und Patrick Eier, Speck, Bohnen und Kartoffeln auf die Teller, was eben zu einem echten irischen Breakfast dazugehörte. Daheim in Hamburg waren die Zwillinge ein anderes Frühstück gewohnt. Doch in diesen Sommerferien war alles etwas anders als sonst, denn die beiden verbrachten sie zusammen mit ihrer Golden Retrieverhündin Cera bei ihrer Großmutter Myrna in Irland.
Es kam Mona und Patrick beinahe unwirklich vor, dass es erst etliche Tage her war, dass sie die gleichaltrige Kylah aus der Nachbarschaft kennengelernt hatten und von ihr in das Höhlenlabyrinth geführt worden waren, das sich unter der Burgruine auf dem Grund ihrer Großmutter verbarg.
Dort – im Reich der Finsternis – waren sie zum ersten Mal in Berührung gekommen mit leibhaftigen Elfen, Gnomen und Kobolden.
Und sie hatten erfahren müssen, dass diese sonst so friedlichen Wesen in Aufruhr waren, und ihrer Großmutter daran die Schuld gaben. Deren Sturz auf der Treppe schien in direktem Zusammenhang damit zu stehen, auch wenn die Geschwister noch nicht recht wussten, wie. Noch immer trug Grand Myrna einen Gipsverband am Bein und konnte sich nur mühsam mit ihren Krücken fortbewegen.
Der Sturz war ein heikles Thema, und die beiden wussten nicht recht, wie sie es taktisch klug ansprechen sollten. Mona und Patrick warteten, bis ihre Großmutter Messer und Gabel beiseitelegte und den leeren Frühstücksteller von sich schob. Auch die Zwillinge hatten ihre Mahlzeit beendet und saßen nun zunehmend angespannt da. Die beiden sahen einander nicht besonders ähnlich. Mona war ein Stück kleiner als ihr Bruder und hatte braune Locken und grüne Augen wie ihre Mutter. Auch Patricks Augen waren grün, doch er hatte die große, schlanke Figur des Vaters und sein glattes blondes Haar geerbt. Zu Monas Ärger musste sie im Gegensatz zu ihrem Bruder eine Brille tragen.
Mona erhob sich, füllte Cera ihren Napf mit Dosenfutter und stellte ihr noch eine Schale mit frischem Wasser hin. Die Hündin wedelte erfreut mit dem Schwanz, wartete aber, bis Mona ihr die Erlaubnis gab, sich auf ihr Futter zu stürzen. Mona war stolz, dass es ihr gelungen war, Cera so gut zu erziehen. Sie sah der Hündin eine Weile zu, wie sie fraß, dann richtete sie ihren Blick auf Grand Myrna.
»Tut dir dein Bein noch sehr weh?«
Die Großmutter lächelte. »Nein, es ist schon viel besser. Ist zum Glück ja auch nur das Wadenbein gebrochen. Das wächst schnell wieder zusammen. Das hoffe ich jedenfalls! Die Krücken sind eine Plage, und ich überlege mir, ob ich heute Nacht lieber auf dem Sofa schlafe, statt mich wieder die Treppe hinaufzuquälen.«
Die Treppe war das richtige Stichwort. Patrick übernahm.
»Das war ja auch wirklich Pech, oder nicht? Du sagtest, jemand wäre schuld an deinem Sturz? Es wäre Absicht gewesen!«
Myrna winkte ab. »Was man nicht so alles daherredet, wenn man unter Schock steht.«
So leicht ließen sich die Geschwister nicht abwimmeln. »Kylah hat
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