Das Reich der Finsternis - Verdammt: Band 2 (German Edition)
Außergewöhnliches vor sich ging.
»Nichts«, sagte Patrick enttäuscht.
»Vielleicht können sie uns nicht hören. Wer sagt denn, dass sie sich gerade hier im Wohnzimmer aufhalten?«, meinte Mona.
»Und was schlägst du vor? Dass wir das ganze Haus vom Dachboden bis in den Keller hinunter durchkämmen und nach den Kobolden rufen?«, hakte Patrick missmutig nach und machte Anstalten, sich zu erheben, doch Kylah hielt ihn zurück.
»Sie können uns sehr wohl hören. Sie sind hier im Zimmer!«
Mona und Patrick sahen sich um, konnten aber nichts entdecken, das Kylahs Behauptung unterstützen würde.
»Bist du dir ganz sicher?«, fragte Mona nach.
»Aber ja!« Sie deutete in die Ecke, wo auf der Kommode eine Vase plötzlich zu wackeln begann. Erst neigte sie sich bedenklich Richtung Abgrund, und Mona sah sie im Geist bereits auf dem Boden zerschellen, dann stand sie unvermittelt wieder still.
Patrick stöhnte. »Dann hat die Wirkung der Quelle bereits nachgelassen?«
Mona war enttäuscht. »Wie schade, dennoch steige ich da nicht so schnell wieder hinunter.«
»Das ist auch nicht nötig«, wehrte Kylah ab, den Blick noch immer auf die Kommode mit der Vase gerichtet.
»Kannst du sie denn sehen?«, erkundigte sich Mona.
Kylah schüttelte den Kopf. »Nein, noch nicht. Aber ich denke, es dauert nicht mehr lange.«
»Wie kann das sein?«, wollte Patrick wissen. »Ich dachte, die Quelle der Sehenden hat die Magischen für uns sichtbar gemacht?«
Kylah stimmte ihm zu. »Ja, so ist es. Und dennoch haben die Magischen immer noch ein Wort mitzureden. Sie können selbst entscheiden, wem sie sich zeigen und wem nicht. Du musst dir das so vorstellen. Für jeden Menschen sind sie erst einmal unsichtbar, doch wenn sie selbst es wollen, können sie sich jedem Menschen zeigen. Allerdings ist das sehr anstrengend und erfordert einen Teil ihrer Magie, deren Kraft sie immer wieder aufladen müssen. Für uns dagegen sind sie normalerweise sichtbar, doch wenn sie ihre magische Energie einsetzen, dann können sie sich vor uns verbergen, was aber auch viel Kraft kostet.«
Mona war beeindruckt. Was Kylah so alles wusste.
»Nicht wahr?«, rief sie laut. »Wie lange haltet ihr das Spiel noch durch? Zeigt euch, Brock und Finola, ich rufe euch!«
Ein Seufzer erklang, dann begann die Luft auf der Armlehne des Sessels neben Kylah zu flimmern und sich zu einer Form zu verdichten, bis der Hauswichtel Brock ganz deutlich zu sehen war, mit seinem zerbeulten Hut auf den nussbraunen Haaren, dem spitzen Gesicht und den zu weiten Kleidern, die um seine schmale Gestalt schlotterten.
»Finola!«, sagte er mit seiner rauen Stimme und sah nun ebenfalls zu der Vase hinauf, die noch einmal gefährlich zu schwanken begann. »Lass das!«
»Warum sollte ich?«, antwortete eine helle Stimme aus dem Nichts. Die Kinder starrten gebannt zur Kommode, wo sich nun ein flirrender Schleier zu einer Gestalt zusammenzog. Mona betrachtete entzückt das rothaarige Koboldmädchen, bis ihr wieder einfiel, dass es diese Finola gewesen war, die ihre Grandma absichtlich die Treppe heruntergestoßen hatte.
»Seid ihr nun endlich fertig damit, uns wie Karpfen mit offenem Mund anzustarren?«, maulte die Koboldin, setzte sich auf die Kante und stützte ihr hübsches Gesicht in ihre Hände. »Was wollt ihr von uns?«
»Euch ein paar Fragen stellen«, sagte Kylah.
»Nun, dann stellt sie rasch. Wir haben nicht den ganzen Tag Zeit für euch«, sagte die Rothaarige verdrießlich.
»Ja, fragt uns«, sagte auch Brock, doch bei ihm klang das wesentlich freundlicher. Mona musste erneut feststellen, dass er der Umgänglichere der beiden war. Es war vermutlich nicht angenehm, wenn man Finolas Zorn entfachte. Und dass das schneller geschehen konnte, als man beabsichtigte, wurde ihr bald klar.
»Hast du uns in unseren ersten Nächten so erschreckt?«, rief sie aus, ehe sie darüber nachgedacht hatte, ob das eine kluge Frage war.
Finola ließ die Hände sinken und setzte sich mit einem Ruck aufrecht hin. Ein Strahlen glitt über ihr Gesicht. »Aber ja! Und ich war gut, das müsst ihr zugeben. Als ihr wie die Hasen die Treppe hinuntergerannt seid!« Sie kicherte entzückt.
Patricks Gesicht verdüsterte sich. »Du willst behaupten, dass du das alles alleine warst? Kannst du an mehreren Orten gleichzeitig sein?«
Finola wand sich. »Ein wenig hat Brock mir schon geholfen. Und ich habe ihm die Tür wieder geöffnet, nachdem ihr ihn auf dem Dachboden eingesperrt habt.«
Brock
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