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Das Reich der Schatten

Das Reich der Schatten

Titel: Das Reich der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aileen P. Roberts
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von ihrem Training zu erzählen, doch sie konnte ihn nirgends entdecken, stattdessen bekam sie eine Diskussion zwischen Taramin und Gheros mit. Die beiden standen mit dem Rücken zu ihr und blickten zum Höhlenausgang hinaus.
    »Ich sage dir, Targon hat vollkommen recht. Es ist besser, man hält ihn fern von denen, die sich in die Nebel der Ewigkeit begeben«, verkündete Taramin im Brustton der Überzeugung.
    »Das mag schon sein, aber wäre es nicht trotzdem wichtig, ihn anzuleiten?«, wandte Gheros ein. »Schließlich ist es die Aufgabe eines jeden Tuavinn.«
    Taramin schnaubte. »Er besitzt ohnehin wenig Tuavinn-Blut. Ich halte ihn für eine Gefahr.«
    »Habt ihr Ragnar gesehen?«, fragte Lena unvermittelt.
    Die schuldbewussten Gesichter der beiden bestätigten nur, was sie ohnehin schon vermutet hatte – sie hatten über Ragnar gesprochen.
    »Er ist draußen.« Gheros deutete ein Lächeln an, dann fasste er Taramin am Arm und wandte sich eilig ab.
    Ohne zu fragen, was vorgefallen war, hastete sie nach draußen. Selbst das dichte Blätterdach konnte den strömenden Regen nicht völlig abhalten, und Lena fand Ragnar, wie er nahe dem Eingang zum Felsenlabyrinth stand.
    Das Wasser platschte unter ihren Füßen, als sie zu ihm rannte.
    »Hey, was stehst du denn hier draußen rum?« Lena zog die Schultern ein und sah zu ihm auf. Aus seinen langen Haaren tropfte Wasser, Regen rann über sein starres Gesicht, und sie erkannte, dass er die Fäuste geballt hatte.
    »Eine alte Frau vom Bergvolk. Sie möchte in die Nebel der Ewigkeit geleitet werden«, presste er zwischen den Zähnen hervor.
    »Und?«
    Wütend fuhr er zu ihr herum. »Und? Targon leitet Aravyn dabei an, die Frau zu begleiten. Mich lässt er dabei außen vor – wieder einmal!«
    »Ach, Ragnar«, seufzte sie und streichelte vorsichtig seinen Rücken. »Vielleicht bist du einfach noch nicht so weit.«
    Sie erschrak über den zornigen Ausdruck in seinen Augen.
    »Sie verwehren mir das, was jeder junge Tuavinn lernt. Die wenigsten geben es zu, aber sie hassen mich dafür, dass ich dazu in der Lage bin, eine Verbindung zwischen Elvancor und unserer alten Welt zu schaffen.«
    »Vielleicht haben sie auch einfach Angst und wissen nicht, wie sie mit deiner Gabe umgehen sollen«, entgegnete Lena vorsichtig.
    Ragnar runzelte die Stirn, strich sich das Regenwasser aus dem Gesicht. »Es ist genau wie damals in Island«, sagte er bitter, »ich bin anders als die anderen – abnormal.«
    »Ich mag dich so, wie du bist.«
    Stumm sah Ragnar zu ihr hinab und wollte gerade etwas erwidern, als drei Gestalten zwischen den Felsen hervortraten. Targon und Aravyn, Letztere führte eine hutzelige Frau mit weißem Haar am Arm. Kurz starrte Ragnar zu ihnen herüber, dann drehte er sich ruckartig um und rannte davon. Lena zögerte, ob sie ihm folgen sollte, aber da rief Aravyn ihren Namen, und sie ging langsam auf die drei zu.
    Sie waren unter einem der mächtigen Laubbäume stehen geblieben. Hier drangen kaum Wassertropfen durch das Blätterdach.
    »Das ist Sarena«, stellte Aravyn die kleine Frau vor.
    Deren Gesicht war von zahlreichen Runzeln gezeichnet, doch ihre Augen blickten noch ungemein wach zu ihr auf. »Die junge Tuavinn erzählte mir, du kämst von jenseits der Schwelle.« Ruhig und freundlich sprach Sarena, betrachtete Lena neugierig. »Es ist mir eine Freude, eine Nachfahrin der Begründer unseres Volkes zu treffen, bevor ich in die Ewigkeit gehe.«
    Lena lächelte, wusste nicht, was sie sagen sollte. Sofern Ragnar recht behielt, würde Sarena jetzt sterben, dennoch wirkte sie so gefasst, beinahe schon entspannt.
    Sarenas faltige, von harter Arbeit gezeichnete Hand erfasste die von Lena noch erstaunlich kräftig. »Es ist wunderbar in Elvancor, genieße die Tage in diesem Land.«
    »Ja, das werde ich«, erwiderte Lena, dann konnte sie sich eine Frage doch nicht verkneifen. »Wo kommst du denn her, Sarena? Und weshalb möchtest du in die Ewigkeit gehen? Bist du etwa krank?« Sie sah nicht danach aus, und die alte Frau schüttelte milde lächelnd den Kopf.
    »Ich komme aus einem Bergdorf, das drei Tagesmärsche von diesen Höhlen liegt.« Sie kicherte. »Zumindest drei Tagesmärsche, wenn man so viele Triaden hat aufgehen sehen wie ich.«
    »Die Bergleute, die nach den alten Lehren der Tuavinn leben, steigen zu uns empor, wenn sie denken, ihre Tage in Elvancor sind abgelaufen«, erklärte Aravyn mit sanfter Stimme. »Wir Tuavinn spüren es, wenn jemand bereit ist

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