Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Reich der Katzen (German Edition)

Das Reich der Katzen (German Edition)

Titel: Das Reich der Katzen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisha Bionda
Vom Netzwerk:
gab den
nächsten schrillen Schrei von sich. Onisha hingegen dachte, sie würde
ohnmächtig, als die Konturen des leblosen Katzenkörpers plötzlich zu verblassen
begannen und eine Männerleiche in schwarzer Kutte vor ihnen lag. Auf dem
Gesicht ein gelöstes Lächeln.
    Onisha und Fleur schossen aus der Zelle, als wäre der leibhaftige
Teufel hinter ihnen her. Sie wussten später nicht mehr, wie sie zu Ben und
seinem Rudel zurückgefunden hatten, aber sie schafften es in beachtlich kurzer
Zeit.
    Ben sah ihnen lachend entgegen, als sie wie zwei Furien
angeprescht kamen und dabei aufgeregte, schnatternde Laute von sich gaben.
    »Was ist denn mit euch los?« Sein Gesicht verzog sich zu einem
breiten Grinsen. »Ist euch ein Geist erschienen?«
    Fleur und Onisha redeten gleichzeitig, durcheinander, gegeneinander.
Ihre Stimmen überschlugen sich. Dabei gestikulierten sie aufgeregt und waren
stimmlich kaum zu übertönen, so laut schrien sie.
    »Das ist ja die verrückteste Geschichte, die ich je gehört habe«,
sagte Ben, als sie endeten, und fragte sich, ob die beiden jetzt völlig
übergeschnappt waren. Aber ein Blick in Onishas Augen, in denen das blanke
Entsetzen zu sehen war, zeigte ihm, dass sie und Fleur die Wahrheit gesagt
hatten. »Und er hat sich allen Ernstes vor euren Augen verwandelt?«, fragte er
und kalter Grusel erfasste ihn.
    Fleur nickte heftig. »Und dabei hat er selig gelächelt. Es war
furchtbar.«
    Rocky gab einen seiner bekannten Schreckenslaute von sich. Aber
keiner machte dieses Mal Witze über ihn. Allen saß der Schreck bei der
Vorstellung, was Onisha und Fleur gesehen hatten, in den Gliedern. Corey
drängte sich an Rouven vorbei zu Ben. »Dann stimmen die alten Geschichten, die
sich um dieses Kloster ranken, tatsächlich.«
    Ben schnaufte. »Wir werden schon hinter das Geheimnis der Mönche
kommen. Ich schlage vor, dass wir uns die Leiche näher ansehen und die
Klosterruinen systematisch durchsuchen.«
    Erst jetzt fiel sein Blick auf die Kette mit dem Stein, die um
Onishas Hals baumelte, und auch Corey folgte dem Blick. Onisha sah in den
hellblauen Augen des alten Siamkaters etwas aufblitzen, das sie nicht
zuzuordnen wusste. War es Ehrfurcht, Angst oder Entsetzen? Oder eine Mischung
aus allem? »Der Stein der Weisen!«, stieß er ungläubig hervor.
    »Bevor du jetzt fragst, woher ich ihn habe«, sagte Onisha sanft,
von einer unerklärlichen Ruhe und Erhabenheit ergriffen, »wir haben ihn genau
an der Stelle gefunden, an der wir den Katzenzirkel beobachtet haben. Fleur hat
ihn entdeckt. Als wir ihn näher betrachtet haben, stellten wir fest, dass er
blutverschmiert war ...« Sie stockte. Dann blickte sie Corey ernst an.
»Mittlerweile glaube ich, dass der Stein dem getöteten Mönch gehörte. Er hatte
eine Halsverletzung ...«
    »Wenn ihm der Stein gehörte, war er eine auserwählte Person.
Vielleicht ein Magier«, unterbrach Corey sie.
    »Und wenn wir hier noch lange herumstehen, werden wir es nie
erfahren«, ließ Ben ungeduldig verlauten. »Daher schlage ich vor, wir sehen uns
den Burschen mal an!«
    Onisha wäre nach allem, was sich ereignet hatte, nicht sonderlich
erstaunt gewesen, wenn die Leiche verschwunden gewesen wäre. Aber sie lag noch
haargenau an der Stelle, wo sie gelegen hatte, als sie und Fleur davongerannt
waren. Ben betrachtete den Toten mit einer Miene wie Dr. Quincy, die Onisha
unter anderen Umständen zum Lachen gebracht hätte. Aber in diesem Moment stand
sie eng an die anderen gepresst und wagte kaum zu atmen. Nur hin und wieder
suchte sie Blickkontakt zu Fleur.
    »Ich schätze den Typ auf Mitte sechzig«, sagte Ben großspurig.
»Und er ist tatsächlich an der Halsverletzung gestorben.«
    »Um das zu erkennen ist kein kriminalistisches Gespür erforderlich,
Inspektor Columbo!«, tönte Rouven dazwischen. »Mich würde mehr interessieren,
wer ihm den Todesstoß verpasst hat und womit.«
    Bens Kopf näherte sich dem Hals des Toten. »Sauber durchtrennt«,
murmelte er und betrachtete die große, massige Gestalt des Mönchs. »Der Mörder
muss ein Riese gewesen sein.«
    »Du vergisst, dass er in Katzengestalt ermordet wurde, Sherlock.«
    Ben sah Rouven grinsend an. »Du musst dich schon entscheiden,
mein Freund. Entweder ich bin der Einäugige in dem zerknitterten Trenchcoat
oder der Pfeife rauchende Schirmmützenträger. Im letzteren Fall wärest du dann wohl
Watson. Aber in einem Punkt hast du Recht: In Katzengestalt kann ihn so gut wie
jeder umgebracht haben. Das erschwert

Weitere Kostenlose Bücher