Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Reich der Katzen (German Edition)

Das Reich der Katzen (German Edition)

Titel: Das Reich der Katzen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisha Bionda
Vom Netzwerk:
rollte ins Gebüsch zurück. »So«, sagte er zufrieden.
»Der verrät uns nicht mehr. Aber wir müssen uns beeilen. Bevor sie bemerken,
dass er nicht mehr da ist, müssen wir alle in dem unterirdischen Gang sein.«
    Sie hasteten beide zurück zu dem Mondbaum.
    Dort hielt der Schamane bereits nach ihnen Ausschau. Er gab ihnen
ein gebieterisches Zeichen, hinabzusteigen, dem Onisha augenblicklich Folge
leistete. Mühsam zwängte sie sich durch das Loch, das geschickt zwischen den
Baumwurzeln versteckt lag, in den engen Gang hinein. Einige Sekunden kämpfte
sie mit der schlagartig aufkeimenden Platzangst, die wohl jeden befällt, der
sich plötzlich seiner Bewegungsfreiheit beraubt sieht. Über und unter ihr war
nichts als Erdreich. Ebenso zu beiden Seiten. Wie in einem engen Gefängnis oder
Grab. Sie zitterte, wäre am liebsten wieder zurückgekrochen, als sie hinter
sich ein Geräusch vernahm.
    Onisha spürte Bens Atem. Der große Kater hatte sichtlich Schwierigkeiten,
seinen muskulösen Körper durch die Öffnung zu quetschen.
    »Beeil dich!«, erklang über ihnen die Stimme des Schamanen.
    »Ja, ja«, knurrte Ben. »Ich versuche es ja. Aber es geht nicht
schneller.« Er presste sein Hinterteil mit aller Gewalt durch das Loch und
plumpste Fleur mit einem dumpfen Aufprall vor die Pfoten.
    Die kicherte albern. »Der Wunsch meiner schlaflosen Nächte
erfüllt sich: Ben in Demutshaltung zu meinen Füßen. Dass ich das noch
erleben kann!«
    Ben rappelte sich auf und wollte etwas Schnoddriges erwidern,
aber der Schamane steckte sein Nebelgesicht durch das Loch und rief: »Lauft
los! Die Rattenarmee ist euch dicht auf den Fersen!« Dann verschwand er und es
ertönte lautes Gepolter.
    Sturm brandete über ihnen auf und ein höllischer Knall ertönte,
gefolgt von einer gewaltigen Erschütterung. Dann wurde es dunkel und still in
dem Gang. Der Eingang war verschlossen. Sie waren somit von der Außenwelt abgeschnitten.
Verbannt in tiefes Erdreich. Die Panik, die beim Betreten des Ganges in Onisha aufgeflackert
war, begann sich in ihr auszubreiten.
    »Der Wahnsinnskandidat hat einen Felsbrocken vor den Eingang
gerollt. Auf dem Weg kommen wir jedenfalls nicht mehr hinauf. Also, wenn wir
wieder Tageslicht sehen wollen, bleibt uns nichts anderes übrig als dem Gang zu
folgen. Angeblich sollen wir ja auf dem Friedhof des Schwarzen Klosters
herauskommen. Na, ich bin gespannt«, rief Ben. Skepsis schwang in seiner
Stimme. Das trug auch nicht gerade dazu bei, Onisha wieder zu beruhigen. Aber
es stimmte, was er sagte: Sie mussten wohl oder übel dem Gang folgen.
     
    Stundenlang wanderten sie dahin, immer dicht hintereinander im
Gänsemarsch. Niemand sprach ein Wort. Ben hatte wieder das Kommando übernommen
und Corey bildete die Nachhut. Sie hatten Rouven in die Mitte genommen, und
immer wenn seine Kräfte nachließen, legten sie eine Rast ein. Dadurch kamen sie
nur quälend langsam voran. Onisha plagte die schreckliche Vorstellung, dass der
Gang nie endete. Als sie schon entnervt protestieren wollte, wurde der Gang zu
beiden Seiten breiter und mündete in eine Höhle, von der aus ein weiterer Gang
in die Unendlichkeit führte. Aus der Vogelperspektive hätte es sicher wie eine
Schlange ausgesehen, die gerade eine Kuh verschlungen hatte, die sich noch unverdaut
in ihrer Mitte befand.
    »Wir übernachten hier«, gebot Ben.
    Rouven sank sofort zu Boden. Man sah ihm die Erschöpfung und die
Schmerzen deutlich an. Auch Corey, Rocky und Twinky rollten sich dicht
nebeneinander zusammen und schliefen augenblicklich ein. Nur Fleur und Onisha waren
noch viel zu aufgeregt, um sofort Schlaf zu finden. Sie lieferten sich eines
ihrer kleinen Streitgespräche wie in den ersten Tagen ihres
Aufeinandertreffens. Dann aber überkam auch Fleur eine bleierne Müdigkeit und
sie legte sich zu den anderen schlafen. Onisha war einfach nicht müde. Trotz
der Erschöpfung, die sie noch vor wenigen Stunden heimgesucht hatte. In ihrem
Blut wallte es. Etwas, was sie bisher noch nie erlebt hatte.
    Unruhig trippelte sie umher.
    Ben hatte sie die ganze Zeit nicht aus den Augen gelassen. »Das
war sehr dumm von dir, mir hinterherzulaufen, als ich den Rattenspäher erlegt
habe«, sagte er leise. »Dir hätte etwas zustoßen können.«
    Die Sorge in seiner Stimme machte sie glücklich und erinnerte sie
flüchtig an Sascha von Hohenberg. Aber Bens Interesse war anderer Natur. Das
spürte Onisha deutlich. Er wollte sie. Sie ganz allein. Sie ging wieder zurück
in den

Weitere Kostenlose Bücher