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Das Reich der Katzen (German Edition)

Das Reich der Katzen (German Edition)

Titel: Das Reich der Katzen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisha Bionda
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Haarkleid langsam, aber sicher abstarb. Genau
wie dieser Wald. Und nicht nur das. Sie fühlte sich krank, zerschlagen und von
ewiger Müdigkeit befallen. Am liebsten hätte sie sich unter einen der
dahinsterbenden Bäume gelegt und wäre dort bis an ihr seliges Ende liegen
geblieben.
    Den anderen ging es ebenso. Mühsam, mit hängenden Köpfen kämpften
sie sich vorwärts. Die Stunden vergingen nur langsam und Onisha hatte das
Gefühl, nicht wesentlich weitergekommen zu sein. Die Luft wurde feuchter.
Kleinste Wasserpartikelchen tanzten darin. Und irgendein plätscherndes Geräusch
begleitete sie, wurde lauter und schwoll an.
    Plötzlich hielt Ben an. Als Onisha über Fleurs Schulter blickte,
wusste sie, warum. Sie standen am Ufer eines träge dahinfließenden Flusses. Von
seinem schmutzig grauen Wasser ging ein Gestank wie von einer Jauchegrube aus,
in die noch zusätzlich giftige Chemikalien geleitet worden waren. Das Delta des
Gewässers war von undurchdringlichem Dickicht eingefasst, an das weite
Sumpfstrecken grenzten. Alles in allem war es ein feuchtes und nicht gerade
einladendes Land.
    »So ein Mist«, fluchte Ben und deutete in die Richtung des
Flusses. »Wir müssen ans andere Ufer!«
    »Fragt sich nur, wie?« Rockys Stimme verriet ihn wieder. Er
schlotterte bereits bei dem Gedanken, diese stinkende Brühe zu überqueren.
    »Schwimmend jedenfalls nicht!« Twinky zog die Stirn kraus. »Wenn
wir durch diesen Tümpel schwimmen, fallen uns hinterher alle Haare vom Leib.«
    Fleur kicherte. »Bestenfalls.«
    Das Kichern sollte ihr vergehen, denn Corey deutete mit der Pfote
in die Richtung des gegenüberliegenden Ufers. »Und wenn wir jemals heil drüben
ankommen, erwarten uns dort schon die nächsten Untoten.«
    Sie folgten dem Verlauf seiner Pfote und blieben an dem Punkt,
den er ausgemacht hatte, hängen. Genau genommen waren es mehrere Punkte.
Mehrere hundert oder tausend. Das ließ sich nicht feststellen. Glänzend helle
Augenpaare, die sich im Gleichklang bewegten. Die dazugehörigen Körper
verhüllte die Dunkelheit. Die ständige Dunkelheit, die das Totenreich
ausmachte.
    Aber nicht nur sie zogen die Aufmerksamkeit der Katzen auf sich.
Das Wasser teilte sich plötzlich. Zum Vorschein kam der Bug eines Schiffes.
Eines schlanken, wendigen Schiffes mit mächtigen Segeln. Schrilles Pfeifen ertönte
vom gegenüberliegenden Ufer. Es klang wie ein erfreuter Willkommensgruß. Das
Schiff glitt majestätisch durch das schmutzige Wasser.
    »Um Himmels willen«, entfuhr es Corey. »Das ist das Totenschiff.«
    »Totenschiff?«, echote Rocky und schwankte einige Male hin und
her. Kämpfte tapfer gegen die Erdanziehungskraft an und erlag. Ging zum x-ten
Mal, seit Onisha ihn kannte, mit einem Klagelaut zu Boden.
    Die Freunde beachteten ihn nicht. Sie waren an Rockys
Ohnmachtsanfälle gewöhnt. Ihre Augen blickten starr auf das Schiff.
    Ben räusperte sich. »Kannst du mir was darüber sagen?«, fragte er
Corey.
    Der Siamkater seufzte. »Ein Modell dieses Schiffes hat man Bastet
in die Grabkammer mitgegeben, damit sie in die Unterwelt gelangen kann. Doch
ich habe niemals für möglich gehalten ...«
    Dass es das Schiff wirklich gibt, wollte Corey noch sagen, als
Twinkys spitzer Schrei ihn unterbrach. Aufgeregt deutete die Schildpattkatze
mit der Pfote auf die Gestalt, die hoch aufgerichtet auf dem Schiff stand.
    Es war ein Mann mit einem Hundekopf. Einem schlanken, spitzen
Dobermannkopf.
    »Das ist Uschebtis. Sieh nur«, flüsterte Fleur aufgeregt. Doch
Corey schüttelte den Kopf. »Du irrst. Das ist Anubis, der Totengott. Er wird
nicht begeistert über unser Eindringen in sein Reich sein.« Sein Blick wanderte
an das gegenüberliegende Ufer, an dem immer noch die hellen Punkte blitzten.
»Und er hat schon seine Schergen herbeigerufen.«
    Die unheimlichen kleinen Lichtpaare richteten sich starr über das
Gewässer. Als sie sich plötzlich bewegten, wurden die Umrisse kleiner
gedrungener Körper sichtbar. Erst standen sie wie eine  gespenstische Armee am
Ufer des Flusses und dann, als Anubis seine Arme hob, stieß der Anführer einen
schrillen Pfiff aus. Daraufhin stürzten sich die winzigen Gestalten in das
faulige Wasser und schwammen den Katzen entgegen. In dem Augenblick, in dem sie
in die Brühe eintauchten, verschwand das Schiff. Von einer Sekunde auf die
andere. Als wäre es nur eine Einbildung, eine Vision gewesen.
    Die grauen Tiere schwammen geschickt durch das Wasser. Sie
bedeckten fast die ganze

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