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Das Reich der Katzen (German Edition)

Das Reich der Katzen (German Edition)

Titel: Das Reich der Katzen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisha Bionda
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halbrund war, sondern Zylinderform besaß.
    »Ein Baumschamane!«, wiederholte Twinky.
    Der Schamane nickte. »Ganz recht, mein Kind. Dies ist der Baum
des Mondes. Von alters her ist dies der Baum, aus dem die Schamanen wachsen.«
    Twinky verlor schlagartig ihre jäh aufgeflackerte Ehrfurcht. »Der
redet genauso geschwollen wie du daher«, sagte sie und grinste Onisha an.
    Ben brachte sie mit einem zornigen Seitenblick zum Schweigen. »Du
musst uns helfen, Schamane. Die Rattenarmee ist hinter uns her.«
    Das Gesicht des Schamanen wurde deutlicher, ebenso seine Gestalt.
Schlank und hoch gewachsen schwebte er über den Katzen, die sich immer noch
ängstlich hinter den Baumstamm pressten.
    »Bevor ich euch helfe, möchte ich wissen, warum ihr das
Totenreich durchstreift. Hier kommt sonst keiner freiwillig her.« Sein Blick
wurde listig. »Es sei denn ...«
    »Wir wollen in das Reich der Katzen. Vorher aber müssen wir dem
Schwarzen Kloster einen Besuch abstatten.«
    Der Schamane nickte zufrieden. »Dachte ich es mir.« Seine feingliedrige
Rechte deutete auf das Wurzelwerk des Baumes. »Zwischen den Wurzeln des
Mondbaumes findet ihr den Eingang zu einem unterirdischen Gang, der unter dem
Friedhof des Schwarzen Klosters endet.«
    »Aber können uns die Ratten nicht dorthin folgen? Sie sind viel
kleiner und wendiger als wir«, warf Corey ruhig ein.
    »Das könnten sie.« Der Schamane lachte schaurig. »Aber ich habe
mit den Biestern noch eine kleine Rechnung zu begleichen.«
    Es raschelte im Unterholz.
    Bildete sich Onisha das nur ein oder sah sie dort eine wimmelnde
Masse kleiner nasser Nager mit langen, nackten Schwänzen?
    Auch Ben und die anderen hatten es gehört.
    Der Schamane regierte jedoch als Erster. Er gab Ben ein Zeichen
und befahl: »Haltet mir die Biester noch ein wenig vom Leib. Und die anderen
von euch sollen in dem Tunnel verschwinden.« Dabei sah er Onisha merkwürdig
lange an. Er beugte sich zu ihr herab und sagte leise, nur an sie gerichtet:
»Keine Sorge, du wirst bald im Reich der Katzen sein!« Onisha erschauderte.
Sein Atem hatte eindeutig Seele. Erschrocken trat sie einen Schritt zur Seite.
Der Schamane lächelte. »Und nun geh!«
    Onisha begann zu zittern. Keine zehn Pferde hätten sie als Erste
in den unterirdischen Gang gebracht. Ohne zu wissen, was sie dort erwartete. So
machte Corey den Anfang. Kletterte zwischen den Wurzeln hinunter. Rouven folgte
ihm im Zeitlupentempo. Seine Verletzung machte ihm offensichtlich sehr zu
schaffen. Aber er folgte Corey tapfer. Ohne zu murren oder klagen.
    Das Rascheln im Gebüsch wurde lauter. Bens Kopf fuhr herum.
Wortlos machte er einen Hechtsprung, bei dem selbst Boris Becker blass geworden
wäre, in das undurchsichtige Gestrüpp. Onisha konnte der Versuchung nicht
widerstehen und folgte ihm. Zum ersten Mal pirschte sie sich so geschickt und
lautlos heran, dass Ben sie nicht einmal bemerkte.
    Er saß nicht weit von ihr und beobachtete ein Gebüsch, in dem es
verräterisch raschelte und knackte. Onisha betrachtete ihn fasziniert. Er
spähte konzentriert bis in die Fellspitzen nach der Beute und war ganz gespannte
Aufmerksamkeit. Dabei stellte er die Ohren steil auf und blickte starr auf
einen bestimmten Punkt im Gebüsch. Fleur hatte Onisha erzählt, dass Ben
stundenlang so verharren konnte. Seine Geduld kannte keine Grenzen, wenn erst
einmal sein Jagdinstinkt erwacht war. Jetzt jedoch war er ein schneller Jäger.
Den Umständen entsprechend, denn die Zeit saß ihnen im Nacken. Onisha sah, wie
sich sein Körper spannte und er mit einem gewaltigen Satz in dem Gebüsch
verschwand. Haargenau an der Stelle, an der sich vor einer Sekunde noch etwas
bewegt hatte. Sie trat einen Schritt zurück und wollte sich wieder zu den
anderen schleichen. Denn sie hatte genug gesehen und musste ebenfalls ihren
Gang unter die Erde antreten. Auch wenn der Gedanke ein mulmiges Gefühl in
ihrer Magengrube hervorrief.
    Ben kam zurück.
    Etwas Graues, Schlaffes im Maul.
    Die Beute war eindeutig eine Ratte. Onisha bemerkte voll
Entsetzen geifernd gierigen Speichel in ihr Maul laufen. Aber sie kam nicht
dazu, dem Gefühl nachzugeben.
    Ben ließ seine Beute fallen. »Was machst du denn hier?«, fragte
er Onisha in vorwurfsvollem Ton.
    Sie antwortete nicht, sah nur angewidert auf die Ratte vor seinen
Pfoten. Deren Halsschlagader war sauber durchtrennt. Ein feines Blutrinnsal
floss daraus und versickerte im Boden. Ben gab dem toten Nager mit der Pfote
einen Schubs und der kleine Kadaver

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