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Das Reich der Katzen (German Edition)

Das Reich der Katzen (German Edition)

Titel: Das Reich der Katzen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisha Bionda
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möglich sein«, murmelte sie. Ihre Stimme war gefährlich sanft. Dann
lachte sie gehässig. »Und du wirst meine Eintrittskarte zu der Macht sein, die
mir schon lange zusteht. Nichts wird mir mehr im Wege stehen. NICHTS!« Ihr Lachen
wurde schriller. »Ich werde dein Fleisch essen. Kybele hingegen gehören deine
Beine und dein Schädel.« Lavina warf den Kopf in den Nacken und brach erneut in
wildes Gelächter aus.
    Sie ist wahnsinnig, durchzuckte es Onisha, und ich kann sie nicht
mehr aufhalten, ich habe alles vermasselt. Sie konzentrierte sich auf den
nächsten Gedanken: Fleur, wo bist du? Ich brauche dich!
     
    Stunden später hatte der Mond an Gestalt zugenommen. Lavina stellte
Tongefäße, in denen kleine Feuer brannten, in einem Halbkreis auf und bewegte
sich im emporsteigenden Flammenhauch zu einer imaginären Musik. Ihr schlanker
Körper streckte sich, wuchs über sich hinaus. Wurde überdimensional. Sie warf
ihr langes Haar ekstatisch hin und her. Steigerte sich in einen rauschhaften
Tanz, begleitet von schrillem Gesang. Ihr Körper drehte sich immer schneller,
verfiel in hemmungslose Raserei. »Kybele erscheine und gehe mit mir die Heilige
Hochzeit ein.« Lavina erhob beschwörend die Arme.
    Angstvoll zerrte Onisha an ihren Fesseln, aber diese lockerten
sich nicht.
    »Kybele, nimm mein Opfer an.« Lavina deutete auf Onisha.
    Und Kybele, die Erdgöttin, Urmutter aller Götter, erschien
tatsächlich. Ihr Gesichtsausdruck schwankte zwischen Unmut, dass man sie
herbeigerufen hatte, und Interesse an dem Opfer, das Lavina ihr bot. Die Panik
in Onisha erreichte ihren Höhepunkt. Angst um das nackte Leben, besser gesagt.
Sie war am Ende ihrer Kräfte. Und gerade in dem Augenblick, als sie kurz davor
war, zu kapitulieren, schickte der Lapis einen gewaltigen Strom Energie durch
ihren Körper. Du musst nur an dich glauben, Sachmet, flüsterte ihr die
vertraute Stimme zu. Doch das war leichter gesagt als getan.
    Lavina beendete abrupt ihren Gesang und trat mit einem Messer in
der Hand auf Onisha zu.
    Onisha keuchte. Es war ein zitternder Laut des Entsetzens. Jetzt
ist es aus mit dir, dachte sie, das hast du von deinem Alleingang. In der
undurchdringlichen Schwärze der Nacht bewegte sich etwas. Ein leises saugendes
Geräusch erklang. Onisha blickte in die Richtung, aus der es gekommen war.
Etwas glitt wie eine große schwarze Spinne die Wand hinauf. Onisha schrie laut
auf. Ihr Schrei hallte in hundertfachem Echo wider und verzerrte sich immer
mehr.
    Ein Schatten tänzelte um Lavina herum.
    Und plötzlich sah Onisha, dass es sich um einen Mönch handelte.
Einen Mönch mit dunkler Hautfarbe, fein geschnittenem Gesicht und leuchtend
grünen Augen.
    In Onishas Geist formierte sich nur ein Wort: Valentin! Es war
Valentin. Onisha hätte schreien können vor Glück und Erleichterung. Und
Valentin war nicht allein. Hinter ihm tauchten kleine spitzohrige Schatten auf.
Da waren sie: ihre Freunde. Vielleicht war es doch noch nicht zu spät. Valentin
machte einen Schritt auf Lavina zu. Und nun spürte sie ihn und wirbelte herum.
    »DU?«, fragte sie fassungslos und ihr Gesicht verzerrte sich zu
einer hässlichen Fratze.
    »Ja, ich!«, sagte Valentin ruhig.
    »Satan, Herr des Feuers«, rief Lavina. »Erhöre deine treue
Dienerin. Hilf mir im Kampf gegen diese Unwürdigen! «
    Ein Knall war zu hören und aus den Kerzen und Tongefäßen schossen
wahre Feuergarben empor. Lavinas Gesicht hatte das des Dämons angenommen, der
in ihr lebte. Ihre Augen quollen wie bei einem aufgeblasenen Frosch hervor, die
Haut spannte sich zu einem grässlichen Totenschädel und sie stieß plötzlich
fremdartige Laute aus. Dann wurde ihre Stimme immer tiefer und männlicher.
    Der Dämon gewann die Überhand.
    Onisha wollte aufschreien, doch sie wurde von ihren Freunden
abgelenkt. Diese machten sich fieberhaft an ihren Fesseln zu schaffen. Lavina
hatte Onisha wie ein Weihnachtspaket verschnürt, das auf einen anderen
Kontinent geschickt werden sollte. Doch nach einigen Fehlversuchen gelang es
ihnen, Onisha zu befreien. Sie sprang von dem Altar und stupste Fleur und die
Freunde erfreut an. »Danke«, raunte sie ihnen zu. »Ich bin heilfroh, euch zu
sehen. Ihr könnt euch nicht vorstellen, welche Ängste ich ausgestanden habe!«
    Ben sah sie liebevoll an und fragte besorgt: »Bist du okay?«
    Onisha nickte, unfähig etwas zu sagen. Sie sehnte sich nach
Tageslicht und Sonne, die sie wärmte. Aber hier unter der Pyramide war nur
feuchte Kälte, die in alle

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