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Das Reich der Schatten

Das Reich der Schatten

Titel: Das Reich der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aileen P. Roberts
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weiterzugehen und holen ihn ab.«
    »Ja, und ich habe mich entschlossen.« Bewundernd blickte Sarena zu Aravyn empor. »Ich durfte zwei gesunde Kinder gebären und sogar die Kinder meiner Enkel das Licht Elvancors erblicken sehen – ich hatte ein gutes Leben.« Sie seufzte tief, blickte hinauf in die Baumwipfel. »Doch mein Mann wurde vor einer Weile von einem Bergrutsch mit in die Ewigkeit genommen. Jetzt möchte ich ihm folgen.«
    »Eine weise Entscheidung«, bemerkte Targon.
    Was Sarena sagte, brachte Lena ins Grübeln. Die Frau sah alt aus, doch sicher war es ein schwerer Entschluss, sich von seinem Leben zu trennen, wenn man eigentlich noch rüstig und gesund war. Langsam ahnte sie, dass es den Fürsten ähnlich erging, umso mehr bewunderte sie Sarena.
    »Targon und ich begleiten dich«, versicherte Aravyn ihr und legte ihr eine Hand auf die Schulter.
    »Ich bin bereit.«
    »Targon wird nun einen Erdgeist beschwören«, erläuterte Aravyn ruhig und geduldig. »Der bringt uns zu den Gipfeln von Avarinn, und von dort aus geleiten wir dich in die Nebel der Ewigkeit.«
    Ein kurzer Blick zurück zu ihrem Onkel, aber Targon nickte anerkennend.
    »Tritt zurück, Lena«, verlangte er dann knapp.
    Lena befolgte seine Worte, beobachtete Sarena, die nun ihre Augen schloss, ein friedliches Lächeln auf den Lippen. Aravyn stand dicht hinter ihr, beide Hände auf ihren Schultern. Targon legte seine Handflächen auf den Boden, murmelte einige Worte, und kurz darauf umschloss ein brauner Wirbel die Tuavinn und die Menschenfrau und nahm sie mit sich.
    Eine Gänsehaut überzog Lenas gesamten Körper – so war es also, wenn ein Tuavinn jemanden in die Ewigkeit geleitete. Vielleicht war sie damals mit Ragnar gar nicht so falschgelegen, vielleicht waren sie doch eine Art Todesengel. Manch einer sanft und liebevoll wie Aravyn oder auch bedrohlich wie Ilragar und Wenlann – es kam wohl darauf an, wem sie den Tod brachten.

Kapitel 15
    Schrecken
    I ch wünschte wirklich, wir könnten auf dem Fluss zurück nach Talad reisen.« Onkel Ureat rieb sich sein Hinterteil und ließ sich wieder in den Sattel plumpsen, woraufhin sein stämmiger Brauner die Ohren anlegte.
    Einen Großteil des Weges von Talad nach Erborg hatten sie auf einem Floß zurückgelegt, und die reißende Strömung hatte sie rasch bis zum Linnron und dann das Flussdelta hinab bis Erborg gebracht. Nun mussten sie flussaufwärts zurückreiten, und Onkel Ureat stöhnte mit jedem Tag mehr. Kians Blick wanderte hinauf in den Himmel. Die magische Triade war nun schon seit einer ganzen Weile verblasst, die Monde füllten sich unaufhaltsam. Ob alle Fürsten oder deren Vertreter aus Crosgan und Erborg gleichzeitig eintreffen würden, blieb ungewiss. Sie hatten es abgelehnt, sofort mit Ureat zu reiten. Noch immer dachte Kian über das nach, was er heimlich mitangehört hatte. Später hatten die Fürsten öffentlich verkündet, persönlich an dem Treffen teilzunehmen, doch nicht alles war von ihnen offenbart worden.
    Ich habe geschworen, Lena zu beschützen und …
    Ein Warnruf riss ihn aus seinen Gedanken. Mit einer Eskorte von zehn Kriegern aus Talad ritten Kian und Ureat in Richtung Heimat. Teros an der Spitze, wie immer trug er seine zahlreichen Messer am Gürtel, hatte nun angehalten. Sofort zogen alle ihre Waffen, selbst sein Onkel zerrte sein kurzes Schwert hervor. Eben hatte er noch wie ein alter Mann gewirkt, doch nun drückte seine Miene Entschlossenheit aus.
    Kian trieb sein Pferd vorwärts und sah sich wachsam nach allen Seiten um. Rechts von ihnen strömte leise der Fluss dahin, zu ihrer Linken erstreckte sich ein hügeliges Gebiet mit niedrigen Bäumen.
    »Was ist los, Teros?«, vernahm Kian Ureats Stimme hinter sich.
    »Ein Toter.«
    Nun entdeckte auch Kian den Mann. Mit dem Rücken auf dem Boden, die Augen starr in den Himmel gerichtet, lag er da. Kian sprang aus dem Sattel, um ihn zu untersuchen. Eine Verletzung konnte er nicht erkennen, doch der entsetzte Ausdruck, der sich im letzten Moment seines Lebens in das Gesicht des Mannes gebrannt hatte, war eindeutig.
    »Rodhakan!«, schloss Ureat.
    Kian nickte nur und blickte sich um. Der Tote war noch warm, hatte sein Leben erst vor Kurzem ausgehaucht. »Seid achtsam«, sagte er daher leise.
    »Verbrennt den Mann«, befahl Ureat. »Dann reiten wir noch ein Stück weiter, bevor es vollends finster wird.«
    So zogen sie weiter, doch die Stimmung blieb angespannt. Niemand sprach ein Wort, jeder war wachsam, und so manch

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